Von Rufbussen bis autonomes Fahren: Nienhäger im Austausch für neuen Nahverkehrsplan

Ungünstige Fahrzeiten, zu wenige Anfahrten, hohe Ticketpreise – für viele Bürger in Nienhagen gibt es einiges am öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu kritisieren. Um sich Lösungen zu überlegen, trafen sich rund 30 Einwohner am Mittwochabend zu einem Bürgerforum im Freizeit-Zentrum des Ostseebades. Dort trugen sie ihre Ideen und Vorschläge zusammen, um bei der Erarbeitung eines neuen Nahverkehrsplans mitzuwirken. „Wir müssen das als Chance betrachten, diesen Plan gemeinsam zu gestalten“, sagte die Anwohnerin Karin Roeske. Der Landkreis und die Hansestadt Rostock hatten bereits Ende des Jahres 2019 zur Bürgerbeteiligung aufgerufen und die Anwohner der Gemeinden gebeten, auf bisherige Schwächen und Stärken des ÖPNV-Angebots hinzuweisen. Zusätzlich zu einem Fragebogen des Landkreises wollte die Gemeinde Nienhagen den Bürgern jetzt einen Raum bieten, um sich zum Thema zu äußern. Erfahrungen der Bürger bieten Grundlage: Das kam bei vielen gut an. Stefanie Dammek und ihre Tochter Miriam waren an diesem Abend vor Ort. Besonders die Fahrzeiten der Schulbusse haben die beiden beschäftigt: „Es werden bestimmte Schulen vernachlässigt. Wenn man sich dafür entscheidet, sein Kind auf eine andere Schule als nach Rethwisch zu schicken, dann muss man schlechtere Fahrzeiten, höhere Kosten und mehr Wege in Kauf nehmen.“ Die Schülerin der Ecolea-Schule in Warnemünde müsse nach dem Unterricht manchmal bis zu 40 Minuten warten, um nach Hause zu kommen. Viele der Kinder würden deswegen mit dem Auto abgeholt werden, sagte die Mutter. Viele Ideen: Rufbusse, niedrigere Tarife, autonomes Fahren: Die Nienhäger kritisierten nicht nur, sie unterbreiteten auch viele Vorschläge: Rufbusse, enger getaktete Fahrzeiten, niedrigere Tarife, mehr Fahrten zu gesellschaftlichen Höhepunkten, Mitnahmepunkte für private Autofahrer, Kleinbusse und autonomes Fahren. Für die Erarbeitung der vielen Ideen hatte das Team der Gemeindevertreterin Johanna Ferretti ein besonderes Konzept ausgewählt: Die Bürger des Ostseebades tauschten in vier Arbeitsgruppen ihre Vorstellungen aus, notierten sie, berieten darüber und trugen die Ergebnisse schließlich in der großen Runde vor. Mit dabei war auch Nienhagens Bürgermeister Uwe Kahl, der einen Vorschlag ganz besonders befürwortete: „Ich empfinde Rufbusse als eine optimale Lösung. Damit würden die Kosten im Rahmen bleiben und der Bus würde nicht umsonst fahren, weil er nur gerufen wird, wenn ihn jemand braucht. So würden auch die jungen Leute spätabends noch nach Hause kommen.“ Fertiger Entwurf bis Ende 2020: Fragen beantworteten an diesem Abend auch Michael Fengler, Sprecher des Landkreises Rostock, und Frank Pastow, Sachbearbeiter für den ÖPNV des Landkreises. „Wir freuen uns über die Vielzahl der Anregungen, Vorschläge und Ideen. Vor allem, dass sich die Städte und Gemeinden in so unterschiedlichen Formen zum Nahverkehrsplan beraten“, sagte Michael Fengler. Die Ideen wolle er noch nicht bewerten, denn in dieser Phase ginge es ausschließlich um das Sammeln und Aufnehmen. Alle Vorschläge sollen dann bei der Erarbeitung des neuen Nahverkehrsplans einbezogen werden. Dem Landkreissprecher zufolge soll dem Verkehrsministerium spätestens bis Ende 2021 ein fertiger Plan vorgelegt werden. Das Zwischenziel des Landkreises Rostock und der Hansestadt Rostock sei es, bis Ende 2020 einen ersten Entwurf fertigzustellen, der wiederum Kreistag und Bürgerschaft passieren und gegebenenfalls angepasst werden müsste. Auch die Städte und Gemeinden würden noch einmal im Verlauf des Prozesses angehört. Lesen Sie auch: Liveticker: Nichts geht mehr – So läuft der Streik im Nahverkehr in ganz MV Erneut Streik in MV: Busse und Straßenbahnen stehen am Donnerstag still Planungen für Baumwipfelpfad in Bad Doberan laufen Von Lena-Marie Walter