In Mecklenburg-Vorpommern geraten häufiger Menschen in Seenot. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) rettete von Januar bis Oktober dieses Jahres 22 Menschen aus Seenot. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres sind es nur vier gewesen. Die Zahl derer, die aus nicht lebensgefährlichen Situationen befreit werden mussten, sank hingegen. In den ersten zehn Monaten 2019 waren es 99, im Vorjahreszeitraum 132. Das teilte Christian Stipeldey, Pressesprecher der DGzRS, mit.
„Die absoluten Zahlen sind insgesamt vergleichsweise gering, entsprechend bedeutsam erscheint die Abweichung.“ Allerdings seien im langjährigen Durchschnitt in den ersten zehn Monaten eines Jahres zwischen 10 und 20 Personen aus Lebensgefahr gerettet worden.
22 Einsätze für Kühlungsborner Retter
Für die Seenotretter der Station in Kühlungsborn war es hingegen eine durchschnittliche Saison. „Sie retteten acht Menschen aus Seenot und befreiten drei weitere aus anderen Gefahrensituationen“, sagt Christian Stipeldey. Die Kühlungsborner Retter rückten 22 Mal für insgesamt 45 Menschen aus. In den Vorjahren waren sie im Durchschnitt zu 20 bis 30 Einsätzen gefahren. In ganz Mecklenburg-Vorpommern eilten die Seenotretter in den vergangenen zehn Monaten in 500 Einsatzfahrten insgesamt 1010 Menschen zur Hilfe. Sie werden unter anderem gerufen, um Kranke oder Verletzte von Seeschiffen an Land zu bringen oder um Hilfe für Wasserfahrzeuge aller Art zu leisten. Außerdem absolvieren die Schiffe der DGzRS regelmäßig Sicherungsfahrten.
Hilfe für die Helfer
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist einer der modernsten Seenotrettungsdienste der Welt. Sie finanziert ihre Arbeit ausschließlich durch Spenden und freiwillige Zuwendungen. Durch zweckgebundene Erbschaften kann die DGzRS schon jetzt für einige Boote moderne Nachfolger bauen. Viele werden die Namen ihrer Spender tragen. Weitere Möglichkeiten, die Seenotretter zu unterstützen, finden Sie auf www.seenotretter.de
Von Hilfeleistung bis Lebensrettung
Zuletzt war in Kühlungsborn am 20. Oktober ein Motorboot auf die Steinmole im Hafen aufgelaufen. Nach Informationen der DGzRS drang dabei auch Wasser in den Rumpf ein. Das Seenotrettungsboot „Konrad Otto“ schleppte den Havaristen frei. Die zweiköpfige Besatzung des Motorbootes blieb unverletzt. Weniger glimpflich verlief ein weiterer Zwischenfall Anfang September. Damals ist ein Mann auf der Ostsee vor Kühlungsborn ums Leben gekommen. Nach Angaben von Einsatzleiter Rainer Kulack von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger war er gegen 15.30 Uhr von Bord seiner Jacht ins Wasser gefallen. Es war zunächst unklar, ob der Skipper allein an Bord war. Ein Großaufgebot an Rettungskräften, darunter die Bundespolizei und die Marine mit einem Hubschrauber, beteiligte sich an der Suche nach einem möglichen zweiten Passagier. Es hatte aber glücklicherweise keinen gegeben. Lediglich der Hund des 66 Jahre alten Mannes aus München war mit ihm an Bord gewesen. Wegen eines vermeintlichen Wassereinbruchs bei Windstärke acht und stark aufgewühlter See rückten die Seenotretter vor Kühlungsborn im April aus. Es stellte sich heraus, dass eine offenbar defekte Pumpe Trinkwasser aus einem Tank ins Boot gepumpt und das Innere der Jacht durchnässt hatte. Von außen war kein Wasser eingedrungen.
Flotte wird modernisiert
Im Einsatz war auch damals das Seenotrettungsboot „Konrad Otto“. Es wurde 2006 in Dienst gestellt und ist zwischen der Insel Poel im Westen und Warnemünde im Osten im Einsatz. In den kommenden Jahren müssen die Seenotretter verstärkt in ihre Flotte investieren. „Nach der Wiedervereinigung galt es, die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren“, sagt Christian Stipeldey. „Zwischen 1990 und 1994 hat die DGzRS 24 Neubauten in Dienst gestellt.“ Spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts müssten sie ersetzt werden, denn die Rettungseinheiten der DGzRs seien durchschnittlich 30 Jahre lang im Einsatz.
„Seit ihrer Gründung vor 154 Jahren hat die DGzRS bis Ende Oktober 2018 insgesamt 85 215 Menschen aus Seenot gerettet oder aus Gefahrensituationen auf See befreit“, sagt der Sprecher. Das entspricht mehr als der Bevölkerung der beiden Städte Neubrandenburg und Neustrelitz zusammen.Mehr zum Thema:Der Rostocker Seemann Stephan Jantzen – ein Leben wie ein Action-Film Seenotretter bringen verirrte Angler an Land Vor Zingst: Segelyacht drohte in Windpark zu treiben
Von Cora Meyer