Neubukower Maschinenbauer steigt ins 3-D-Druck-Geschäft ein

Die Pandemie setzt auch in der noch tätigen Wirtschaft den meisten zu. Selbst die Neubukower Sondermaschinenbauer von der Dethloff und Lange GmbH, die seit Jahren breit aufgestellt ist und Anlagen sowohl für die Luft- und Raumfahrt als auch für die Lebensmittelindustrie, die Werften und die Forschung produziert, gerät wegen Corona unter Druck: „Im gesamten Maschinenbau und bei den Zulieferern sorgen fehlende Perspektiven für Ängste bei der Auftragsvergabe – das hemmt uns fürchterlich“, sagt dazu Rudolf Lange. Er ist hier wie Carsten Dethloff geschäftsführender Gesellschafter und ergänzt: „Wir schieben seit dem Ausbruch der Pandemie theoretisch ein Auftragsvolumen vor uns her, das gut drei, vier, fünf Monate Arbeit bedeuten könnte, wenn die Aufträge von unseren langjährigen Partnern erteilt werden würden. Doch selbst diese Firmen wissen nicht, wie ihre Zukunft aussieht. Und in der Lebensmittelbranche kommen wir Zulieferer wegen der Infektionsgefahr jetzt gar nicht in die Produktionsstätten rein. Deshalb müssen auch bei uns von den insgesamt 40 Mitarbeitern immer mehr das Mittel der Kurzarbeit nutzen.“ Sparkasse sorgte in kurzer Frist für Finanzierung: Trotz allem haben die Schliemannstädter bereits im Vorjahr Schritte nach vorn gewagt und einiges investiert. „Auch wenn wir nicht in die Glaskugel gucken können und nicht wissen, wie lange das alles anhalten wird, haben wir in einheitliche Soft- und Hardware investiert. Zum einen, um die Struktur der Firma zu glätten, und zum anderen, um ganz vorn mit dabei zu sein, wenn es wieder richtig losgeht. Wir wollen gestärkt aus dieser Situation herauskommen“, erklärt Rudolf Lange und zeigt auf ein nagelneues 500 000-Euro-Fräsbearbeitungszentrum, das gerade in der Werkhalle eingerichtet wird: „Wenn man diese Strategie nicht fährt, ist man auf einmal abgehängt, wenn wieder auf einem höheren Level produziert wird.“ Doch selbst wenn die Mitarbeiter „voll mit durchziehen“, was Rudolf Lange allen bescheinigt, bleibe die Frage, wie lange das alles noch finanziert werden könne. Im Frühjahr 2020 hatten die Neubukower die Möglichkeiten eines Überbrückungskredits genutzt: „Da hat man zwar die Stundung der Tilgung für zwei Jahre, aber dann kommt sie wie ein Hammer auf die Zinsen drauf, die höher sind, als wenn ich mir privat einen Kredit hole.“ Trotzdem sei das Geld eine wichtige Hilfe für die Investitionen gewesen und der Diplomingenieur ist der Ospa sehr dankbar, weil sie sich im Gegensatz zur Hausbank des Unternehmens damit nicht so schwer getan habe: „Die Sparkasse hat innerhalb kürzester Zeit – ich glaube es waren zwei Wochen – dafür gesorgt, dass wir diese Finanzierung bekommen. Mit denen machen wir mehr.“ Derzeit liefen gerade wieder Gespräche, denn es wurde Dethloff & Lange ein Förderprojekt im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) genehmigt, „wo es darum geht, hier 3-D-Druck als neues Standbein zu installieren.“ Kooperation mit IAP Kühlungsborn wird ausgebaut: Die Drucker seien schon bestellt und kämen in zwei Wochen, einer könne bis zu einem Kubikmeter große Teile produzieren: „Wir werden damit Kunststoffstrukturen drucken, die eine höhere Festigkeit haben, als man das aus dem Normalfall kennt. Wir arbeiten dabei mit dem Kühlungsborner Institut für Atmosphärenphysik zusammen. Das ist sozusagen ein Startschuss für weitere Kooperationsprojekte mit dem IAP“, sagt Rudolf Lange erwartungsvoll: „3-D-Druck plus Zerspanung, wie wir es hier haben, ist die beste Synergie, die man sich vorstellen kann. Lesen Sie auch Baumarkt in Neubukow darf nicht öffnen: „Das ist politische Willkür“ Kröpeliner Fahrschule bietet erste Fahrstunden im Simulator Kühlungsborn: So forscht das Leibniz-Institut unter Corona-Bedingungen Seitdem in der Branche bekannt ist, dass wir uns so einen großen Drucker anschaffen, haben wir dazu Anfragen von Airbus und von Forschungseinrichtungen – dieser Drucker wird sehr schnell nicht ausreichen.“ Neubukower Teil soll mit der ISS im All fliegen: In Neubukow würden damit Grundlagen entwickelt, „die noch sehr viel Aufsehen erregen werden in der Zukunft“, sagt der 59-Jährige stolz, der nur nebenbei erwähnt, das hier „hoffentlich noch eine kleine Sache“ produziert wird, die im Herbst auf der internationalen Raumstation ISS installiert werden soll. „Obwohl wir öffentlich gar nichts tun, habe ich bestimmt in der Woche mindestens ein bis zwei Anfragen nach unserer Windkraftanlage, weil das Projekt immer noch begehrt ist“, sagt Rudolf Lange von der Dethloff & Lange GmbH in Neubukow. Er betont dann aber auch sofort: „Das nutzt jedoch nichts, wenn wir es nicht produzieren. Wir müssen es vorfinanzieren und suchen deshalb weiter Investoren. Dass da Fremdkapital kommt und wir unser Produkt in diese Firma geben, damit es gefertigt werden kann.“ Derweil können Interessenten in Buschmühlen an der Hauptstraße den sogenannten Dela-Rotor in Aktion erleben und sich über die dort verwirklichte Kombination von Windkraft- und Photovoltaikanlage samt Batteriespeicher informieren. Rudolf Lange gibt hier zudem vertragsrechtliche Tipps – aus eigenem Erleben. Denn er verknüpft hier sogar vier verschiedene Stromtarifverträge: „Wir können den Anwendern also auch sagen, wie die Behördengänge ablaufen müssen.“ „So schwierig wie es jetzt auf der einen Seite ist, so spannend ist die Perspektive. Wenn nun noch die Politik kommen und sagen würde, wir bauen euch eine Brücke und zeigen auch, wie man rüberkommt ... Und es würde vorn nicht nur eine Schranke sein, die kaum jemand zu überwinden weiß, wie es im Moment aufgrund der bürokratischen Hemmnisse ist – das wäre natürlich ein riesengroßer Schritt!“ Von Thomas Hoppe