Coronakrise: So versuchen Feuerwehren im Schönberger Land einsatzbereit zu bleiben

Ein einziger Brandschützer kann eine komplette Feuerwehr lahmlegen, wenn er sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Dann müssen im schlimmsten Fall alle Kameraden in Quarantäne. Feuerwehren im Schönberger Land setzen alles daran, das zu verhindern. Der Herrnburger Wehrführer Oliver Boest spricht aus, was für alle Brandschützer im Gebiet zwischen Schattin, Rosenhagen und Grieben gilt: „Wir versuchen, die Wehr solange wie möglich einsatzbereit zu halten.“ Um Ansteckungen zu vermeiden, kommen die Brandschützer nicht mehr so oft zusammen wie vor Beginn der Corona-Krise. „In allen Feuerwehren wurden die Dienst- und Ausbildungsveranstaltungen abgesagt“, sagt Daniel Zabel, Wehrführer in Selmsdorf und Amtswehrführer für das Schönberger Land. Als bekannt wurde, dass sich das Coronavirus ausbreitet, hatte das auch Folgen für einen Truppmann-Lehrgang, den Feuerwehrleute aus dem Amtsgebiet absolvierten. Daniel Zabel berichtet: „Wir mussten ihn abbrechen.“ Gerätehäuser für Öffentlichkeit gesperrt: Jetzt sind alle Gerätehäuser für die Öffentlichkeit gesperrt. Aber auch Feuerwehrleute dürfen sie nur noch unter zwei Bedingungen betreten. „Nur für Einsätze und zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft“, erklärt der Schönberger Wehrführer Jörn Stange. Wenn ein Fahrzeug oder technisches Gerät dringend repariert werden muss, gilt nach Jörn Stanges Auskunft eine weitere Regel: Maximal zwei Feuerwehrleute dürfen ins Gerätehaus. Ein Sicherheitsabstand ist einzuhalten, um Infektionen zu verhindern. Das gilt auch bei Einsätzen. Ihr Ablauf ist, wie Oliver Boest sagt, „der neuen Situation angepasst.“ Die Feuerwehrleute in Herrnburg beispielsweise haben die Anweisung, das Gerätehaus nach einer Alarmierung einzeln in einem Mindestabstand von zwei Meter zu betreten und sich im Gebäude nach Möglichkeit nicht näher zu kommen. „Wir nutzen die ganzen 80 Quadratmeter“, erläutert Oliver Boest. Vordringliches Ziel auch hier: die Einsatzbereitschaft aufrechterhalten. Deshalb sitzen in den Fahrzeugen der Herrnburger Wehr nicht mehr so viele Männer und Frauen auf engem Raum nebeneinander und gegenüber wie in der Zeit, bevor sich das Coronavirus in Deutschland auszubreiten begann. Jetzt halten sich in den Mannschaftskabinen nur noch zwei Brandschützer auf. Vorher waren es sieben. Weiter vorne sitzen weiterhin der Fahrer und ein Beifahrer. Auch für den Fall, dass eine Mannschaft Kontakt zu infizierten Personen hat, sollen die anderen Teams für die Menschen im Schönberger Land einsatzbereit bleiben. Jetzt rückt immer der ganze Löschzug aus: Die Feuerwehr stellt klar, dass alle Verhaltensregeln ausschließlich dazu dienen, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern und absolut nicht als Panikmache zu verstehen sind. Wenn jetzt mehr Fahrzeuge ausrücken als gewohnt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Rettungskräfte die Gesundheit und damit die Einsatzbereitschaft aufrecht erhalten wollen. Es ist kein Hinweis darauf, dass es schwere Verkehrsunfälle gab oder irgendwo Großbrände ausgebrochen sind. Oliver Boest erläutert: „Jetzt rückt immer der ganze Löschzug aus.“ Das sind vier Fahrzeuge. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Die Herrnburger Feuerwehr empfiehlt allen Bürgern: „Haltet euch an die bekannten Empfehlungen der Behörden, wascht und desinfiziert euch regelmäßig die Hände, vermindert eure persönlichen Sozialkontakte und dann ist allen schon ein ganzes Stück weiter geholfen. Wenn sich alle daran halten, werden wir die Situation gemeinsam meistern.“ Schutzausrüstung ist bei größeren Wehren Standard: Jörn Stange berichtet: „Es gab auch Belehrungen zu allgemeinen Hygienemaßnahmen.“ Die Amtsverwaltung hat den Feuerwehrleuten Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Amtswehrführer Daniel Zabel ergänzt: „Bei größeren Wehren ist jetzt Standard: Schutzausrüstung.“ In Herrnburg sind das Schutzanzüge, Mundschutz, Schutzbrillen, Desinfektionsmittel. Für den Umgang mit infizierten Menschen haben die Feuerwehrleute klare Regeln. Um die Einsatzbereitschaft zu erhalten, sind nach Oliver Boests Auskunft alle Mitglieder vom Dienst befreit, bei denen Symptome auf eine Infektion deuten können. Jörn Stange berichtet: „Es gab eine klare Anweisung: Wer schon Husten, Schnupfen, Heiserkeit hat, hat nicht bei der Feuerwehr zu erscheinen.“ Alle Wehren schützen die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, die in den Nachwuchsabteilungen das Abc des Brandschutzes und der technischen Hilfeleistungen lernen. Oliver Boest berichtet vom Beginn der Corona-Krise: „Das war die erste Maßnahme: Wir haben die Tätigkeit der Jugendwehr bis auf Weiteres eingestellt.“ Jörn Stange ergänzt: „Auch alle Wettkampfveranstaltungen sind erst einmal abgesagt.“ Gecancelt wurden Osterfeuer, zu denen die Feuerwehren und deren Fördervereine in Selmsdorf und vielen anderen Orten einladen wollten. Der Förderverein in Dassow hat in Absprache mit den Brandschützern eine Schrottsammlung zugunsten der Kinder- und Jugendfeuerwehr verschoben. Ob es, wie in jedem anderen Jahr, wieder einen Tag der offenen Tür bei der Schönberger Feuerwehr geben wird, steht noch nicht fest. Jörn Stange kündigt an: „Er wird dieses Jahr auf jeden Fall nicht wie sonst am 1. Mai stattfinden.“ Auch das, um die Gesundheit aller zu schützen, eine weitere Verbreitung des Virus zu vermeiden und die Feuerwehr einsatzfähig zu halten. Über den Autor Lesen Sie auch: Corona-Fall bei Wehr Gehlsdorf: acht Erstkontakte negativ – Wache bald wieder im Dienst? Telefonat mit Kanzlerin: Merkel schickt Dank aus der Quarantäne an Bergener Wehr Von Jürgen Lenz