Meschendorf: Familie kämpft um Küstenschutz und das eigene Zuhause

Manch andere hätten sicherlich längst die Flinte ins Korn geworfen. Ilse (65) und Peter Roeder (67) aber haben sich geschworen, den Kampf mit Wind und Wellen und vor allem mit den Behörden weiterzuführen. Ein verständlicher Entschluss, denn ihr Grundstück liegt nur noch knapp 30 Meter von der Steilküste entfernt und die Naturgewalten versuchen schon seit Jahrzehnten, ihnen ihr Zuhause zu nehmen. Die staatlichen Ämter hatten sie deshalb seit 1993 immer wieder gedrängt, ihr Haus aufzugeben und fortzuziehen. Doch immer wieder gelang es dem Ehepaar auf eigene Kosten, mit Hilfe von Familie, Freunden und entsprechender Technik den Landverlust rückgängig zu machen. „Auf das Verlangen der Ämter, hier wegzuziehen, ließen wir uns nicht ein. Stattdessen haben wir immer wieder Bagger, Radlader und Lastwagen anrollen lassen. Die sorgten zumindest teilweise dafür, dass das Land, das sich die See geholt hatte, wieder aufgeschüttet werden konnte. Außerdem haben wir damals sogar im Auftrag des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg und auf eigene Kosten einen Steinwall im Strandbereich und parallel zur Küste im Wasser errichtet“, erzählt das Ehepaar der OSTSEE-ZEITUNG, als diese vor über zwei Jahren „Dorfgeschichten“ über Meschendorf schrieb. Als sich die OZ im Juni 2018 von den Roeders verabschiedete, gaben diese ihr mit auf den Weg, dass sie im Kampf um ihr Eigentum nicht nachlassen würden. Das Buch „Dorfgeschichten vom Salzhaff bis Bad Doberan“ ist nicht das erste in der Reihe. Mittlerweile sind Dorfporträts, die in den Lokalausgaben der OSTSEE-ZEITUNG erschienen sind, in vier Bänden im Hinstorff-Verlag veröffentlicht worden. Zwei erzählen Geschichten von der Insel Rügen, eines rund ums Fischland und Ribnitz-Damgarten und ein weiteres von Dörfern entlang der westlichen Ostseeküste. „Dorfgeschichten vom Salzhaff bis Bad Doberan“, ISBN 978-3-356-02290-2, kostet 20 Euro und ist unter anderem in den Service-Centern der Ostsee-Zeitung in Rostock, Richard-Wagner-Straße 1a, oder Wismar, Mecklenburger Straße 28, oder im Shop auf www.ostsee-zeitung.de erhältlich. Sturmflut im Winter 2019 machte vieles zunichte: Daran haben sie sich gehalten, wenngleich die Umstände alles andere als günstig sind. Vor allem die große Sturmflut im Winter 2019 machte vieles zunichte, was die Roeders zum Schutz von Küste und Anwesen errichtet hatten. Vor allem die Steinpackung an der Küste wurde so zerstört, dass sie kaum noch schützt. „Das Wasser bricht die Küste am östlichen Ende der Steinpackung ab und frisst sich auf unser Haus zu. Deshalb müsste schnellstmöglich die Genehmigung zur Bodenverkippung an dieser Stelle erteilt werden“, sagt Peter Roeder. Dass hier umgehend etwas geschehen muss, unterstrich auch MV-Umweltminister Till Backhaus (SPD) auf mehreren Ortsterminen. Bei einem dieser Besuche wurde er auch vom ZDF-Magazin Terra Xpress begleitet, das deutschlandweit auf das Meschendorfer Problem aufmerksam machte. Es berichtete dabei auch von Backhaus’ Empfehlung an die Ämter, so schnell wie möglich die Genehmigung zur erneuten Aufschüttung zu geben. Auch die Steinpackungen wollten die vom Meer Bedrohten umgehend erneuern. Doch sowohl auf die Genehmigung der Aufschüttung als auch auf die zur Erneuerung des Walls warten die Roeders bislang vergeblich. Kritik an mangelhaftem Küstenschutz: Stattdessen versucht die Neubukower Amtsverwaltung, leichtsinnige Schaulustige mit Bauzäunen vom Betreten der Steilküste abzuhalten. Darüber schütteln nicht nur die Roeders den Kopf: „ Das kann doch keine Dauerlösung sein! Gerade in diesem Tourismusgebiet muss doch der Küstenschutz eine entscheidende Rolle spielen.“ Deshalb gibt es auch in der Gemeinde Unverständnis, dass das von den Zeltplatzbetreibern auf Verlangen der Ämter aufgestellte Küstenschutzkonzept vom Landkreis abgelehnt wurde. „Der Entwurf erfasste den Bereich vom Ostseekamp bis einschließlich Dorf. Es hätte nach meiner Auffassung dafür gesorgt, dass Strand und Steilküste nicht mehr so stark in Mitleidenschaft gezogen worden wären“, sagt Peter Roeder. Auf jeden Fall müsse umgehend eine Lösung her, die Menschen und Küste schütze, meint er. Keinen Zweifel lässt er aufkommen, dass er und seine Familie bereit sind, weiter daran mitzuarbeiten. Lesen Sie auch: Bartenshagen: Ex-Bürgermeisterin Kalweit weiterhin in Gemeinde aktiv Salzhaff bis Bad Doberan: Neues Buch mit Dorfgeschichten von OZ Kleine Gemeinden an der Ostsee: Forderung nach mehr Küstenschutz Immer im Kampf mit dem Meer Von Werner Geske