Alina Herbing liest im Literatursommer

Zum 14. Mal veranstaltet das Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz mit seinem Förderverein den „Klützer Literatursommer“. Am Freitag, 2. Juni, wird er mit einem Benefiz-Gartenfest und etwa 100 geladenen Gästen gefeiert. Das diesjährige Motto lautet „Landlust oder Großstadtsehnsucht?“. Bei der Eröffnungsfeier des Literatursommers wird Schauspieler Gottfried Richter zur Einstimmung auf die Veranstaltungsreihe Texte von Erich Kästner lesen. „In ,Sonderbares vom Kurfürstendamm’ sind viele kleine Texte gesammelt, die Kästner als ,Berliner Beobachtungen’ aufgeschrieben hat. Darunter finden sich auch Beschreibungen von Besuchern Berlins, die zum ersten Mal in einer Großstadt sind und sich dementsprechend verhalten“, sagt Dr. Anja-Franziska Scharsich, die Leiterin des Literaturhauses. „Es wird literarisch ein ganz lockerer Start.“ Außer der Lesung wird den Gästen der Eröffnungsfeier auch eine Tombola geboten, deren Erlös dem Förderverein des Literaturhauses zugute kommen wird. Die erste öffentliche Veranstaltung des Literatursommers ist dann eine Woche später am Freitag, 9. Juni. Dann liest Autor Tom Liehr aus seinem Roman „Landeier“. Darin zieht eine Familie aus Berlin in den Spreewald. Dort entdecken sie schnell die Vor- und Nachteile des ländlichen Lebens. „Das ist sehr erfrischend geschrieben“, sagt Anja-Franziska Scharsich. Barbara Stierand, Vorsitzende des Fördervereins des Literaturhauses ergänzt: „Ich finde es immer spannend, wie Städter von der ländlichen Realität überrascht werden. Sie leben in großen Städten viel anonymer und müssen damit klarkommen, dass sie im Dorf sofort als ,Die Neuen’ bekannt sind.“ Barbara Stierand ist selber vor einigen Jahren aus einer Großstadt nach Klütz gezogen und hat selber ähnliche Erfahrungen gemacht. „Ich finde es angenehm, zufällig Freunde auf der Straße zu treffen. In der Stadt musste ich dafür früher auch eine Stunde fahren. Andererseits gibt es auf dem Land auch eine Art eingeschworene Gemeinschaft mit gewachsenen Regeln, die man lernen muss“, sagt sie. Die zweite Veranstaltung des Literatursommers wird gemeinsam dem Literaturhaus Rostock organisiert. Ab dem 11. Juni findet in Boltenhagen ein Poetencamp für junge Nachwuchsschriftsteller statt. Sie präsentieren ihre Arbeiten zum Abschluss am 15. Juni im Literaturhaus „Uwe Johnson“. „Das bietet mal eine Gelegenheit, ganz frische Arbeiten von jungen Autoren zu hören“, sagt Scharsich. „Vielleicht ist da jemand dabei, den wir später mal als Autor zum Literatursommer einladen“, sagt sie. Mit 32 Jahren ist Alina Herbing auch eine junge Autorin. Die gebürtige Lübeckerin ist in Schlagsülsdorf aufgewachsen und lässt ihren Debütroman, den sie im Literaturhaus am 30. Juni vorstellt, im benachbarten Schattin spielen. Sie beleuchtet in „Niemand ist bei den Kälbern“ eher den Landfrust als die Landlust. „Die Geschichte einer jungen Frau, die zu ihrem Freund auf seinen Bauernhof zieht, obwohl sie lieber in der Stadt wohnen und im Büro arbeiten will, hinterfragt, ob in Dörfern mehr passieren muss, als die eigenen Aufgaben zu erledigen“, sagt die Literaturhausleiterin. „Es ist ja ein reales Problem, dass im Mecklenburg-Vorpommern Dörfer sterben. Alina Herbing wirft Fragen auf, wie man gegensteuern kann“, so Scharsich. Mit dem Problem, Ideen des Landlebens in der Großstadt zu realisieren, beschäftigt sich Andreas Baum in seinem Buch „Wir waren die neue Zeit“. Er liest daraus am 7. Juli. „Das Buch handelt von Hausbesetzern im Prenzlauer Berg in Berlin. Sie bauen ganz eigene Strukturen auf und scheitern aber schließlich, weil es zu viele unterschiedliche Ansichten über das Zusammenleben gibt“, erklärt Anja-Franziska Scharsich. Als „Uwe Johnson“-Beitrag wird am 20. Juli Schauspieler Bernt Hahn aus „Marthas Ferien“ lesen. Dabei handelt es sich um den Anfang eines Romanprojekts, in dem Johnson über Martha und Peter Niebuhr schrieb. Sie sind im Roman „Ingrid Babendererde“, die Eltern der Hauptfigur Klaus Niebuhr. „Bernt Hahn liest häufig Texte von Uwe Johnson“, sagt Barbara Stierand. „Wenn er liest, sind sie gut verständlich und man kann sich alles sehr gut vorstellen.“ Den Abschluss des Literatursommers bildet am 22. September die Lesung mit „Quichotte“. Der Kölner ist eigentlich Rapper und Poetry- Slammer. Mit dem Roman „Klingelstreiche im Niemandsland“ hat er seinen ersten langen Text geschrieben, der demnächst veröffentlicht wird. „Er beschreibt seine eigene Geschichte, wie er als einziges Kind in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist. Wenn er dort einen Klingelstreich gemacht hat, wusste jeder sofort, dass er es war“, erklärt Anja-Franziska Scharsich. Sie empfiehlt, Karten für die jeweiligen Veranstaltungen unter ☎ 038825 / 22295 oder per E-Mail an info@literaturhaus-uwe-johnson.de zu reservieren, da im Veranstaltungsraum des Literaturhauses maximal Platz für 70 Gäste ist. Freitag, 9. Juni, 19.30 Uhr: „Landeier“ – Lesung und Gespräch mit Tom Liehr Donnerstag, 15. Juni, 20 Uhr: Lesung mit Stipendiaten des Poetencamps, Eintritt frei. Freitag, 30. Juni, 19.30 Uhr: „Niemand ist bei den Kälbern“ – Lesung und Gespräch mit Alina Herbing Freitag, 7. Juli, 19.30 Uhr: „Wir waren die neue Zeit“ – Lesung und Gespräch mit Andreas Baum Donnerstag, 20. Juli, 19.30 Uhr: „Marthas Ferien“ – Johnson-Lesung mit Bernt Hahn Donnerstag 3. August, 19.30 Uhr: „So viel Anfang war nie. Notizen aus der ostdeutschen Provinz“ – Lesung und Gespräch mit Gerhard Läpple Freitag, 25. August, 19.30 Uhr: „Mensch, Rüdiger!“ – Lesung und Gespräch mit Sven Stricker Freitag, 8. September, 19.30 Uhr: „Zuhause. Die Suche nach dem ort an dem wir leben wollen“ – Lesung und Gespräch mit Daniel Schreiber Freitag, 22. September, 19.30 Uhr: „Klingelstreiche im Niemandsland“ – Lesung und Gespräch mit „Quichotte“ Malte Behnk

Klütz - Alina Herbing liest im Literatursommer