Boltenhagen streitet um 150 000 Euro

Vorangegangen war allerdings eine heftige Diskussion über 150 000 Euro, die die Kurverwaltung zusätzlich zu geplanten rund 300 000 Euro aus der Gemeindekasse haben will. Kurdirektorin Claudia Hörl begründete die Erhöhung mit einem Mehrwert, den die Kurverwaltung schließlich auch für die Einwohner schaffe. Wäre Boltenhagen kein Tourismusort, gäbe es viele Einrichtungen gar nicht erst, argumentierte sie und führte als Beispiel die vielen Veranstaltungen im Kurpark und am Strand an, die von allen kostenlos genutzt werden können. Zudem habe man sich für dieses Jahr viel vorgenommen, wofür sich noch keine Kosten beziffern ließen. Die Verbesserung der Strandqualität, die Sanierung der 20 Jahre alten öffentlichen Toiletten sowie der Park&Ride-Probetrieb seien drei kostenintensive Punkte. Heinz-Dieter Schultz (SPD), seit mehr als 20 Jahren Gemeindevertreter, zeigte kein Verständnis für die Nachforderung, von der die Gemeindevertreter erst einen Tag vor der Sitzung Kenntnis erhalten hatten. „Eigentlich bin ich nicht damit einverstanden, dass wir einer gut funktionierenden Kurverwaltung 150 000 Euro zusätzlich zahlen“, sagte er. Als die Kurverwaltung vor Jahren regelmäßig ins Defizit geriet, hätte die Gemeinde das Minus stets aus ihrem Haushalt ausgeglichen. „Jetzt arbeitet die Kurverwaltung wirtschaftlich, auch weil wir ihr die Parkplätze samt Einnahmen übertragen haben“, so Schultz. Da könne es nicht angehen, dass die Gemeinde noch zusätzlich zur Kasse gebeten werde. Auch die Kurbetriebsausschussvorsitzende Beatrix Bräunig (SPD) zeigte sich vom Ansinnen der Kurverwaltung überrascht. „Bei allem Respekt vor den Aufgaben der Kurverwaltung — es kann nicht sein, dass die Gemeinde sie finanziell so stark unterstützt, dass sie mit ihrem eigenen Haushalt Probleme bekommt“, gab sie zu bedenken. Denn der Haushalt der Gemeinde ist noch nicht aufgestellt. Claudia Hörl versicherte, dass die Kurverwaltung versuchen wolle, ohne das zusätzliche Geld auszukommen. „Für die Sanierung oder den Neubau der öffentlichen Toiletten hoffen wir, Fördergelder vom Land zu bekommen“, erklärte sie. Das Gleiche gelte für die Verbesserung der Strandsituation, speziell vor Alt Boltenhagen. Wenn es vom Land aber keine Mittel gäbe, könnte es sein, dass die Kurverwaltung auf das Geld der Gemeinde zurückgreifen müsse, schränkte sie ein. „Aber ich hoffe natürlich, dass wir die 150 000 Euro nicht brauchen“, betonte die Kurdirektorin. Auf Drängen des amtierenden Bürgermeisters Christian Schmiedeberg (CDU) und von Gemeindevertreter Michael Steigmann (Die Linke) stimmten die Gemeindevertreter über den Wirtschaftsplan des Eigenbetriebes der Gemeinde ab. „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für den Kurbetrieb“, hatte Michael Steigmann betont und um Zustimmung geworben: „Damit die Kurverwaltung möglichst schnell mit ihrer Arbeit beginnen kann, müssen wir den Wirtschaftsplan verabschieden.“ Und so geschah es, mit zwei Enthaltungen von der BfB-Fraktion. Sylvia Kartheuser

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