Schöner Fund in Kühlungsborn: Verborgene Gemälde im Haus Rolle entdeckt

Unerwarteter Fund im Haus Rolle: Unter den Holzpaneelen, mit denen die Wände verkleidet sind, haben Marita Karl und Wolfgang Baade in einem Raum Gemälde entdeckt. Ursprünglich hatten sich die beiden Mitarbeiter der Heimatstube in Kühlungsborn nur auf einen neuen Anstrich der Wände gefreut. Die Stadt plant, den Wandelgang über der Heimatstube und einen Raum dahinter zu sanieren. Es geht um neue Farbe und Tapeten. „Das war lange überfällig“, sagt Bürgermeister Rüdiger Kozian. Nun soll der Teil des Hauses im historischen Stil wieder instandgesetzt werden, „damit man von der Heimatstube aus wieder den freien Blick hat“. Tipp kam von einem Bürger: Ein Bürger hatte von diesen Plänen gehört und Marita Karl darauf angesprochen: „Habt ihr die Bilder gefunden?“ Das hatten sie bisher nicht. Auf den Tipp hin lösten Mitarbeiter dann die Holzplatten. Zum Vorschein kamen Bilder unterschiedlicher Größen. Das kleinste ist 50 Zentimeter breit und 50 Zentimeter hoch. Das größte hat eine Länge von zwei Metern. In Höhe von gut zwei Metern waren sie direkt auf der verputzten Wand angebracht. Insgesamt sechs Bilder wurden nun entdeckt. Sie zeigen italienische Landschaften. Bilder abgedeckt und überstrichen: Die ehemaligen Bewohner des Hauses hatten sie mit Spanplatten abgedeckt und dann einfach mit weißer Farbe überstrichen. „Möglicherweise fanden sie die Bilder nicht mehr modern, wollten sie aber auch nicht zerstören“, sagt Wolfgang Baade. „Vermutlich wollte man stattdessen glatte Wände.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich auch in anderen Zimmern des Hauses Rolle ähnliche Gemälde unter der Wandverkleidung finden. Aus welchem Jahr sie stammen ist, noch unklar. Das Haus hat eine bewegte Geschichte. Es wurde in den Jahren 1905 und 1906 vom Architekten Moritz Rolle erbaut. Die Villa war als Sommerresidenz für seine Frau gedacht – und trug zunächst ihren Namen: Hedwig. Daraus wurde später Haus Hedwig Rolle und schließlich blieb noch Haus Rolle. Es diente nach dem Krieg als Wohnhaus und ist noch heute teilweise vermietet. Außerdem sind die Kurabgabestelle der Stadt, die Kulturwerkstatt und die Heimatstube hier untergebracht. Restaurierung soll weitere Erkenntnisse bringen: Die Restaurierung der Fundstücke übernimmt Andreas Baumgart aus Rethwisch. Er war eigentlich von der Stadt mit der Sanierung der Räume beauftragt und hatte bereits von Türen, Fenstern und Wänden Farbproben genommen. Nun wird er die gefundenen Bilder aufarbeiten. „Er will versuchen, herauszufinden, wer die Bilder gemalt hat“, sagt Marita Karl. „Vielleicht finden sich irgendwo Initialen.“ Auf den ersten Blick sei aber nichts zu sehen gewesen. Vorstellbar ist nach Ansicht von Wolfgang Baade und Marita Karl, dass die Kunstwerke keinen allzu weiten Weg hinter sich haben. In der Villa Laetitia neben dem Haus Rolle – heute Sitz der Kurverwaltung – war einst eine Malschule. „Es kann sein, dass die Bilder eine Auftragsarbeit oder ein Geschenk von dort waren“, sagt Marita Karl. Sie hofft, dass die Restaurierung der Gemälde bis Ende März abgeschlossen ist. „Zum Jahrestag der Stadtgründung am 1. April würden wir sie gerne der Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Sie sollen dann wieder dort aufgehängt werden, wo sie gefunden wurden. Mehr zum Thema: Haus Rolle in Kühlungsborn soll saniert werden Das Ostseebad Kühlungsborn würdigt die Ansichtskarte Shantychöre und Heimatvereine: Hat Tradition eine Zukunft? Von Cora Meyer