Betriebsrat gegen Aus für Automobilzulieferer

Keine Schließung des Unternehmens in Selmsdorf: Das ist der Wunsch des Betriebsratsvorsitzenden der Aluminium Metallbearbeitung Selmsdorf GmbH, Erhard Moll. Von einem Aus des Zulieferers für die Automobilindustrie wären nach Molls Angaben 60 Mitarbeiter betroffen. Für den Fall, dass die Firma geschlossen wird, fordert der Betriebsratsvorsitzende„einen gut ausgestatteten Sozialplan." Den Mitarbeitern müsse ein beruflicher Neuanfang ermöglicht werden. Auch angemessene Abfindungen müssten ein Thema der laufenden Verhandlungen sein. Moll erklärt: „Wir sind noch mitten in den Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern.“ Beteiligt sei auch die IG Metall. Der Betriebsrat lade am Montag die Beschäftigten, die Geschäftsführung und Vertreter der Transfergesellschaft AGS zu einer Versammlung ein. Am Dienstag gebe es in der Firma eine Verhandlung vor der Einigungsstelle, einem Hilfsorgan, das dazu dient, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte zwischen Arbeitgebern und Betriebsräten zu schlichten. Erhard Moll sagt: „Dem Unternehmen geht es anscheinend nicht so schlecht wie sie tun.“ Die Aluminium Metallbearbeitung Selmsdorf GmbH ist ein Tochterunternehmen der AE-Group mit Zentrale im thüringischen Gerstungen. Dort investiert die AE-Group nach eigenen Angaben bis zum Jahr 2018 rund 60 Millionen Euro. Am hessischen Standort Nentershausen würden bis Ende 2016 sechs Millionen Euro investiert. Ein Argument, das die Geschäftsführung dafür anführt: Die im Werk gegossenen Teile sollen dort auch bearbeitet werden können, anstatt sie zu anderen Standorten zu transportieren. Auf seinen Internetseiten beschreibt das aluminiumverarbeitende Unternehmen die Entwicklung als „Wachsen mit Leichtigkeit“ und schreibt von einer „Aufbruchstimmung bei der AE-Group.“ Der Betriebsratsvorsitzende in Selmsdorf hingegen sagt: „Hier herrscht keine Aufbruchstimmung.“ Bereits in den vergangenen Jahren seien Arbeitsplätze in Selmsdorf gestrichen worden. Moll meint: „Uns hat man hier ein bisschen ausbluten lassen.“ Arbeit sei auf andere Standorte verlagert worden. Von der AE-Group, die auch in Lübeck und im polnischen Strzelce Krajenskie produziert, waren gestern keine Auskünfte zur Entwicklung in Selmsdorf und Ursachen dafür zu bekommen. Vorstand Klaus Eichler sagte: „Ich gebe dazu keine Stellungnahme ab.“ Betroffenheit herrscht beim Selmsdorfer Bürgermeister Marcus Kreft (SPD). Er sagt: „Ich finde es grundsätzlich schade, wenn ein Unternehmen bei uns schließt.“ Die Gemeinde habe darauf jedoch keinen Einfluss. Kreft lernte die Aluminium Metallverarbeitung Selmsdorf GmbH im vorigen Jahr nach seiner Wahl zum Bürgermeister kennen. Damals stellte er sich bei den Firmen in der Gemeinde vor. Ein namhafter Betrieb existiert mittlerweile nicht mehr. Die Traditionsfirma Ladenbau Weimann schloss Anfang dieses Jahres für immer ihre Pforten. 85 Mitarbeiter waren betroffen. Danach kaufte das Medizin-Unternehmen Euroimmun das Betriebsgebäude. Es liegt gegenüber der Aluminium Metallbearbeitung Selmsdorf GmbH. Einen Negativtrend bei der Entwicklung Selmsdorf als Gewerbestandort sieht der Bürgermeister der wachsenden Gemeinde im Speckgürtel von Lübeck nicht. Im Gegenteil. Er berichtet: „Die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Selmsdorf ist ungebrochen.“ Dem Unternehmen geht es anscheinend nicht so schlecht wie sie tun.“Erhard Moll, Betriebsratsvorsitzender der Aluminium Metallbearbeitung Selmsdorf GmbH Jürgen Lenz

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