Shopping extrem: Per Handy-App zum Outfit von James Bond

Darauf haben Millionen Serienjunkies und Filmfans wohl schon lange gewartet: Mit der Handy-App „Myscreen“ sollen sich Fernsehgucker künftig Mode, Möbel und mehr direkt von der Mattscheibe ins Wohnzimmer holen können. Hinter der Shopping-Revolution steckt ein Informatiker-Team aus Rostock. Was kosten wohl die tollen Highheels von „Sex and the City“-Stilikone Carrie Bradshaw? Und wo bekomm‘ ich die Uhr her, die James Bond in „Casino Royal“ trägt? Solche „Haben-wollen“-Momente vor dem Fernseher kennt Matthias Wißotzki nur zu gut. Wenn er mit seiner Frau Filme oder Serien schaut, entdecken die beiden so manches tolle Teil, dass sie gern in ihrem Schrank hängen hätten. Das bringt den 33-Jährigen auf die Idee: Es müsste etwas geben, womit man die Outfits von Bond, Bradshaw und Co. ohne großen Aufwand kaufen könnte. Ganz bequem vom Sofa aus. „Zuerst war das nur ein Hirngespinst“, erinnert sich der Wirtschaftsinformatiker. Doch daraus wird schnell mehr. Zusammen mit Kurt Sandkuhl (51), Professor für Wirtschaftsinformatik an der Uni Rostock, programmiert er die App „Myscreen“. Dahinter verbirgt sich ein Programm für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets, das Produkte in Film und Fernsehen erkennen und bestellen kann. Bei Musik klappt das schon: Handy-Dienste wie Shazam identifiziert Titel und Interpreten, sobald man ihnen sein Lieblingslied vorspielt. „Myscreen“ funktioniert nach ähnlichem Prinzip: Ob Wein, Fahrrad oder Cocktailkleid — hat man sein Lieblingsstück entdeckt, verrät einem die Software nicht nur Hersteller und Kaufpreis. Anhand des Tons erkennt die App, um welche Filmszene es geht und macht darin gezeigten Requisiten sofort im Internet ausfindig. „Die Produkte kann man mit der App dann gleich kaufen“, sagt Wißotzki. Damit das gelingt, müssen er, Kurt Sandkuhl und ihrer drei Mitstreiter Tino Weichert, Andreas Kolerski und Erik Hennig viel recherchieren. Jedes Teil braucht einen Tag, wie es im Computer-Jargon heißt. Bedeutet: Alles, was man mit der App bestellen kann, müssen die Tüftler mit Infos zu Preis oder Anbieter verknüpfen. „Das ist extrem aufwendig“, erklärt Kurt Sandkuhl. „spezielle Technik hilft uns aber dabei“, ergänzt Wißotzki. Welche, will er natürlich nicht preisgeben. „Myscreen“ wird zunächst Produkte aus Filmklassikern und den neuesten Blockbustern anbieten. Die größte Warenpalette sollen aber bekannte Fernsehserien liefern. „Die Masse der Onlinekäufer sucht nicht nach der teuren Designeruhr von James Bond, sondern nach dem Zehn-Euro-Shirt aus „Gute Zeiten — Schlechte Zeiten‘“, weiß Wißotzki. Doch auch für Geheimagenten-Fans mit schmalem Geldbeutel hat „Myscreen“ das Passende in petto: Die App zeigt nicht nur das Originalprodukt aus dem Film, sondern auch günstige Alternativen an, die fast genauso aussehen. Langfristig wollen die App-Entwickler sogar eine ShopAlarm für „Myscreen“ programmieren: Geht man an einem Laden vorbei, der das gewünschte Produkt führt, klingt das Handy. Den „Myscreen“-Prototypen gibt es schon. In spätestens drei Monaten soll, wenn alles glatt geht, die App für jeden zu haben sein. „Wir arbeiten gerade an einem Business-Plan und sprechen mit Investoren“, verrät Wißotzki. Die Fachwelt hat „Myscreen“ schon überzeugt: Mit dem Programm haben Rostocker gerade den dritten Platz beim Technologiepreis „Inno Award“ abgestaubt. Antje Bernstein

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