Wenig Besucher und keine Hilfe: Kino-Betreiber gibt auf

„Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ war nicht nur der letzte Film, der gestern im Doberaner Kino lief. Nein: So traurig es ist — es war der letzte Film, den der Kühlungsborner Kino-Betreiber Peer Kretzschmar in Bad Doberan über die Leinwand flimmern ließ. Kretzschmar hat den Vertrag gekündigt. „Die Pinguine aus Madagascar“, „Paddington“, „Bibi & Tina — Voll verhext“ und „Nachts im Museum — Das geheimnisvolle Grabmal“ liefen gestern im Kamp-Theater. Jetzt ist Schluss. Peer Kretzschmar stellt den Kino-Betrieb in Bad Doberan ein. Im September 2013 hatte er den Saal mit 250 Plätzen übernommen. Ein Versuch, das Kino zu retten. Doch er misslang. „Ich wollte es probieren. Wollte auch investieren, aber ich hatte kaum Unterstützung. Für die Schließung gibt es verschiedene Gründe“, sagt Kretzschmar enttäuscht. Bereits im September hatte Peer Kretzschmar Bürgermeister Thorsten Semrau seine Kündigung signalisiert. Doch niemand habe sich gemeldet. „Nichts. Die Stadt hat scheinbar null Interesse am Kino“, sagt er. Zwischen 12000 und 13000 Besucher zählte das Kamp-Theater im Jahr. Zu wenig. Und Werbung für seinen Lichtspielbetrieb habe er auch nicht richtig vornehmen können, so Kretzschmar. Nicht einmal ein Schaukasten sei aufgestellt worden. Nur ungünstig hinter der Scheibe des Bistros sei das Kino-Programm zu sehen gewesen. Trotzdem hatte Peer Kretzschmar in neue Digital-Technik investiert. „Aber alles allein. Ohne Unterstützung“, sagt er. Wäre alles gut gelaufen, hätte er den Kassenbereich gern umgestaltet, die Bewirtschaftung anders organisiert. Doch zu wenig Besucher stehen hohen Kosten gegenüber. Und die Eintrittspreise erhöhen — nein, das wollte er nicht. Für die Doberaner täte es ihm leid, sagt er. „Es passt hier einfach nicht“, erklärt er. Anders in Kühlungsborn. Dort kann Kretzschmar das Ostsee-Kino sogar ausbauen, das Foyer renovieren, neue 3-D-Technik anschaffen und alles auf den neuesten Stand bringen. Dank der Unterstützung der Kühlungsborner Kommunalpolitiker. 25000 bis 30000 Besucher zählte das Kühlungsborner Kino im zu Ende gehenden Jahr — und das trotz Fußball-WM und heißem Sommer. „Es ist einfach traurig, dass das Kino schließt“, sagt Andrea Wosar, Inhaberin der Pension „Am Fuchsberg“ in Bad Doberan. Sie sei oft mit ihrem Mann ins Kino gegangen. „Doch viele fahren nach Rostock. Die Doberaner nutzen es zu wenig.“ Dabei hätte der Kino-Betreiber viele aktuelle Filme gezeigt. Von der Stadt sei es schwach, dass sie ihr Kino nicht mehr unterstützt hätte. Andrea Wosar hätte sich gewünscht, dass im Kino vielleicht mehr Veranstaltungen für Kitas und Schulen angeboten worden wären — mit Unterstützung der Stadt. Andrea Wosar und ihr Mann Tom, der auch Stadtvertreter ist, hatten sogar die Spielpläne weitergeleitet, um Werbung zu machen und ihre Pensions-Gäste animiert, ins Kino zu gehen. Das können die nun nur noch mittwochs. Denn der Kino-Verein wird weiterhin zum Filmbesuch einladen. „Es gibt die gute Nachricht, dass wir im Kamp-Theater bleiben, und es weiterhin unseren Kino- Mittwoch gibt“, verkündet die Vorsitzende des Kamp-Theater-Vereins, Beatrice Ehrler. „Wir haben mit dem Betreiber nichts zu tun. Wir haben eine Sondergenehmigung mit dem Besitzer des Hauses, Hugo Rauchstädt“, sagt sie und betont: „Wir bleiben den Doberanern treu.“ Der Verein hätte ein anderes Interesse, sei inhaltlich anders aufgestellt, betont Beatrice Ehrler. Und sie macht gleich Werbung für den ersten Film im neuen Jahr. Am 7. Januar läuft „Müllers Büro“ zum Kino-Tag des Kamp-Theater-Vereins. Nicht von der Kündigung des bisherigen Kino-Betreibers betroffen sind das Kamp-Restaurant und der Club „Abgedreht“. „Wir sind weiterhin für unsere Gäste da“, betont Betreiber Björn Raake. Spielplan des Vereins 7. Januar, 17 und 20 Uhr: „Müllers Büro“ — der Kultfilm zum neuen Jahr. Privatdetektiv Müller, wie immer in Geldsorgen, soll zusammen mit seinem Freund Larry den vermissten Freund einer Klientin finden. Die Spuren führen in die Wiener Unterwelt, die von verschiedenen Gangstergruppen beherrscht wird. Krimiparodie und Musikfilm. 14. Januar, 17 und 20 Uhr: „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ 21. Januar, 17 und 20 Uhr: „Vergiss mein Ich“ 28. Januar, 17 und 20 Uhr: „Zeit der Kannibalen“ Renate Peter

Bad Doberan - Wenig Besucher und keine Hilfe: Kino-Betreiber gibt auf