Corona: So sieht es in Grevesmühlens Betrieben und für Schüler aus

Mit Stand 18. März 11 Uhr hat sich die Zahl der bestätigten Corona-Fälle in Nordwestmecklenburg um sechs auf jetzt neun erhöht. Die Zahl der Kontaktpersonen der Kategorie 1, die sich in Quarantäne befinden, erhöht sich auf derzeit 101. Über das Wochenende hatte es im Landkreis die ersten drei bestätigten Fälle von Infektionen gegeben. Innerhalb kürzester Zeit ermittelte das Gesundheitsamt 81 Kontaktpersonen, die ebenfalls in Quarantäne geschickt wurden. Die hohe Zahl ist durch eine Person entstanden, die weiter unter Menschen gegangen ist und so das Umfeld gefährdet hatte. Das Gesundheitsamt verschickt Quarantäne-Bescheide an alle bestätigten und Verdachtsfälle, die die Lohnfortzahlung garantieren. Der Wirtschaft sprach Landrätin Kerstin Weiss (SPD) Mut zu: „Bei uns melden sich viele Unternehmer, die verzweifelt sind. Diese verweise ich auf die Hilfen, die das Wirtschaftsministerium des Landes aufgelegt hat und die man beantragen kann. Und darauf, dass umfangreiche weitere Programme von Bund und Ländern vorbereitet werden.“ Händler richten Lieferservice ein: In Grevesmühlen reagieren Händler und Gastwirte nun auf die Auswirkungen der Corona-Krise, nachdem sie ihre Betriebe auf Anweisung der Bundes- und Landesregierung schließen mussten oder nur verkürzt öffnen dürfen. Einige Restaurants, wie zum Beispiel das griechische in der August-Bebel-Straße, stellen auf Lieferbetrieb um. Dasselbe Prozedere beim TrendShop. Dort können Wünsche telefonisch zwischen 10 und 14 Uhr aufgegeben werden. Die Ware wird entweder verschickt oder kann nach Vereinbarung abgeholt werden. Wer sich die Zeit mit Frühlingsblühern verschönern möchte, kann beispielsweise bei Gartenbau Wiencke in Wotenitz anrufen. Die Pflanzen werden kostenlos an die Haustür geliefert. Andere Restaurants schließen derweil – zum Beispiel die chinesische Gaststätte in der Bahnhofstraße oder der Asialand-Imbiss am Markt. Unabsehbare Folgen der Krise befürchtet auch Stefanie Dutschke, die zusammen mit ihrem Mann Sven Dutschke das Restaurant und Hotel Jägerhof in Dassow/Holm betreibt. „Wir halten uns natürlich an die Regelung und schließen das Restaurant ab 18 Uhr für die Öffentlichkeit“, sagt Stefanie Dutschke und ergänzt: „Unsere Hotelgäste können länger bleiben.“ Doch von denen gibt es nicht mehr viele. „Die Stornierungen reichen bis in den Juni. Auch die ersten Veranstaltungen sind abgesagt.“ Recyclinghöfen schließen für Privatkunden: Die GER Umweltschutz GmbH entschied, die drei Recyclinghöfe in Neu Degtow, Wismar (Am Torney 41) und in Neubukow-Jörnstorf vom 19. März bis 18. April für Privatkunden zu schließen. Grund laut GER-Geschäftsführer Claudius Martinetz: In den vergangenen Tagen habe der Privatkundenverkehr erheblich zugenommen. Die Menschen würden die freie Zeit für Arbeiten an Haus und Garten nutzen, so Martinetz. „Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sieht sich das Unternehmen zu diesem Schritt gezwungen.“ Für Firmen gelten die Verbote nicht. Für Hobbygärtner wie Bjarne Kunkel heißt es nun, zu improvisieren. Jedes Jahr zum meteorologischen Frühlingsanfang beginnen er und seine Familie mit der Gartenarbeit und stehen nun vor der Frage: Wohin mit den Abfällen? „Es ist schwierig, für eine Anhängerladung Müll einen Lagerplatz im eigenen Garten zu finden“, meint der 18-jährige Grevesmühlener. Es sei zwar ärgerlich, dass die Recyclinghöfe schließen, aber eben nicht zu ändern. „Gesundheit geht vor. Wenn die Maßnahme Sinn macht, soll sie ruhig länger anhalten“, schätzt Bjarne Kunkel ein. Jugendzentrum schränkt Öffnungszeiten ein: Um soziale Kontakte zu reduzieren, schränkt der Jugendtreff im Grevesmühlener Bürgerbahnhof seine Öffnungszeiten ein. „Wir haben in Abstimmung mit der Stadt Grevesmühlen beschlossen, dass sich diese Einschränkungen vor allem auf das offene Angebot beziehen“, informiert Kirsten Balzer, Geschäftsführerin des Diakoniewerks. Für individuelle Problemstellung einzelner Jugendlicher würde Jugendtreff-Mitarbeiterin Marie-Luise Born – idealerweise nach Vereinbarung – zur Verfügung stehen. Erreichbar ist sie unter 03881/7939591 oder marie-luise.born@diakoniewerk-gvm.de. DRK konzentriert sich auf zentrale Aufgaben: Komplett zu hingegen sind die Türen aller Jugendeinrichtungen des DRK-Kreisverbandes. Die Mitarbeiter sind mobil erreichbar. Zudem finden bis April keine Erste-Hilfe-Lehrgänge statt. Veranstaltungen der Familienbildungsstätte wurden ebenfalls abgesagt und laufende Kursangebote unterbrochen. Geschlossen sind ebenfalls bis Ende April das Mehrgenerationenhaus in Wismar, die Mitmachzentrale Nordwestmecklenburg (mobil erreichbar) und Kleiderkammern. Die Schwangerschafts- und Familienberatung ist telefonisch zu erreichen: Maike Frey unter 0162/1084451 und Doreen Martin unter 0152/32712003. Ebenfalls besetzt sind die Zentralen des Kreisverbandes und unter 03881/7595-0 (Grevesmühlen) und 03841/ 7123-0 (Wismar) erreichbar. Die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste, der Rettungswachen und des Fahrdienstes sind weiterhin uneingeschränkt im Einsatz. Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen im Hospiz: Die Einschränkungen für Pflegeeinrichtungen gelten auch für den Betrieb im Hospiz Schloss Bernstorf. Wie Isabell Röhr von der Hospizleitung mitteilt, gelten zwangsläufig besondere Vorschriften. „Viele Angehörige hatten große Befürchtungen, dass sie ihre Verwandten nicht mehr besuchen dürften. Aber das können sie natürlich“, sagt sie. Allerdings gebe es strenge Vorschriften. So finden Besuche nur nach vorheriger Anmeldung statt, sodass die Zahl der Kontakte geregelt werden kann. Zudem sind Desinfektionsstationen aufgebaut worden. Für die Lieferanten wurde ein separater Eingang freigehalten. „Ein zusätzliches Problem für uns ist der Umstand, dass wir fünf Prozent der Finanzierung über Spenden erwirtschaften müssen. Die Firmen haben im Moment ganz andere Sorgen, dafür haben wir Verständnis, aber das macht die ganze Sache für uns schwierig.“ Dennoch laufe der Betrieb weiter, auch neue Gäste würden aufgenommen. Schüler büffeln weiter: Auch Lehrer und Schüler stehen vor vielfältigen und unplanbaren Herausforderungen, nachdem die Schulen geschlossen worden sind. Grundschüler in Grevesmühlen sind von ihren Klassenlehrern ganz klassisch mit Kopien oder handschriftlichen Aufgabenstellungen, die an die Elternvertreter weitergegeben worden sind, versorgt worden. Digital arbeiten die Regionale Schule – hier informieren sich die Schüler über die Homepage – und das Gymnasium, die mit einer Cloud arbeitet. Seit fast einem Jahr ist das Gymnasium als MINT-Schule (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) Mitglied der vom Hasso-Plattner-Institut entwickelten Schulcloud. „Bereits im vergangenen Schuljahr wurde eine Testklasse im Probebetrieb aufgenommen und allen Lehrern die Möglichkeit zur Erprobung dieser Plattform gegeben“, informiert Schulleiterin Andrea Großmann. Nun in der Corona-Krise haben alle Schüler die Möglichkeit, auf die Cloud zuzugreifen. Innerhalb von zwei Tagen ist der Probebetrieb auf den Unterrichtsbetrieb umgestellt worden. „Unter der Initiative der beiden Lehrer Dr. Thomas Podella und Dr. Torsten Fischer konnten nun etwa 90 Prozent aller Schüler bereits am Dienstag den Unterricht aufnehmen“, freut sich die Schulleiterin. Bis Donnerstag sei nun geplant, dass alle Schüler im System erfasst sind. Jede Klasse erhält individuelle Aufgaben von ihren Lehrern, die von den Schülern zu Hause bearbeitet und die Ergebnisse als Foto hochgeladen werden. „Mit dem Stand vom 17. März wurden durch das engagierte Arbeiten der Lehrer mehr als 170 Kurse angelegt“, beschreibt die Schulleiterin. Von Kerstin Schröder, Jana Franke, Michael Prochnow und Kilian Huschke