Noch sieht der Vorplatz im Kühlungsborner Hafen eher trostlos aus. Das wird sich ab September ändern. Dann nämlich entsteht im östlichen Teil der Marina ein neues Jüngstensegelzentrum. Das Gebäude dürfte ein echter Hingucker sein – wellenförmig aus Holz und Glas, auf Stelzen errichtet, mit begehbarem Dach samt Aussichtsplattform. Kostenpunkt:
gut 450 000 Euro. „Damit gehört die Container-Lösung endlich der Vergangenheit an“, sagt Peter Menzel, Vorsitzender des Segelclubs Kühlungsborn. „Wir wollen dem starken Zuwachs in unserer Jugendgruppe gerecht werden und dauerhaft für gute Trainingsbedingungen sorgen.“
Übergangslösung seit neun Jahren
2008 eigentlich nur als Übergangslösung am Hafen aufgebaut, war der 20-Fuß-Container seit Jahren einziges Domizil für die jüngsten Segler samt ihrer kleinen Optimisten-Jollen. „Es war aber seit Langem klar, dass der Container früher oder später einem festen Gebäude weichen muss“, betont Menzel.
Um dafür erfolgreich Fördergelder einzuwerben, hatte die Stadt Kühlungsborn einen entsprechenden Antrag beim Land gestellt – und bekam gestern offiziell den Zuschlag. „Wir freuen uns, das Vorhaben mit gut 340 000 Euro aus dem ,Leader-Topf’ unterstützen zu können“, sagt Vize-Landrat Wolfgang Kraatz (SPD). „Der Kühlungsborner Bootshafen und auch der Segelclub haben sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt – mit den Jüngstensegelzentrum werden jetzt vor allem Kinder und Jugendliche gefördert.“
Darüber hinaus würde sich der Segelclub neben der Jugendarbeit auch vermehrt auf die Ausrichtung von Regatten konzentrieren, so Kraatz: „Hierfür sind zusätzliche sanitäre Einrichtungen und Räumlichkeiten notwendig.“ Im neuen Gebäude sollen Umkleideräume, separate Toiletten und Duschen, ein Schulungsraum mit Pantry-Küche, ein Lagerraum sowie ein Bereich zur zusätzlichen Nutzung entstehen, erklärt Peter Menzel. Besonderes Highlight: das begehbare Dach, auf dem die Besucher weit über die Ostsee gucken können. „Wir wollen diesen Bereich auf jeden Fall für die Öffentlichkeit zugänglich machen.“
Geplanter Einzug
zur Saison 2018
Ziel sei es, dass die Jugendgruppe zur Saison 2018 in das neue Jüngstensegelzentrum einziehen kann, betont der Club-Chef: „Das hängt jetzt davon ab, wie schnell die Verwaltung arbeitet.“ Ein entsprechender Abwägungs- und Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan solle in die nächste Stadtvertreterversammlung eingebracht werden, verspricht Bauamtsleiterin Peggy Westphal: „Damit das Verfahren weiter läuft.“ Parallel dazu wolle er aber noch einmal das Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Forst suchen, sagt Kühlungsborns Bürgermeister Rainer Karl (parteilos): „Ich möchte noch einmal nachfragen, ob man nicht doch den Standort des Gebäudes verändern kann.“
Denn aus seiner Sicht würde das Segelzentrum direkt angrenzend an das Hafenhaus noch mehr Sinn machen, so Karl: „Die Forst war zwar bei einer ersten Anfrage aufgrund des Baumbestandes an dieser Stelle dagegen – aber ich möchte noch nicht aufgeben, ohne zumindest darüber diskutiert zu haben.“
Dabei hatte es in den vergangenen Jahren vor allem bei der Standort-Frage eigentlich schon genug Debatten gegeben: Ein erster Vorschlag im Jahr 2013, der einen Bau auf der westlichen Seite des Hafens vorsah, war am Veto des Bauausschusses gescheitert, der den Weg zum Strand nicht verbaut haben wollte. Ein Jahr später wies das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt darauf hin, dass das Haus mit Blick auf mögliche Wasserstände nicht unter einer Fußbodenhöhe von 4,20 Meter gebaut werden dürfe. Beim dritten Versuch, diesmal schon auf Stelzen konzipiert, sah die Stadtvertretung Sichtachsen versperrt.
Letztlich sei man gemeinsam mit Verein, Planer, Architekt, Bauamt und Hafenbetreiber zu dem Schluss gekommen, das Jüngstensegelzentrum im östlichen Teil des Hafens zu bauen, sagt Peter Menzel:
„Dabei ist an dieser Stelle wegen des vielen Verkehrs die Zuwegung für die Jollen schwierig – hier befinden sich die Slipanlage für die Angelboote, die Tankstelle, die lange Spundwand als Anlegemöglichkeit für die Großsegler und die Krananlagen. Das kann für die Kinder schon gefährlich werden.“
Als Kompromiss sei der Bau einer zusätzlichen Slipanlage mit Treidelsteg für die Jollen geplant, so Menzel. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 423 000 Euro. Auch an diesem Projekt werde sich der Landkreis finanziell beteiligen, erklärt Wolfgang Kraatz: „Ich kann heute schon mal sagen, dass die ,Leader-AG’ das Vorhaben aus dem Fischerei-Fond fördern wird.“
Lennart Plottke