Nachbarschaftsstreit in Kühlungsborn: Diese Mauer entzweit Anwohner

Die Mauer muss weg, finden Marielore und Hans-Rüdiger Dorst. Das Ehepaar stört sich an einem Bauwerk in unmittelbarer Nähe zu seinem Eigenheim im Achterstieg in Kühlungsborn. „Wir schauen von unserem Wohnzimmer genau darauf“, sagt Hans-Rüdiger Dorst. Er ist überzeugt, dass die Mauer in dieser Form gar nicht erst hätte gebaut werden dürfen. Schräg gegenüber ihrem Haus führt ein kleiner Sandweg direkt an dem Bauwerk vorbei. Dabei handele es sich um einen Fußweg, habe Bauamtsleiterin Peggy Westphal gesagt. An sie hatten sich die Dorsts mit ihrem Anliegen gewandet. Die Amtsleiterin habe deshalb den Bau für rechtens erklärt. „Wir haben das alles recherchiert“, sagt er. Das Ehepaar wälzte Satzungen und Bebauungspläne. Mauer auf der Grundstücksgrenze verboten: Daraus gehe ihrer Ansicht nach eindeutig hervor, dass es sich nicht um einen Fußweg, sondern um eine Verkehrsfläche zur besonderen Nutzung handele. Dafür gelten andere Regeln. So sei etwa der Bau direkt auf der Grundstücksgrenze nicht zulässig. Stattdessen müsste, so Hans-Rüdiger Dorst, zwischen Weg und Mauer eine Hecke gepflanzt werden. Das wäre nach Ansicht von Marielore und Hans-Rüdiger Dorst auch optisch von Vorteil. Denn ihren Recherchen zufolge lasse die Gestaltungssatzung der Stadt ein solches Bauwerk überhaupt nicht zu. Dort sei vorgeschrieben, dass zur Begrenzung von Grundstücken lediglich Zäune und Hecken errichtet werden dürfen. Anwohner vermuten Absicht: Die Beiden wohnen seit 14 Jahren in Kühlungsborn. Ursprünglich kommen sie aus Brandenburg. „Wir haben das Grundstück hier damals auch wegen der freien Blickachse gekauft“, sagt er. Die sei nun durch die Mauer versperrt. „Wenn wir das Haus mal verkaufen, weil wir ins Heim gehen oder so, mindert das den Wiederverkaufswert.“ Das Ehepaar versuchte deshalb bis zur letzten Minute, den Bau zu verhindern oder zu stoppen. Es beschwerte sich bei Bürgermeister Rüdiger Kozian über Peggy Westphal, trug dem Verwaltungschef sein Anliegen erneut vor und bat um Rückmeldung binnen eines Tages. Die sei jedoch ausgeblieben. Die Anwohner witterten deshalb Absicht. Die Stadt versuche, den Baustopp absichtlich zu verzögern – um den persönlichen Interessen des Grundstückseigentümers zu entsprechen. „Man will Fakten schaffen“, sagt Hans-Rüdiger Dorst. Denn wenn die Mauer erst mal stehe, sei sie nur sehr schwer wieder zu entfernen. Diesen Vorwurf weist der Bürgermeister entschieden zurück. Er verweist stattdessen auf seinen vollen Terminkalender. „Ich habe noch andere Verpflichtungen“, sagt der Bürgermeister. Die Dorsts hätten jedoch zeitnah eine Antwort erhalten, dass man sich mit dem Anliegen auseinandersetze. Stadt: Mauer gehört zu Carport: In ihrer Einschätzung lägen die Anwohner falsch. Bei dem Bauwerk handele es sich nicht um eine Mauer zur Grundstücksbegrenzung. „Die hätten wir nie genehmigt“, sagt Rüdiger Kozian. „Das ist die Seitenwand eines Carports, das der Eigentümer dort baut.“ Deshalb dürfe sie auf der Grundstücksgrenze stehen. Um es zu verschönern, wolle der Bauherr das Bauwerk, das an der höchsten Stelle 2,60 Meter hoch ist, zudem mit Holzlatten verkleiden. „Das sieht später aus wie ein Zaun“, sagt der Bürgermeister. „Der Fall liegt zur Prüfung bei der unteren Bauaufsichtsbehörde“, sagt Bürgermeister Rüdiger Kozian. An die haben sich sowohl die Stadt als auch die Dorsts gewandt. „Von dort werden wir eine abschließende Stellungnahme erhalten, wie zu verfahren ist“, sagt Rüdiger Kozian. Das sei dann bindend – für beide Seiten. Mehr aus Kühlungsborn: OZ-Karte zu Bauarbeiten in Kühlungsborn: Diese Straßen werden gesperrt Das sind die neuen Pläne für das Hotel am Bootshafen in Kühlungsborn Von Cora Meyer