Region Doberan: Künstler und Kunsthandwerker wegen Corona in Not

Die Späne fliegen, KD Meyer arbeitet konzentriert. Unter seinen Händen entsteht gerade eine Möwe – ein Werk, das sich mit weiteren Objekten zusammen zu einer Skulptur fügt, die in einer Konditorei stehen wird. KD steht für: Klaus Dieter – das Kürzel ist sein Künstlername. KD sorgt sich zurzeit um seine Zukunft – wie viele seiner Kollegen. „Ich versteh das nicht. Drei Leute dürfen sich zum Kaffee trinken treffen, aber nicht zu mir kommen. Kreativ darf man in Corona-Zeiten nicht sein“, ärgert er sich. Kursraum bleibt ungenutzt und kostet trotzdem: Der Holzbildhauer hatte gerade einen neuen Arbeitsraum für Kurse eingerichtet, als die zweite Corona-Welle alles auf null stehen bleiben ließ. „Dabei habe ich mir sogar ein Raumluftreinigungsgerät mit einem Spezialfilter gegen Viren zugelegt. Er besitzt mehr Leistung als ich brauche. Ich wollte jedoch auf Nummer sicher gehen“, so Meyer. „Bis zu drei Leute könnte ich hier unterrichten, ohne dass sie sich zu nahe kommen.“ Seine Kurse, in die man auch reinschnuppern kann, nutzen gern auch Urlauber, die in den Kurheimen untergebracht sind. „Immer wieder konnte ich sehen, dass viele unter Stress zu mir kamen, aber entspannt und glücklich wieder gingen. Es ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung.“ Sand-, Kalk- und Speckstein, Holz und Modellierwachs – KD Meyer lässt seinen Kursteilnehmern viele Möglichkeiten. Hoffen auf Adventsmarkt: Auch der Keramiker Rainer Finck aus Bernitt versucht, neue Wege zu gehen. Er ist Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Doberaner Klosters: „Wir hoffen, 2021 unseren Markt am 5. und 6. Juni endlich wieder durchführen zu können“, zeigt er sich optimistisch. „Über den Sommer kam Stammkundschaft zu mir und ich konnte an drei Märkten teilnehmen, wie in Warnemünde. Davon zehre ich ein wenig.“ Er besitzt zwar keinen Online-Shop, erhofft sich aber weiter, dass Kunden durch die Webseite zu ihm finden. „Nun hoffe ich darauf, dass wir einen Adventsmarkt durchführen dürfen, Waren sind ja da“, sagt Rainer Finck. Lesen Sie auch: Verkauf im Lockdown: Hier gibt es Kunsthandwerk aus Nordwestmecklenburg Star-Designer Gaultier gestaltet Altar für Tag der Toten mit Corona-Lockdown: Doberaner Künstlerin unterstützt Kollegin Auch KD setzt aufs Netz: „Ich werde meinen Internetauftritt verbessern. Dort meldeten sich einige an“, sagt er und hofft so auf Einnahmen. Skulpturen konnte er darüber schon verkaufen. Sonst ist KD Meyer auf Märkten unterwegs. „Zum Glück liefen unsere in Kühlungsborn West im Sommer recht gut.“ Aber der Adventsmarkt brach nun weg – wieder keine Einnahmen für Meyer und seine Kollegen. „Kunst und Kultur finden weiterhin zu wenig Beachtung. Ich habe laufende Ausgaben. Normalerweise wäre jetzt das Weihnachtsgeschäft dran.“ Holzkunst aus Kühlungsborn: www.kd-holzkunst.de, Kontakt über klausdietermeyer@aol.com Keramik aus Bernitt: keramikfinck@t-online.de Malerei, Keramik, Textilien aus Bad Doberan: www.kunsthof-baddoberan.de, Kontakt über info@kunsthof-baddoberan.de Kunsthandwerk und Design aus Rostock: www.artquarium-rostock.jimdofree.com, Kontakt auch über www.facebook.com/artquarium Appell an die Politiker: KD Meyer möchte einen Appell an die Politiker richten: „Denkt nicht nur an die großen Musiker und Schauspieler, sondern auch an die kleinen Kunsthandwerker. Wenn wir uns an die Auflagen halten – und ich mache das ja schon lange –, müssten wir doch arbeiten dürfen. Ich möchte doch selbst kein Risiko eingehen und achte darauf, dass alles eingehalten wird.“ Steinbildhauerin versucht es im Team: „Ich bin im artquarium in Rostock vertreten. Das hilft“, sagte die Steinbildhauerin „Steinzar“ Susanne Schuhnicht aus Reinshagen. „Jetzt versuchen wir übergangsweise, leerstehende große Räume zu Galerien umzugestalten.“ Verschiedene Künstler sind daran beteiligt. Für sie ist Onlinehandel schwierig, ein Objekt kam erst weg. Ihre Arbeiten sind einfach zu schwer und lukrativ. „Aber wir wollen nun doch verstärkt auf Kanälen wie Instagram vertreten sein“, so Susanne Schuhnicht. Glück als Gastausstellerin gefunden: Karina Spiekermann aus Börgerende wäre in diesem Monat normalerweise auf dem Kunstmarkt in Neubukow gewesen, mit vielen anderen Kunsthandwerkern und Künstlern. Doch auch der musste ausfallen. „Ich habe keine Alternative. Unter anderem warten 30 Weihnachtsengel nun bei ihr darauf, verkauft zu werden, doch wo? „Bei ebay hatte sie bisher noch kein Glück.“ Rettung kam vonseiten des Bad Doberaner Kunsthofes. „Wir haben Gastaussteller für die Weihnachtszeit aufgenommen, um zu helfen. Da passen ihre Sachen bestimmt auch rein“, sagte die Leiterin Uta Ehlers im Namen ihres Teams. „Aber mehr können wir wirklich nicht aufnehmen, der Platz fehlt uns leider“, betonte sie. Von Sabine Hügelland