Ostsee-Kicker gegen „Wölfe“ mit großer Moral

„Wir können uns hier im kommenden Jahr gut ein mehrtägiges Trainingslager vorstellen.“ Dieser Satz von Klaus Allofs, Manager beim Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg, dürfte Musik in den Ohren des FSV Kühlungsborn sein. Einen der Hauptgründe lieferte Allofs gleich mit: „Wo andere Urlaub machen, dürften wir arbeiten.“ Offenbar hat der eintägige Kurztrip an die Ostseeküste nachhaltigen Eindruck bei den Niedersachsen hinterlassen. Denn die Kühlungsborner erwiesen sich gestern in jeder Beziehung als gute Gastgeber: Nach einer großen Abwehrschlacht musste sich der Landesligist beim Test-Kick am Abend letztlich mit 0:9 geschlagen geben. „Kompliment an den Gegner“, meinte „Wölfe“-Coach Dieter Hecking. „Die Kühlungsborner haben sehr geordnet gestanden — es war nicht leicht für uns, zum Torabschluss zu kommen.“ Bedeutend wichtiger aber: „Sie haben sehr fair gespielt, keine unnötigen Fouls begangen — das spielt für uns Trainer auch eine große Rolle.“ Richtig gefordert: die FSV-Defensive. Dabei gaben nicht nur die Spieler alles — auch Kühlungsborns Trainer Daniel Stähr ging an der Seitenlinie bei jeder Aktion richtig mit. „Blockabstand!“, „Auf Höhe achten!“, „Wieder in die Ordnung!“ — die Kommandos schallten nahezu pausenlos über den Sportplatz Ost. Und jede gelungene Aktion, jede gestellte Abseitsfalle wurde auch von den knapp 1300 Zuschauern frenetisch gefeiert. Besonders laut brandete Jubel auf, als Kühlungsborns Torwart Philipp Reimer in der 45. Minute beim Stand von 0:3 einen Elfmeter von Wolfsburgs Daniel Caligiuri parierte. Dass der Nachschuss schließlich doch im Netz landete — geschenkt. „Ich hoffe, dass wir nicht zweistellig verlieren“, sagte FSV-Chef Horst Böckenheuer zur Halbzeit. Sein Wunsch ging in Erfüllung — „auch, wenn wir gern zehn Tore geschossen hätten“, bekannte VfL-Jungstar Maximilian Arnold. „Man merkt einfach, dass die Wolfsburger oft einen Schritt schneller sind“, gab Keeper Philipp Reimer zu. „Aber dafür sind sie ja auch Profis — wir treffen uns dreimal in der Woche zum Training und am Wochenende zum Spiel. Das ist schon was anderes.“ Für Platzwart Gerold Habel war das Ergebnis ohnehin zweitrangig: „Hauptsache, alles läuft rund, Mannschaften und Zuschauer sind zufrieden.“ Die Organisation habe im Vorfeld jede Menge Arbeit gekostet, sagte FSV-Chef Horst Böckenheuer: „Aber jetzt macht das hier richtig, richtig Spaß.“ Verein und Stadt hätten vieles möglich gemacht, meinte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking: „Vor allem die Platzverhältnisse waren optimal.“ Eigentlich sei bereits im vergangenen Jahr ein Trainingslager im Ostseebad geplant gewesen, sagte VfL-Manager Klaus Allofs. Größter Knackpunkt — eine fehlende Bewässerungsanlage. „ Die ist jetzt in den Haushalt eingestellt“, versprach Kühlungsborns Bürgermeister Rainer Karl. „Das sollte 2015 kein Problem mehr sein.“ Und wie geht es für die Wolfsburger heute weiter? „Nach dem Aufstehen gibt‘s noch mal ein Training am Strand“, erklärte Allofs. „Das tolle Umfeld hier muss man einfach nutzen.“ Geht es nach den Kühlungsbornern, hätte der Bundesligist im kommenden Jahr dazu ausgiebig Gelegenheit . . . Lennart Plottke

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