Zappa-Legenden lassen Rennbahn beben

„Der Meister hat uns gerufen“, sagt Dietmar Richter mit leuchtenden Augen. „Und seine Jünger sind gekommen.“ Der 61-Jährige Magdeburger ist einer von gut 1500 Zappa-Fans, die dem Musiker auf der Doberaner Galopprennbahn huldigen. „Ich bin zum zehnten Mal bei der Zappanale dabei“, schwärmt Richter, der seinem Idol mit Hut, langer Haarpracht und Bärtchen zum Verwechseln ähnlich sieht. „Diese Musik ist ein Klang-Universum — einzigartig!“ Auf der großen Bühne lassen gerade Napoleon Murphy Brock & Peach Noise den Festival-Platz beben — spitzbärtige Männer singen und tanzen neben Frauen mit Piratentüchern auf dem Kopf, recken die Faust in den Himmel oder liegen sich in den Armen. „Ich feiere hier von Freitag bis Sonntag durch“, sagt der 60-jährige Axel Handschuh entschlossen. „16 Mal habe ich mich schon auf den Weg von Lübeck nach Doberan gemacht — und ich komme wieder, bis ich tot bin.“ Nebenan drängen sich die Zelte dicht an dicht. „Ich werde sicher erst abends so richtig wach, wenn Ike Willis & Zappatika die Bühne rocken“, sagt Martin Biemann, macht die Beine auf seinem Liegestuhl lang und genehmigt sich noch ein Schlückchen aus dem Bierfass. „Ist gerade so schön entspannt hier.“ Dazu wippt der 52-jährige Erfurter zur Musik aus dem tragbaren CD-Radio. „Don‘t Eat the Yellow Snow“ scheppert es aus den kleinen Boxen — Frank Zappa gibt auch hier alles. Aber nicht nur reife Haudegen — auch die jüngere Generation hat offenbar die Zappanale für sich entdeckt. „Ich bin zum ersten Mal hier“, sagt etwa die 34-Jährige Christine Ramming. „Cooler Groove, entspannte Gäste, tolles Ambiente.“ Dennoch: „Der Eintrittspreis ist mit 79 Euro für ein Tagesticket schon sehr hoch“, findet die Bambergerin. „Und dann hat man noch nichts getrunken oder gegessen — und die Toilette kommt auch noch hinzu.“ Günstigere Tickets — für die Veranstalter illusorisch. „Eher im Gegenteil“, erklärt Zappanale-Macher Wolfhard Kutz. „Das Mindestlohn-Gesetz schlägt auf alle unsere Lieferanten durch — damit ergeben sich auch für uns deutlich höhere Kosten.“ So habe man in diesem Jahr nur für die Flüge der Musiker satte 30000 Euro ausgegeben, sagt Kutz. „Diesen Ausgaben haben wir dann ,nur‘ etwa 1500 Besucher entgegenzusetzen.“ Grundsätzlich finde er die Mindestlohn-Regelung gut, macht der Veranstalter deutlich: „Aber wir müssen das auch irgendwie auf die Gäste und den Eintrittspreis umschlagen.“ Dafür biete die Zappanale „Exklusives, Außergewöhnliches“, stellt Kutz klar: „Allein bei den ,Food-Ständen‘ könnten wir zwei Drittel einsparen — das ist aber nicht unser Anspruch.“ Die Besucher würden eine Veranstaltung mit Niveau erwarten — „und bezahlen auch was dafür“, ist Kutz überzeugt. Dass auch die 27. Zappanale im kommenden Jahr ein Erfolg wird — für Wolfhard Kutz ist das keine Frage: „Wir haben schon jetzt so viele gute Bewerbungen — eigentlich könnten wir direkt weitermachen!“ • Bildergalerie: www.ostsee-zeitung.de Lennart Plottke und Jens Wagner

Bad Doberan - Zappa-Legenden lassen Rennbahn beben