Neue Besitzer machen Mühle zum Atelier

Die 103 Jahre alte Holländerwindmühle in Neubukow ist zum Kunstobjekt geworden. Es scheint, nun hat sie ihre neue Bestimmung gefunden. Denn in der Vergangenheit bereitete sie ein wenig Herzschmerz: Der Mühlenverein konnte das historische und damals stark sanierungsbedürftige Gebäude nicht mehr halten. Es musste 2011 verkauft werden. Die neuen Besitzer haben das alte Bauwerk mit viel Liebe saniert. Grit und Hartmut Zippel aus Perleberg arbeiten leidenschaftlich gerne handwerklich. „Wir waren uns der Verantwortung bewusst, dieses einmalige Bauwerk für die Zukunft zu erhalten“, sagt Grit Zippel. Doch was da genau auf sie zukam, merkte das Ehepaar erst so richtig bei der Sanierung. Es galt, den Hausschwamm zu vernichten. Ein schwieriges Unterfangen, bei dem das Paar darauf achtete, trotzdem so viel wie möglich vom alten Gebäude zu erhalten. „Der Sichter, ein Gerät, mit dem das Mehl durchgerüttelt wurde, und der Reinigungsboden befinden sich noch im Originalzustand. Uns war auch wichtig, den Gesamteindruck einer arbeitenden Mühle nicht außer Acht zulassen", so die 48-Jährige. Die Mühle dient als Ferienunterkunft vorrangig für die beiden. Die Schlafräume und Sanitäreinrichtungen wurden in der Tenne untergebracht, sodass keine Trennwände das Innere des Mühlenkörpers stören. „Man lebt mit der Technik und wir haben die erhaltenen Elemente der Technik nicht zweckentfremdet, sondern aufgearbeitet und in ihrer ursprünglichen Nutzung erhalten." Nach der Innensanierung ging es außen weiter. Dort mussten unter anderem etwa 8000 handgespaltete Holzschindeln aus sibirischer Lärche mit etwa 30 000 Nägeln am neu isolierten Mühlenträger angebracht werden. Damit der Charme der Mühle erhalten bleibt, achteten die Zippels darauf, die Fenster in der alten Optik zu erhalten. Als dann alles wieder erstrahlte, fehlte irgendwie doch noch etwas. Grit Zippel ist nicht nur als Orthopädietechnikerin eine Fachfrau der Anatomie des menschlichen Körpers. Sie ist in gewisser Weise auch Künstlerin mit handwerklicher Begabung. Durch ihren Mann ermuntert, schuf sie bunte Skulpturen für den Garten und das Haus, die sich „Die Natürliche“, „Der Bote“, „Die Gezähmte“, „Der Wartende“, „Der Denker“ und „Der Alptraum“ nennen. Eigentlich brauchen sie gar keine Namen, denn die menschlich wirkenden Figuren besitzen eine Ausstrahlung, die berührt. „Die Natürliche“ wirkt so zart, ist ganz Waldfrau und Lauscherin der Natur. Eine besondere Art, die Grit Zippel geschaffen hat, um Gefühle in Kunst zu formen. Doch auch die anderen Skulpturen, die keck über die Brüstung schauen, müßig im Garten sitzen, lasziv an der Wand lehnen oder fordernd in Rot und Schwarz den Betrachter anschauen, scheinen sich aus der Erstarrung lösen zu können, um lebendig geworden, im Garten umherzuspazieren. Gute Geister sozusagen, die das Heim bewachen. „Ich habe noch so viele Ideen, wo die Skulpturen stehen könnten. Wie in Parks, alten Fabrikgeländen oder in einer Düne von Rerik“, sagt Grit Zippel. „Begonnen habe ich vor etwa sieben Jahren. Ich schweiße, schmiede und gieße. Die Figuren bestehen aus Gießharz. Ich stelle sie teilweise selbst her. Der Grundkörper ist eine Schaufensterpuppe, die ich dann meinen Gestaltungswünschen anpasse.“ Vor etwa drei Jahren entstanden erste Skulpturen wie „Der Träumer“. Sie wollte einfach ihrer Kreativität Ausdruck verleihen. „Der Bote“ wartet nun Tag für Tag auf Post und Gäste — und erwirkt stets ein Schmunzeln über so viel Farbe am (fast) menschlichen Körper. Ich habe noch so viele Ideen, wo die Skulpturen stehen könnten.“Grit Zippel, Besitzerin der Mühle in Neubukow Sabine Hügelland

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