Rostock: RSAG prüft zusätzliche Busse und Bahnen im Berufsverkehr

Hauptbahnhof Rostock, Mittwochvormittag. Kaum mehr als ein halber Tag ist seit der Ankündigung des Bund-Länder-Gipfels vergangen, dass Busse und Bahnen leerer werden sollen, um die Ansteckungsgefahr zu senken. „Zu voll sind die Straßenbahnen eigentlich immer, besonders morgens“, sagt Petra Müller, die gerade auf ihren Anschluss wartet. Abstand halten sei in der vollen Bahn schwierig, erklärt die 57-Jährige. Die Rostockerin fände es gut, wenn Bahnen häufiger fahren würde, wie von der Regierungsrunde vorgeschlagen. „Wir prüfen, ob wir auf einigen Linien mehr Fahrzeuge einsetzen“, sagt RSAG-Sprecherin Beate Langner. Das Verkehrsunternehmen kündigte bereits vergangene Woche an, Taktzeiten am Abend auszudünnen und dafür morgens zu verstärken. In den Morgenstunden sind Busse und Bahnen auf manchen Verbindungen trotz Lockdown voll, was im Tagesverlauf aber abnimmt. Das berichten Pendler, beispielsweise Klinikmitarbeiter der Rostocker Unimedizin. Die erforderliche Fahrplanumstellung „macht man nicht nebenbei“, sagt RSAG-Sprecherin Langner. Bis Ende der Woche will die RSAG entscheiden, wie sie vorgeht. Arbeitgeber sollen flexible Arbeitszeiten anbieten: Die Sprecherin verweist darauf, dass auch die Arbeitgeber ihren Beitrag zu leereren Bussen und Bahnen leisten können, wenn kein Homeoffice möglich ist. Zum Beispiel, indem die Beschäftigen morgens nicht alle zur gleichen Uhrzeit anfangen müssten, sondern über mehrere Stunden verteilt. OZ-Umfrage: Sind die neuen Lockdown-Regeln in MV angemessen? Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie nutzen insgesamt deutlich weniger Leute den öffentlichen Nahverkehr. 2020 verlor die RSAG rund ein Viertel ihrer Fahrgäste. In den vergangenen Wochen lagen die Fahrgastzahlen bei 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Industrie- und Handelskammer Rostock würde dichtere Taktzeiten in den Stoßzeiten begrüßen: „Es ist sinnvoll, wenn die ÖPNV-Unternehmen entsprechend der Nachfrage flexibel reagieren“, sagt Sven Olsen, Geschäftsbereichsleiter Verkehr. Durch die strengeren Homeoffice-Vorgaben könnten die Fahrgastzahlen ohnehin weiter abnehmen, so die Kammer. Die Situation in Rostock sei zudem nicht vergleichbar mit der Lage in Ballungszentren wie Frankfurt am Main oder Berlin. „Bisherige Studien haben kein höheres Übertragungsrisiko für den ÖPNV nachgewiesen“, sagt Stefan Wiedmer, Geschäftsführer beim Verkehrsverbund Warnow. Dennoch sind weitere Hygiene-Maßnahmen im Gespräch. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen schlägt ein Telefonierverbot für Fahrgäste vor, wie es bereits in Spanien gilt. Ein Auslöser für Überlegungen, so etwas auch hierzulande einzuführen ist, dass viele Fahrgäste die Maske lüften, während sie ihr Telefon benutzen. Ordnungsdienst müsste kontrollieren: Auf Mallorca gilt seit einer Woche sogar ein Sprechverbot im Nahverkehr, um die Verbreitung von Aerosolen und Viren zu stoppen. Verkehrsverbunds-Geschäftsführer Wiedmer ist skeptisch, was die Umsetzbarkeit solcher Verbote hierzulande betrifft. Kontrollieren dürften nur die Ordnungsämter, was auch für die neue Pflicht, medizinische Mund-Nasen-Masken zu tragen, gilt. „Fahrerinnen und Fahrer können das nicht leisten, die müssen auf den Verkehr achten“, sagt Wiedmer. Mehr lesen: OP-Maske beim Einkauf, Kitas weiter offen: Das gilt nach dem Kanzler-Gipfel in MV Nahverkehr in Rostock wird ab Februar teurer – das sind die neuen Preise Schule, Kita, Maskenpflicht: Corona-Beschlüsse lösen emotionale Debatte unter OZ-Lesern aus Beim kommunalen Ordnungsdienst ist noch nichts Genaues bekannt: Ob sich durch die neuen Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels zusätzliche Aufgaben ergeben, lasse sich erst sagen, wenn die neue Landesverordnung vorliegt, erklärt Rathaussprecherin Kerstin Kanaa. Von Gerald Kleine Wördemann und Vanessa Weindok