Boltenhagens Bauhof kämpft gegen Graffiti und Aufkleber

Die Mitarbeiter des Bauhofs im Ostseebad Boltenhagen haben wegen Graffiti und Unmengen von Aufklebern im Gemeindegebiet viel zusätzliche Arbeit neben der Bewirtschaftung des Strandes, der Reinigung und Instandsetzung der Straßen, Wege, Promenaden und Plätze. Für die Entfernung von Stickern und Sprühereien gehen einige Arbeitsstunden verloren. Das zweitälteste Seebad Mecklenburgs ist beliebt bei Urlaubern. Die etwa 10 000 Gästebetten waren im Juli und August so gut wie ausgebucht. Damit sich die Gäste und auch die Einheimischen in ihrem Ort wohlfühlen, kümmern sich die Mitarbeiter des Bauhofs täglich um „das Gesicht“ des Ostseebads. Drei Tage Aufkleber entfernt: Schriftzüge und Sticker zu entfernen, kostet die Mitarbeiter des Bauhofes viel Zeit und Geduld. „Es kommt vor, dass zwei Mitarbeiter drei volle Tage damit beschäftigt sind, solche Sachen zu entfernen“, sagt der amtierende Bauhofleiter, Christian Würtz. Manche Aufkleber, sagt Würtz, ließen sich relativ einfach abziehen. „Das liegt am Material – ob sie auf Papier gedruckt sind oder auf Folie“, sagt er. Manche Aufkleber sind sogar von der Rolle und dann großflächig um Masten gewickelt. Zum Abkratzen nutzen die Bauhofmitarbeiter feine, dünne Spachtel. Doch bei lackierten Masten, wie den Straßenlaternen, können durch das Kratzen auch Schäden entstehen. Streichen nach Graffiti-Entfernung: Noch schlimmer sind Graffiti. „Wir haben erst kürzlich an einem Toilettenhaus einen Schriftzug entfernt. Da mussten wir dann noch mit Fassadenfarbe nacharbeiten“, erklärt Würtz. Zum Entfernen des Sprühlackes müssten spezielle Reinigungsmittel benutzt werden, die dann auch die Farbe des Untergrundes angreifen könnten. Solche Mittel sind aber auch deutlich teurer als Putzmittel für den Hausgebrauch. Vor allem in der Fanszene der bekannten Fußballvereine sind Aufkleber in den jeweiligen Vereinsfarben beliebt. Vor allem in der Nähe der Fußballstadien sind sie zuhauf zu sehen. Produziert und zum kleinen Preis verteilt werden die Sticker größtenteils von Fangruppen, die Pakete von 40 Aufklebern für unter 5 Euro abgeben. Dass an den Toilettenhäusern schon nach der Graffiti-Entfernung der Anstrich nachgebessert werden musste, ist ärgerlich, weil die Anlagen noch ziemlich neu sind. Erst 2016 waren sie aufwendig für insgesamt etwa eine Million Euro modernisiert worden. Beschwerden von Urlaubern: „Unser Kehrmaschinenfahrer hat auch Mittel gegen Sprühereien an Bord. So kann er spontan etwas entfernen, wenn es ihm während der Arbeit auffällt“, sagt Würtz. Dass Schmierereien und Aufkleber den Urlaubern negativ auffallen, kann die amtierende Kurdirektorin Katleen Herr bestätigen. „Neben den Mitarbeitern des Bauhofes und der Gartenfirma Kidschun gibt es viele fleißige Hände, die mit ihren hübschen Vorgärten und Häuschen das Ortsbild liebevoll gestalten. Leider wird der Anblick auf das Schöne durch Graffiti und das sinnlose und wüste Anbringen von Aufklebern immer wieder gestört. Das finde ich sehr schade“, sagt Katleen Herr. Stele zur Grenzgeschichte beschmiert: Besonders ärgerlich war vor einigen Wochen, dass eine Stele mit Informationen zur ehemaligen DDR-Grenze mit Schmierereien verunziert wurde. Sogenannte Tags, Unterschriften von Graffiti-Sprayern, prangten auf der Informationstafel. Sie war erst im vergangenen Sommer aufgestellt worden und ist Teil des Projekts „Grenzenlos von Lübeck bis Boltenhagen“, das die Dassowerin Angela Radtke 2015 initiierte. Auch diese Tafel musste aufwendig gereinigt werden. Katleen Herr bittet Gäste wie Einheimische, über das Verkleben von Stickern und Graffiti-Sprühereien nachzudenken. „Wir werben mit ‚Grüne Perle an der Ostsee, authentisch und wunderschön‘. Dazu passen weiße Bänke im Kurpark, die nicht mit Graffiti beschmiert sind, hübsche Lampen entlang der Promenade ohne Aufkleber, saubere und ordentliche Toiletten ohne Schmiererei und Geschnörkel und eine Seebrücke, die auch ohne Aufkleber das Alleinstellungsmerkmal unseres Ostseebades ist.“ Ordnungswidrigkeit oder Sachbeschädigung: Eine Aufkleber-Druckerei im Internet, die vor allem Sticker für Werbezwecke herstellt, gibt einen wichtigen Hinweis: Beim Verkleben von Aufklebern außerhalb der eigenen vier Wände sollte unbedingt beachtet werden, dass man sich hier schnell im Bereich einer Ordnungswidrigkeit oder Sachbeschädigung befindet, wenn man Aufkleber auf fremdes Eigentum klebt. Lesen Sie auch Rostock: 250 000 Euro schaden durch Graffiti: Jugendliche entfernen Schmierereien Wolgast: Sprayer beschmieren mehrere Gebäude FC Hansa Rostock Aufkleber verschandeln Grimmens Innenstadt Von Malte Behnk