Neuer Kaufmannsladen in Bad Doberan

Wer in „Kaufmann’s Laden“ in Bad Doberan eintritt, nimmt sich einen geflochtenen Korb und kauft vor allem Lebensmittel, die in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt wurden. „Einkaufen soll ein Erlebnis werden“, sagt Detlef Wegner, der zusammen mit Lebensgefährtin Nadja Bredies das neue Geschäft am Markt am Sonnabend eröffnet. Kunden können sich im Unverpackt-Bereich für plastikfreies Einkaufen entscheiden oder an der Getreidemühle ihr eigenes Mehl mahlen. Marmelade von der Darßer Manufructur, Wein vom Weingut Schloss Rattey, Buchenrauchsalz vom Salzreich in Trinwillershagen oder Fisch von den Müritzfischern – ein Gang durch den Laden ist eine Reise durch Mecklenburg-Vorpommern. „Im Fokus liegt Regionales aus MV. Wir gehen nicht über die Grenzen hinaus“, sagt Detlef Wegner. 47 Lieferanten aus dem Land sind im Laden vertreten. Es sollen noch mehr werden. „Ich habe noch nicht alle angesprochen.“ Er bedaure, dass es noch keine Plattform gebe, auf der sich alle regionalen Hersteller wiederfinden. Und so laufen viele Kontakte über Mundpropaganda. Persönlicher Kontakt zu Herstellern: Fast alle Lieferanten in seinem Geschäft habe er besucht und vieles probiert. So die Brauer des Warnemünder Biers „Hoppen un Molt“. „Das wird in einer riesigen Garage gebraut und hat großen Erfolg“, sagt Wegner. Ein Regal weiter zeigt er auf die Dose vom Hiddenseer Kutterfisch. „Der Fisch wird nicht mit Schleppnetz, sondern im Stellnetz gefangen“, weiß der Kaufmann. Lesen Sie auch: Das passiert mit den 400 000 Euro vom Bund fürs Münster Bad Doberan Bad Doberan: Schulleiter drängt auf schnelles Internet OZ-Weihnachtsaktion in Bad Doberan: Schulvereine brauchen jeden Euro Auch Produkte von „Hufe 8“ aus Seelow hat er im Sortiment. „Die kosten viel Geld, aber da steckt auch viel Arbeit hinter. Ich habe mir ein Suppenhuhn vom Hof gekocht, den Geschmack bekommt man mit einem Supermarkthuhn nicht hin.“ „Bei manchen musste ich betteln, dass sie mich beliefern“, sagt der 64-Jährige. Bei vielen laufe das Geschäft so gut, dass sie für den Einzelhandel nicht produzieren könnten. Neben Lebensmitteln finden sich auch Seife, Hundeleckerli oder Naturkosmetik im Geschäft. „Ich habe Sachen entdeckt, die habe ich vorher nicht gekannt“, sagt er. 85 Prozent der Produkte aus MV: 85 Prozent der Produkte im Geschäft seien aus Mecklenburg-Vorpommern. Was nicht hier hergestellt werde, habe er mit Bio-Produkten aufgefüllt. Und die Produkte für den Unverpackt-Bereich kommen von einem Lieferanten aus Schleswig-Holstein. Lesen Sie auch: So funktioniert der Unverpackt-Laden in Bad Doberan Eigentlich ist der Bad Doberaner gelernter Koch. „Das hab ich zu DDR-Zeiten bei der Seereederei gelernt. Doch ich durfte nicht fahren“, erzählt er. Damals war er 18 Jahre alt. Die Staatssicherheit hatte herausgefunden, dass er Westverwandtschaft hatte. „Meine Mutter wusste nicht, dass mein Onkel noch lebt.“ Und so wurde er Küchenleiter bei der VEB Schiffselektronik und hat sich im Fernstudium mit Einzelhandel befasst. Vom Koch zum Kaufmann: „Dann kam die Wende. Ich habe gedacht, ich muss jetzt was anderes machen. Ich habe ein halbes Jahr Versicherungen gemacht.“ Dann habe er in einer Zeitungsannonce gelesen, dass stellvertretende Marktleiter gesucht würden. „Ich bin dann von Ort zu Ort gereist, um Bona-Märkte zu eröffnen.“ 1992 wurde dann der Bona-Markt in Bad Doberan gebaut, der ein Jahr später zum Edeka wurde und Detlef Wegner übernahm. Die Geschäfte in Bad Doberans Innenstadt und der Klostervogtei haben an diesem Sonnabend (5. Dezember) unter dem Motto „Heiliger Bimbam“ von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Weihnachtsmann wird erwartet und zieht durch die Straßen, zudem sollen Musikanten spielen. Die Stadt bittet darum, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. „Jetzt war die Frage, was mache ich mit 64 Jahren. Höre ich auf oder nicht.“ Doch zu Hause sitzen wollte er nicht und entschied zusammen mit seiner Lebensgefährtin, etwas auf die Beine zu stellen. „Ich will was machen, was ich kann. Ich bin Kaufmann, also eröffne ich einen Kaufmannsladen.“ Und das hat er mit Liebe zum Detail gemacht. Eine alte Kasse steht auf dem Tresen, Kaffeemühlen zieren den Kaffeebereich und ein Holzhandwagen steht auf dem Regal mit Müsli und Co. Mitarbeiter Felix Grusa hat die Tafeln an den Regalen verziert. Hier erfahren die Kunden, woher die Produkte stammen. Geheimtipp: Der Likör „Mauli“ von Männerhobby. In diesem sind die Maulbeerbeeren vom Baum in Althof verarbeitet. Von Anja Levien