Amtsgericht: Der erste Tag als Außenstelle

Seit gestern ist das Grevesmühlener Amtsgericht offiziell Außenstelle des Wismarer Gerichtes. Dessen Präsident Martin Meermann besuchte daher die Grevesmühlener Außenstelle zusammen mit Vertretern des Justizministeriums. „Ich bin ein Befürworter der Reform“, betonte er gestern. „Durch die Zusammenlegung kann das Amtsgericht effektiver arbeiten, allein die Zusammenführung des Familiengerichtes bringt durch die bessere personelle Ausstattung in Wismar erhebliche Vorteile.“ Neben dem Familiengericht sind auch die Zivilgerichtsbarkeit sowie das Strafgericht durch die Umsetzung der umstrittenen Reform in Grevesmühlen Geschichte. Noch am vergangenen Freitag hatten 150 Richter, Politiker und Einwohner in Grevesmühlen gegen die Reform protestiert, die am 6. September per Volksentscheid gekippt werden soll. „Mit dieser Kritik“, so Meermann, „kann ich umgehen. Jeder hat seine Meinung. Ich kann nur sagen, dass ich diese Reform unterstütze.“ In Grevesmühlen bleibt die Zahl der Mitarbeiter, es sind gut 40, zwar gleich, doch unter den Angestellten gibt es durchaus Befürchtungen, dass ihre Arbeitsplätze dauerhaft keinen Bestand haben werden. „Es sind Hirngespinste, dass das Amtsgericht in Grevesmühlen aufgelöst wird“, so Meermann. „Es ist politischer Wille, dass die Außenstelle bestehen bleibt.“ Das betonte auch Justizministerin Maria Kuder (CDU). „Die Zweigstelle ist gesetzlich abgesichert, das ist einmalig in der Geschichte unseres Landes. Wichtig ist auch, dass durch die Reform niemand seinen Job verliert. Ich halte die Reform für zwingend notwendig und bin mir sicher, dass die breite Mehrheit der Menschen im Land die Notwendigkeit ebenso sieht.“ Durch die Reform sind in Grevesmühlen einige Räume leer geworden. Nach Aussage des Justizministeriums soll die Hälfte des Erdgeschosses im alten Gebäudetrakt vermietet werden. Angesichts der Tatsache, dass in der ehemaligen Kreisstadt etliche Büroräume leerstehen, ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Von den ehemals drei Verhandlungsräumen wird nur einer weiterhin genutzt. Einer, so heißt es, fungiere nun als Bibliothek, der dritte sei Reserve. Frust herrscht auch bei den Rechtsanwälten in Grevesmühlen, die sich in den vergangenen 25 Jahren in Grevesmühlen angesiedelt hatten — in direkter Nähe zum Amtsgericht. Da aber der überwiegende Teil ihrer Arbeit jetzt in Wismar gefragt ist, ist es nach Aussage der Grevesmühlener Juristen nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Anwälte ihre Kanzleien verlegen. Michael Prochnow

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