- Rostocker zahlen 2100 Euro für ihren Urlaub

Rostock. Rostock im Reisefieber: Insgesamt geben die Hansestädter fast 419 Millionen Euro pro Jahr für den Tourismus aus. Das geht aus einer regionalen Tourismus-Datenanalyse hervor, die das Pestel-Institut aus Hannover erstmals erhoben hat. Die zentrale Frage: Wie viel ist den Menschen in der Region das touristische Erleben wert? Ergebnis: Vom Kind bis zum Senior geben die Rostocker jeweils durchschnittlich 2100 Euro im Jahr für den Tourismus aus. Suche nach Luxusangeboten: „Die Preise steigen, aber die Kunden sparen nicht am Urlaub. Sie geben lieber einen Euro mehr aus und genießen ihren Aufenthalt“, sagt Mathias Knop, der ein Reisebüro in der Rostocker Innenstadt betreibt. Immer wieder höre er den Satz: „Wer weiß, wie lange wir das noch machen können. Wir gönnen uns das jetzt lieber.“ Auch spiele eine Rolle, dass Geldanlagen derzeit nicht so lukrativ seien. Knops Kunden fahren mitunter bis zu dreimal im Jahr in den Urlaub. „Manche geben sogar fünfstellige Beträge für höherwertige Reisen aus.“ Ähnliche Erfahrungen macht Simone Pawlitz, Inhaberin des Reisecenters Cityblick in Toitenwinkel. „Im Vordergrund steht nicht mehr der Preis, sondern die Qualität. Die Rostocker buchen hochwertige Kreuzfahrten und Hotels“, sagt Pawlitz. Gefragt seien bessere Zimmer, Zusatzleistungen, mitunter sogar Luxusangebote oder Hotels nur für Erwachsene. Daniel Diesterhoff (27) aus der Altstadt ist in diesem Jahr bereits mehrfach vereist. Er mag Städtetrips und Kreuzfahrten. „Ich reise viel und gerne. Das darf dann auch etwas kosten“, sagt Diesterhoff. Franziska Lindhorst (28) aus dem Petriviertel ist das Reisen ebenfalls wichtig: „Ich spare für meinen Urlaub, damit ich dort nicht auf jeden Cent achten muss.“ Kurzreisen bevorzugt der Dierkower Andreas Buck (47). „Dabei schaue ich schon aufs Geld. Aber die Qualität muss auch stimmen“, betont er. Überraschendes Ergebnis Im bundesweiten Vergleich liegen die Hansestädter mit ihren Ausgaben jedoch im unteren Bereich. Schlusslicht ist Gelsenkirchen mit 2000 Euro pro Kopf. Ganz vorne liegt der Kreis Starnberg mit durchschnittlich 5100 Euro. „Je höher die Einkommen sind, desto überproportional steigen die Ausgaben für touristische Aktivitäten“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Grundsätzlich würden kreisfreie Städte schlechter abschneiden. „Weil der Anteil an Hartz-IV-Beziehern und Flüchtlingen hier höher ist und diese Menschen für den Tourismus ausfallen“, so Günther. Die meisten ostdeutschen Städte und Kreise liegen bei Pro-Kopf-Ausgaben zwischen 2000 und 3000 Euro. Ein Ergebnis habe den Institutsleiter jedoch überrascht: Drei Viertel der Ausgaben bleiben in Deutschland. Dies sei damit zu erklären, dass Tourismus alles sei, was außerhalb des Wohnortes passiere und keine Arbeit sei. „Dazu gehört also auch das Shoppen in der nächstgrößeren Stadt. Oder das Essen mit Freunden im Nachbarort“, sagt Günther. Planungen für 2018 beginnen Ins Reisebüro kommen die Rostocker hingegen eher, um in ein anderes Land zu reisen, berichtet Mathias Knop. „Natürlich biete ich auch das Wochenende in Dresden an. Aber der Anteil der verkauften Deutschland-Reisen liegt bei nur etwa zehn Prozent.“ Derzeit stünden bei Kurzentschlossenen die Kanarischen Inseln oder Ägypten hoch im Kurs. Auch hätten nun schon die Planungen für das kommende Jahr bis Ende Oktober begonnen. Hierbei zeige sich, dass vielen noch der vergangenen Sommer in den Knochen stecke, sagt Simone Pawlitz vom Reisecenter Cityblick. „Unsere Kunden buchen lieber einen Flug, damit sie garantiert Sonne haben.“ Beliebt seien dabei vor allem Ziele, die von Rostock-Laage angeflogen werden könnten. „Die Türkei läuft gut an; auch Griechenland und Mallorca sind gefragt.“ 530 Millionen Euro investieren die Menschen im Landkreis pro Jahr in den Tourismus. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Pauschalreisen, Städtetrips & Co. betragen 2500 Euro im Jahr. Rund 17 Prozent von dem Geld, das die Einwohner des Kreises Rostock ausgeben, fließt in den Tourismus – Zum Vergleich: 12 Prozent sind es für Nahrungsmittel. Touristiker kritisieren, dass der Staat kräftig an der Preisspirale drehe. Die Luftverkehrssteuer und die Luftsicherheitsgebühren machen etwa 1,7 Milliarden Euro ausmachen. André Wornowski