Bislang 17 Infizierte in NWM, Kreis bittet Bundeswehr um weitere Schutzausrüstung

Am Freitagnachmittag (Stand 14 Uhr) vermeldet der Landkreis Nordwestmecklenburg 17 bestätigte Corona-Infektionen, 158 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es noch keinen Fall im Landkreis mit einem schweren Krankheitsverlauf, der intensivmedizinisch behandelt werden muss. Dennoch bereiten sich die Krankenhaus-Träger DRK und SANA intensiv auf einen Anstieg auch dieser Krankheitsverläufe vor und stocken ihre Kapazitäten entsprechend auf. Reha-Klinik geschlossen: Für Schlagzeilen hat in dieser Woche die Schließung einer Reha-Klinik auf der Insel Poel gesorgt – in der ein Patient mit dem Corona-Virus infiziert war. Der Reha-Betrieb in der Klinik ist daraufhin bis auf Weiteres eingestellt worden, neue Anreisen finden nicht statt. Für die infizierte Person und ihre Begleitung ist ein Rücktransport in seine Heimat unter Einhaltung des Infektionsschutzes organisiert worden. Die zwei Abstrichzentren in Wismar und Grevesmühlen sind diese Woche unter Regie der Träger SANA und DRK in Betrieb gegangen. Das in Wismar am Montag, das in Grevesmühlen am Mittwoch. Bislang verläuft das Testgeschehen dort weitgehend ruhig und unter bestmöglichen Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter. Weiterhin gilt die Regel, dass nur getestet wird, wer von einem Hausarzt im Testzentrum angemeldet wurde. Vorerst genug Schutzausrüstung: Der Landkreis kümmert sich in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsministerium und dem LaGus um die Beschaffung weiteren Verbrauchsmaterials für die Testzentren. Vom Land wurde signalisiert, dass die benötigten Lieferungen im Laufe der nächsten Woche eintreffen sollten. „Wir hoffen, dass die Produktionskapazitäten schnell genug hochgefahren wurden und keine Engpässe entstehen. Derzeit haben wir noch genug Schutzausrüstung und Test-Kits für die Abstrichzentren für die nächsten Tage, wir sind aber auf die Schnelligkeit der Lieferanten angewiesen“, so Landrätin Kerstin Weiss (SPD): „Umso wichtiger ist, dass alle die Bitte beherzigen, jeden unnötigen Kontakt zu anderen Menschen zu meiden.“ Gleichzeitig hat der Landkreis ein Hilfeleistungsgesuch an die Bundeswehr gestellt, um weitere Schutzausrüstung zu erhalten. Appell: Bleibt zuhause! In einer Videobotschaft hat sich die Landrätin am Donnerstag an die Bevölkerung gewandt und genau das klar gemacht: „Wir haben jetzt noch die große Chance, die Pandemie früh einzudämmen. Aber dafür muss jeder einzelne Vernunft zeigen und mitmachen. Bitte bleiben Sie zu Hause.“ Besonders Gruppen Jugendlicher, die sich in der Öffentlichkeit treffen und diese Vorgaben eben nicht einhalten, nannte die Landrätin und appellierte an die Eltern, auf ihre Kinder einzuwirken. Intern hat die Kreisverwaltung die Zeit ab Mittwoch genutzt, um sich umzustrukturieren, nachdem die ersten Sofortmaßnahmen wie die Schließung öffentlicher Gebäude und auch der Kreisverwaltung für Besucher umgesetzt waren. Schrittweise wird jeder Mitarbeiter auf Heimarbeit umgestellt, bei dem es möglich ist. Arbeitszeiten werden flexibilisiert und die Arbeitszeitfenster ausgeweitet: „Wir wollen zum Schutz der Mitarbeiter erreichen, dass möglichst in Schichten gearbeitet wird und nicht zwei Mitarbeiter in einem Büro sitzen. Wir müssen unsere Arbeitsfähigkeit unbedingt erhalten. Außerdem soll damit Eltern erleichtert werden, sich bei der Betreuung ihrer Kinder abzuwechseln, damit sie die Notfallbetreuung in den Kitas nicht in Anspruch nehmen müssen.“ Neuer Leiter im Gesundheitsamt: Das Gesundheitsamt ist derzeit der Verwaltungsteil, auf den alles ausgerichtet wird: Fachdienstleiter aus anderen Bereichen bilden Teams aus freigewordenen Mitarbeitern, um das Gesundheitsamt bei seiner Arbeit zu unterstützen und diesem möglichst viele Aufgaben abzunehmen. „ Wir tun unser Möglichstes, um unser Gesundheitsamt aus eigener Kraft zu stärken. Die Verwaltungsleitung im Gesundheitsamt hat Herr Stach (Jurist beim Landkreis) mit Wirkung vom 17. März übernommen. Weiterhin hat unser veterinärmedizinischer Dienst Aufgaben im Gesundheitsamt übernommen. Dennoch ist die Belastung für die Kollegen und Kolleginnen hoch. Corona steht derzeit über allem“, berichtet die Landrätin. Gleichzeitig arbeiten die Fachdienste Soziales und Jugend an vielen noch offenen Fragen, die geklärt werden müssen: Welche Gelder werden weiter gezahlt? Welche Betreuungsdienste dürfen noch angeboten werden? Zahlreiche Fragen werden auch von Trägern und Dienstleistern an die Fachdienste herangetragen. „Für alle diese Dinge werden sich Lösungen finden. Wir arbeiten ein Problem nach dem anderen ab“, so Landrätin Kerstin Weiss dazu: „Wir brauchen aber auch noch weitere Erlasse vom Land, die nach und nach eingehen.“ Um die verordneten Geschäftsschließungen zu kontrollieren, arbeitet der Landkreis mit den Ordnungsämtern in den Ämtern und amtsfreien Städten und Gemeinden zusammen. Gleiches gilt für Kontrollen von Ferienhäusern und Beherbergungseinrichtungen betreffend des erlassenen Tourismusverbots. Die Polizei kontrolliert an Zufahrtsstraßen nach Schleswig-Holstein und weist unberechtigte Reisende ab. Mehr Infos: Rehaklinik geschlossen: Corona-Fall auf der Insel Poel Landrätin schließt Ausgangssperre in Wismar und Nordwestmecklenburg nicht aus Corona: Bei Unvernunft zieht Wismars Bürgermeister die Reißleine Einkaufen aus Langeweile? Verkäufer in Wismar beklagen fehlende Rücksicht Von Kerstin Schröder