Boltenhagen: Durchatmen beim Naturdenkmal im Urwald des Ostseebads

Vor allem wegen seines Strandes ist das Ostseebad Boltenhagen bekannt. Aber nur ein kleines Stück von den großen Parkplätzen für die Badegäste gibt es ein unberührt wirkendes Stück Natur im Badeort – den Tarnewitzer Urwald. Etwa zehn Hektar ist das dicht bewaldete Gebiet „Kleines Bruch“ groß, das nur einen Teil des Urwaldes bildet. Einstündiger Spaziergang: Vom Großparkplatz am Mariannenweg aus kann man innerhalb einer Stunde einen Spaziergang von etwa sechs Kilometern durch dieses Gebiet des Urwalds machen. Der Weg dorthin führt zunächst zum Ortsteil Tarnewitz mit dem Tarnewitzer Bach. Wer sich diese Schleife sparen möchte, folgt einem kleinen Trampelpfad. Er scheint offiziell zu sein, da er zumindest mal über eine Brücke führte, vor deren Unsicherheit noch ein Schild warnt. Die Brücke ist allerdings schon weg. Der Trampelpfad führt ein paar Meter um den Graben herum und dann weiter Richtung Waldrand. Lesen Sie auch Boltenhagens Küstenschutzwald braucht eine Verjüngung Boltenhagen betreibt Artenschutz für Fledermaus und Vögel in Ruinen Boltenhagen: Vergangenheit und Zukunft der Stadtentwicklung Dort sind die Wege breiter und an den Kreuzungen zeigen Schilder die Richtung zum Strand, nach Tarnewitz oder Wichmannsdorf. Im Urwald gibt es eine neu anerkannte Sehenswürdigkeit: Eine etwa 115 Jahre alte Esche wurde offiziell zum Naturdenkmal erklärt. Anlass ist, dass der Landkreis Nordwestmecklenburg eine Verordnung über Naturdenkmale erarbeitet, weil die bisherigen Bestimmungen noch von 1935 und von 1970 stammen und nicht mehr zeitgemäß sind. Eine Liste von Naturdenkmalen aus dem Klützer Winkel hat der Heimatverein Klützer Winkel auf seiner Internetseite www.heimatverein-kluetzerwinkel.de veröffentlicht. Im Sommer 2020 brachte der Landkreis eine „Verordnung über Naturdenkmale im Landkreis Nordwestmecklenburg“ auf den Weg. Für die Naturdenkmale des Landkreises galten noch die Festsetzungen von 1935 bzw. von 1970. Die verschiedenen Regelungen zu den Naturdenkmalen sollen durch die neue Verordnung eindeutig reguliert und in geltendes Recht überführt werden. Die Naturdenkmale wurden in der Örtlichkeit anhand bestimmter Kriterien überprüft. Naturdenkmale, die die Maßgaben erfüllen, werden mit der Verordnung neu festgesetzt. Für Naturdenkmale, die nicht mehr vorhanden sind oder die die Kriterien nicht erfüllen, wird der Schutzstatus aufgehoben. 2019 waren in Nordwestmecklenburg noch etwa 850 Naturdenkmale gelistet Einwohner hatten auf Esche hingewiesen: Im Amtsblatt hatte die Gemeinde Boltenhagen aufgerufen, besonders schützenswerte Bäume zu nennen, die sich im Gemeindegebiet befinden. Bekannt ist die 25 Meter hohe Esche, die einen Umfang von 2,20 auf Brusthöhe hat, schon lange. Eine Bank an ihrem Fuß lädt zur Rast ein. „Ich bin glücklich, dass dieser Aufruf funktioniert hat und Boltenhagen jetzt auch wieder in der Liste der Naturdenkmale vertreten ist“, sagt Bürgermeister Raphael Wardecki (Grüne). Denkmalsschild als Provisorium: Wie wichtig einigen Boltenhagenern diese Esche ist, haben sie bereits mit einem gebastelten und provisorisch angebrachten Eulenschild gezeigt. Ein Holzstück mit dem aufgemalten Vogel ist hoch am Stamm angebracht. Die offiziellen gelben Schilder markieren unter anderem Naturdenkmale. Doch es ist nicht nur diese mächtige Esche mit ihren vielfach verzweigten Ästen, die den Urwald im Ostseebad zu einem besonderen Ausflugsziel macht. Obwohl im Norden direkt ein großer Campingplatz angrenzt, bietet er viel Ruhe. Skurrile Formen durch Bruchholz: Umgestürzte Bäume, die belassen werden, wie sie sind, und ihre hoch stehenden Wurzeln bieten dem Spaziergänger immer wieder neue skurrile Bilder und Formen. Schilf steht hier direkt vor einer Tannenschonung und lange gewachsene Flechten leuchten im Licht der Wintersonne. Auch für Radtouren attraktiv: „Im Frühling ist es besonders schön, wenn die Buschwindröschen blühen“, sagt die amtierende Kurdirektorin Katleen Herr. „Ich fahre auch gerne mit dem Fahrrad durch den Urwald, dann aber von Tarnewitz bis zur Sportanlage bei Wichmannsdorf“, sagt sie und bestätigt, dass man sogar im Sommer während der Hochsaison die Ruhe im Urwald genießen kann. Weiter Blick über Wiesen und Felder: Von den Wegen am Rand des Waldes bietet sich auch ein weiter Blick über angrenzende Wiesen und Felder. Dort können in der Ferne Fischreiher oder Rehe beobachtet werden. Ein Teil der Wege im Urwald, die meist an mit Wasser gefüllten Gräben entlangführen, gehört zu den vier ausgewiesenen Terrainkurwegen des Ostseebads. Hier lässt sich geschützt vor Wind immer noch das Reizklima der Ostsee genießen. Von Malte Behnk