Neubau Bussardstraße in Bad Doberan: Ermittlungen eingestellt

Die Kostenexplosion beim Neubau an der Bussardstraße wird keine weiteren Konsequenzen haben. „Die weiteren Ermittlungen gegen den Geschäftsführer und den Aufsichtsrat sind eingestellt“, informiert Bürgermeister Jochen Arenz (parteilos) nach der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter. Diese hatten nicht öffentlich darüber beraten. Hannes Roggelin (UDI) fordert unterdessen eine öffentliche Rehabilitierung der abberufenen Aufsichtsratsmitglieder Franz Berndt (UDI) und Uwe Schenk (SPD). An der Bussardstraße in Bad Doberan baut die Wohnungsbau- und Investitionsgesellschaft mbH Bad Doberan (WIG) ein Mehrfamilienhaus mit 35 Wohnungen. Die WIG ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt. Im Mai dieses Jahres wurde bekannt, dass die Kosten von 5,2 Millionen Euro auf bis zu 7,5 Millionen Euro gestiegen sind. Daraufhin hat die Stadtvertretung einen Wirtschaftsprüfer und einen Rechtsanwalt beauftragt, die wirtschaftliche Auswirkungen und Fehler im Verfahren untersuchen sollten. Aufsichtsrat verliert drei Mitglieder: Der Aufsichtsratvorsitzende Andreas Markgraf (Für Doberan) war nach Bekanntwerden der Kostenexplosion zurückgetreten, die Aufsichtsratmitglieder Uwe Schenk und Franz Berndt sind von der Stadtvertretung abberufen worden. Grund: Die Mehrheit der Stadtvertreter hatte an dem Willen der beiden Männer gezweifelt, „eventuellen wirtschaftlichen Schaden der WIG mbH feststellen zu lassen.“ Das Vertrauensverhältnis sei nachhaltig gestört, sagte damals Tim Schwanbeck (JA). Lesen Sie auch: Ehemaliges Aufsichtsrats-Mitglied: „Ich fühle mich angegriffen.“ Der neu gewählte Aufsichtsratsvorsitzende Marcus Fourmont (JA) hatte im August in einer Erklärung des Aufsichtsrates informiert, dass der Architekt seinen Pflichten zur Kostenverfolgung nicht ausreichend nachgekommen sei. Andererseits habe der Bauherr fällige und notwendige Leistungen nicht abgerufen, nicht kontrolliert und das Projekt unabhängig davon fortgesetzt. „Sowohl die Leistungen des Architekten als langjähriger Planer im Wohnungsbau als auch das Vorgehen des als sachkundig einzuschätzenden Bauherren zur Realisierung eines hoch kostenrelevanten Bauvorhabens im vermieteten Wohnungsbau sind aus Sicht des Aufsichtsrats und abweichend früherer Einschätzungen nicht akzeptabel“, so Fourmont damals. Verfehlungen würden nicht weiterverfolgt: Der Architekt haben seine Pflichten verletzt, bei der Geschäftsführung wurden Versäumnisse festgestellt: „Das ist so“, bestätigt Marcus Fourmont jetzt erneut. „Es macht leider keinen Sinn, die Leute zu belangen, bei allen Fehlern, die passiert sind.“ Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis. „Die Anwaltskosten wären höher als das, was wir herausbekommen könnten“, so der Aufsichtsratsvorsitzende. Das Gremium folge dem Votum der Stadtvertreter und werde keine weitere Prüfung in die Wege leiten. In der Stadtvertretersitzung seien in einer Aussprache die Fehler noch mal besprochen und ausgewertet worden. „Ich kann sagen, wir haben daraus gelernt.“ Lesen Sie auch Investor will Hafenviertel in Kühlungsborn entwickeln Bad Doberan: Lessing-Hort soll laut Volksvertretern ins Kornhaus ziehen Bad Doberan: Bürgermeister kritisiert Corona-Regeln und bekommt Ärger „Die Anschuldigungen gegen den Aufsichtsrat haben sich nicht bestätigt“, sagt Hannes Roggelin. Laut Gutachten habe es keine Verfehlungen des Gremiums gegeben. „Ich fordere eine öffentliche Rehabilitierung der Mitglieder Uwe Schenk und Franz Berndt.“ Die beiden Männer hatten ebenfalls ein Gutachten erstellt, in dem sie untersuchten, wie es zu den Kostensteigerungen kommen konnte. „Da gibt es keine großen Unterschiede zum jetzt beauftragten Gutachten“, so Roggelin. Der Neubau wird voraussichtlich im Januar 2021 fertiggestellt. Um die Mehrkosten aufzufangen, wurde ein Darlehen aufgenommen. Die Anzahl der Sozialwohnungen, bei denen die Miete auf 5,50 Euro pro Quadratmeter gedeckelt ist, wurde um 10 auf 20 reduziert. „Die Kosten für den Bau werden jetzt bei knapp über sieben Millionen Euro liegen“, sagt Marcus Fourmont. Die 15 frei vermietbaren Wohnungen seien alle vergeben. „Durch gewissenhafte Arbeit haben sich die Kosten nicht weiter erhöht.“ Von Anja Levien