Reriker Segellehrer über den Lockdown: „Segeln geht nicht online“

Den Rumpf einer Segelyacht abzuschleifen, ist eine aufwändige und zeitraubende Arbeit. Torsten Chudzik, Inhaber der Segelschule Rerik, arbeitet in der hauseigenen Werkstatt gerade ein etwas älteres Boot wieder auf. Aus der einstigen „Sunny Lady“, einer Saturn 720, wird die „Little Adventure“. „Bis zum Frühjahr muss das Boot fertig sein“, sagt Chudzik und er ist sich sicher, dass er den Zeitplan einhalten kann. Da er wegen der Corona-Pandemie in seiner Segelschule zurzeit keine Kurse durchführen kann, nutzt er jede freie Minute, um die Boote für die Saison vorzubereiten. Erster Lehrgang soll im März starten: Der 55-Jährige hofft, dass der aktuelle Lockdown nicht zu lange dauert. Mitte März soll im Schulungsraum seiner Segelschule der erste Lehrgang zur Vorbereitung auf die Prüfung für den amtlichen Sportbootführerschein (See und/oder Binnen) beginnen. Dazu gehören ein umfangreicher theoretischer Teil sowie Praxiseinheiten und Knotenkunde. „Bis jetzt sind die Anmeldungen dafür verhalten. Das liegt aber auch daran, dass noch niemand weiß, wie lange der Lockdown wirklich dauert“, sagt Torsten Chudzik. Platz hätte er für bis zu 15 Teilnehmer. Aber notfalls ließe sich die Zahl auch reduzieren, wenn das verlangt werden würde. „Da bin ich ganz flexibel. Als im vergangenen Jahr der Lehrgangsbetrieb wieder möglich war, hat das hauseigene Hygienekonzept sehr gut funktioniert“, berichtet der Reriker. Als hilfreich habe sich dabei erwiesen, dass Eingang und Ausgang voneinander getrennt werden können. Mehr zum Lesen: Dank weiterer Förderung: Sanierung der „Greif“ in Wieck rückt näher Gleich zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr, als der erste Lockdown das gesellschaftliche Leben schon einmal lahmlegte, musste Chudzik Kurse absagen. Auch die beiden Ferienwohnungen, die sich über der Segelschule befinden und die Auswärtige gern in Kombination mit einem Lehrgang buchen, durften, wie jetzt auch, nicht belegt werden. Finanziell sei das schon ein Einschnitt, aber die Soforthilfe habe im vergangenen Jahr den Schaden etwas abgemildert, erzählt Chudzik. Nach den Lockerungen sei es dann noch eine gute Saison geworden. „Die Ferienwohnungen waren dann bis Ende Oktober belegt und auch die Kurse und Segeltörns, die ich mit anbiete, liefen sehr gut“, ist der Inhaber der Segelschule froh, im vergangenen Jahr mit dem sprichwörtlichen „blauen Auge“ davongekommen zu sein. Sehr gut angenommen worden seien in der vergangenen Saison Segelgrundkurse für Senioren, berichtet der Reriker. „Viele wollen sich, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden, gern noch aktiv betätigen. Einige erfüllen sich vielleicht einen Kindheitstraum. Mir bereitet es sehr viel Freude, mit Schülern zu arbeiten, die so motiviert sind wie die Senioren“, erklärt Torsten Chudzik, der für die Zeit vom 10. bis 14. Mai den nächsten Kurs für ältere Teilnehmer plant. Im Praxisteil soll dann auch die „Little Adventure“ zum Einsatz kommen. Das Hauptgeschäft des Rerikers sind im Sommer aber die Segelkurse für erwachsene Einsteiger oder Fortgeschrittene sowie für Kinder. Sowohl für Segelkurse als auch bei Lehrgängen für den Sportbootführerschein hält der Inhaber der Segelschule Rerik Präsenzunterricht für unverzichtbar. „Die Schüler müssen auch im Theorieteil selbst aktiv werden, zum Beispiel wenn sie mit Seekarte, Kompass und Kursdreiecken hantieren. Das Berechnen von Kursen nimmt in der Prüfung einen wichtigen Platz ein“, weiß Chudzik und ergänzt, dass sich auch die Seemannsknoten im praxisnahen Unterricht besser lernen lassen als vor dem Computer. Segeln lasse sich nicht online erlernen, betont er. Hobby zum Beruf gemacht: Torsten Chudzik, der in Rerik aufwuchs, hat selbst als Siebenjähriger das Segeln erlernt und avancierte zum erfolgreichen Wettkampfsegler, holte zu DDR-Zeiten mehrere Titel. Das Segeln wurde für ihn zur wichtigsten Sache. Von 1990 bis 1994 studierte Chudzik in Leipzig Sportwissenschaft und beendete sein Studium als Diplomsportlehrer im Spezialfach Segeln. Und seit über 30 Jahren engagiert er sich ehrenamtlich im Reriker Seglerverein „Alt Gaarz“ als Trainer, Wettfahrtleiter und Jugendobmann. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und das habe ich noch keinen Tag bereut“, sagt der Segellehrer und Vater zweier erwachsener Töchter. Mehr Infos zur Segelschule gibt es auf ihrer Website. Von Rolf Barkhorn