Proben für das Hexengericht

Zurzeit proben Laiendarsteller in Kröpelin für das Bühnenstück „Die Hexe von Kröpelin“, das am 24. Juni um 20 Uhr neu aufgeführt wird. Zwischen Rathaus und Kirche stellen sie den Prozess von 1666 gegen Kunigunde (Köneke) Latsch nach, gespielt von Ilka Richter, die einen umfangreichen Text zu lernen hat. Aus Unwissenheit, Boshaftigkeit und Angst der Mitmenschen wurden im Mittelalter Frauen als Hexen angezeigt und auf Scheiterhaufen öffentlich verbrannt. Vieh und Menschen sollen sie krank gemacht haben mit ihrer Hexerei. Auch im heutigen Mecklenburg-Vorpommern fanden Prozesse gegen „von Satan besessene Weiber“ statt. In Kröpelin, so ist es im Stadtmuseum zu lesen, kam es in der Zeit von 1665 bis 1668 zu Hexenprozessen, bei denen elf Menschen, darunter sogar sieben Männer, zum Tode verurteilt wurden. Damit ist die Aufführung auch eine Exkursion in die Kröpeliner Stadtgeschichte. 1999 zur 750-Jahrfeier der Stadt wurde das Theaterstück das erste Mal aufgeführt. 2004 gab es das Stück noch einmal zu sehen. Das Schauspiel in sieben Bildern schrieb die Pädagogin und damalige Stadtvertretervorsteherin Elisabeth Cordshagen. Sie fand eine interessante Idee, um die Hexenverbrennung ins Stück zu integrieren. Sie ließ Köneke Latsch einen Traum träumen. 15 erwachsene Laiendarsteller und einige Kinder erfüllen das Theaterstück mit Leben. Pastor Olaf Pleban, der sichtbar Freude an seiner Arbeit als Regisseur hat, sagt: „Die Kröpeliner finden sich sehr gut in das Thema ein. Es ist ein Drama, das die Geschichte widerspiegelt.“ Trotzdem dürfen und sollen natürlich die Darsteller auch Freude am Spiel haben und das zeigen sie, indem sie darin künstlerisch aufgehen. „Es ist ein Kapitel in der Stadtgeschichte, das nicht verheimlicht werden sollte“, sagt Horst Wendt, der den Bürgermeister beim Prozess spielt: Köneke Latsch wird nach Folter und juristischer Prüfung durch Vertreter der Universität Greifswald verurteilt und auf dem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt. „Es ist nun mal eine wahre Begebenheit“, sagte Rosi Lübs, die als Karnevalspräsidentin sowieso schon schauspielerisches Talent besitzt. Sie darf im Stück mal richtig böse sein und als „Die Plückhahn'sche“ tratschen, was ihr sichtlich Vergnügen bereitet. Denn schnell fanden sich Klatschweiber zusammen, die daran Gefallen fanden, Köneke Latsch die Schuld für das Viehsterben in der Stadt unterzujubeln und sie als Hexe zu verunglimpfen. Bei den Proben wird aber auch schon mal gelacht, wenn der Text spurlos aus dem Gedächtnis verschwindet oder sich ein Versprecher sich einschleicht. Bei solchen kleinen Pannen auf der Bühne hilft Stadtbibliothekarin Elke Peters als Souffleuse aus. Eine kurze Pause mit einem Heißgetränk in der kalten Kirche bringt dann wieder die Konzentrationsfähigkeit zurück. „Ich freue mich auf den Auftritt“, meint Heiko Käker, der den Ehemann der Verurteilten spielt und auch im Satower Theater „Thias“ mitwirkt, wo heute wieder eine Aufführung stattfindet. Die „Hexe“ Köneke Latsch wird am Ende als besessen betrachtet und auch, wenn sie ihre Unschuld beteuert, die lange Folter und monatelange Haft machen sie schließlich mürbe. Eindrucksvoll ist da die schöne Stimme von Hexendarstellerin Ilka Richter, die in der Kirche und mit trauriger Melodie leichte Gänseschauer hervorruft. „Sie ward als Hexe belegt, als solche erkannt und für schuldig befunden“, lautet schließlich das im Jahr 1666 beschlossene Urteil. Für die Kröpeliner war es damals ausgeübtes Recht, als mit Köneke Latsch eine der ihren im Feuer endete. Die Hexe von Kröpelin Das Theaterstück „Die Hexe von Kröpelin“ wird am 24. Juni um 20 Uhr bei freiem Eintritt zwischen dem Rathaus und der Kirche in Kröpelin aufgeführt. 15 Schauspieler und einige Kinder spielen mit. Die Blütezeit der Hexenprozesse in Kröpelin fällt auf die Zeit 20 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 — 1648). Der bekannteste Fall handelt von Köneke Latsch. Sie wurde beschuldigt, für Krankheiten unter dem Vieh verantwortlich zu sein. Köneke Latsch wurde verhaftet, Tage und Wochen lang verhört und gefoltert. Nach Monaten in Haft, mehreren Prozessen, weiteren Folterungen und der Beschuldigung durch ihre eigene Schwester, brach die Frau zusammen und gestand, der Hexerei fähig zu sein. Am 10. September 1666 wurde sie öffentlich verbrannt. Es ist ein Kapitel in der Stadtgeschichte, das nicht verheimlicht werden sollte.“Horst Wendt, Darsteller in „Die Hexe von Kröpelin“ Sabine Hügelland

Kröpelin - Proben für das Hexengericht