Nienhäger Arbeitsgemeinschaft fühlt sich von Gemeinde im Stich gelassen

Das Nein zu einer Mehrzweckhalle im Ostseebad Nienhagen, weil sie unfinanzierbar scheint, möchten die Mitglieder der Arbeitsgruppe Mehrzweckhalle so nicht hinnehmen. Sie wünschen sich ein größeres Miteinander vonseiten der Gemeindevertreter. „Seit eineinhalb Jahren haben wir am Konzept der Mehrzweckhalle gearbeitet“, sagt Kurt Weidmann, Mitglied der AG. „Mit Dr. Breitzmann, der unsere Arbeitsgruppe leitet, reichten wir zwei verschiedene Vorschläge ein. Einer war die abgespeckte Version und wäre günstiger.“ Diese sei jedoch nicht von Fachleuten erstellt worden: „Deshalb war unser Vorschlag, das Papier durch einen Fachmann mit einer Kostenermittlung zu bewerten.“ Hintergrund war die Gemeindeentwicklungskonzeption (GEK) des Ostseebades Nienhagen. Ehrenamtlich engagierte Einwohner des Ostseebades beschäftigten sich in verschiedenen Arbeitsgruppen mit der Frage, wohin sich Nienhagen in den kommenden 15 bis 20 Jahren zum Wohle aller entwickeln sollte. 2018 legten die Mitglieder der GEK ihre Ergebnisse vor. Einige Arbeitsgruppen wurden neu gegründet, um die Entwicklung voranzutreiben und die Gemeindevertreter zu entlasten. Gemeinde sieht keine Möglichkeit zur Finanzierung: „Wir hatten die AG eingeladen und waren mit drei Gemeindevertretern dabei. Allerdings kam es zu keiner konstruktiven Lösung“, erklärt Bürgermeister Uwe Kahl (CDU). „Die Kosten für die Halle umfassen ja nicht nur den Bau, sondern wir müssten dazu auch ein Grundstück erwerben – so eine große Finanzierung würde die Kommunalaufsicht auch nicht genehmigen.“ Die Gemeinde hat andere recht kostenintensive und wichtige Pläne. „Unsere Kita soll vergrößert und aufgestockt werden, für rund 30 Kinder mehr. Da beträgt unser Eigenanteil schon 600 000 Euro“, lässt Kahl wissen. „Hinzu kommt die Strandversorgung mit neuen öffentlichen Toiletten, die mit rund 500 000 Euro veranschlagt sind.“ Dennoch hat Uwe Kahl mit Blick auf den abgesagten Bau auch gute Nachrichten: „Als Alternative möchten wir das Freizeitzentrum in Richtung Freiluftbühne vergrößern – um einen weiteren Raum, der genau so groß ist, wie der Saal jetzt. Das ist finanziell machbar.“ Woher die Gemeinde die fünf Millionen Euro nimmt, die eine Mehrzweckhalle kosten soll? „Von uns haben die Gemeindevertreter diese Zahl nicht“, wundert sich Weidmann. „Uns geht es aber mehr um etwas anderes, denn wir verstehen den Umgang mit uns nicht. Die Arbeitsgruppe sah sich als Stütze der Gemeinde. Wir agieren im Sinne der Bürger und haben kein Verständnis dafür, dass es zu keinem von der Gemeindevertretung angesetzten Termin mit der AG Mehrzweckhalle kam. Wir warten noch heute auf Antworten auf die während der Gemeindevertretersitzung Ende Juli gestellten Fragen.“ Kulturvolleres Miteinander: Der Vorstand der Kreativgruppe legte unter anderem auch deshalb seine ehrenamtliche Arbeit nieder. „Ich sehe das so: Dies ist auch keine Lösung. Wir wünschen uns von der Mehrheit der Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister als Vorsitzenden mehr Bürgernähe und sachbezogene Bewertungen bei Projektentscheidungen“, sagt Kurt Weidmann. „Insgesamt sehe ich bei uns allen Reserven, im Meinungsstreit miteinander kulturvoller umzugehen. Dafür werde ich mich in meiner ehrenamtlichen Arbeit weiter einsetzen.“ Lesen Sie auch Streit unter Fischern: Widerstand gegen die Schleppnetzfischerei Nienhagen: Marode Buhnen werden erneuert Nienhagen setzt Langzeitprojekte um Von Sabine Hügelland