Der Gasspürer untersucht Leitungen im Klützer Winkel

Mit seinem leuchtend orangen Hemd fällt Erich Hundt sofort auf, während er auf Fußwegen und Straßen seine so genannte Teppichsonde am langen Stab vor sich herschiebt. Das Gerät saugt die Luft direkt über dem Boden an und kann kleinste Mengen Gas erkennen. Nur so lassen sich kleinste Schäden an Gasleitungen finden. Aktuell ist Erich Hundt in Klütz unterwegs. Auf seinem Plan stehen insgesamt 47 Orte in Nordwestmecklenburg. Vor allem wenn der Gasspürer private Grundstücke betritt und mit der Sonde bis an die Hauswand geht, schaut mancher Bewohner fragend aus dem Fenster. Der 50-Jährige von der TBD GmbH in Friedeburg in Ostfriesland wurde von der Hansewerk AG beauftragt, die Gasleitungen zu überprüfen. Die Hanswerk AG ist Gasnetzbetreiber in Mecklenburg-Vorpommern und lässt die Leitungen je nach Drucklast und Bauweise alle vier bis sechs Jahre überprüfen. „Heutige Kunststoffrohre sind nicht so anfällig“, sagt Erich Hundt. „Die alten Stahlrohre sind anfälliger. Da kann sich auch mal ein spitzer Stein reindrücken, wenn nur in der Nähe gebaggert wird. Bei Stahlleitungen kann mein Gerät schon zwei- bis dreimal am Tag anzeigen“, sagt der Gasspürer. Bei den moderneren Kunststoffleitungen schlage das Messgerät wesentlich seltener an. Dabei ist es so empfindlich, dass die Abgase dicht vorbeifahrender Autos auf der Klützer Schloßstraße es gelegentlich stören. „Dann gehe ich ein Stück zurück und messe nochmal, wenn die Autos weg sind“, sagt Erich Hundt. Wo die Gasleitungen verlaufen ist genau in Plänen verzeichnet. Die sieht der 50-Jährige, der seit zehn Jahren als Gasspürer arbeitet, auf einem Computer, den er umgehängt vor seiner Brust trägt. „Wenn das Messgerät sich melden sollte, grenze ich die Stelle erstmal ein“, erklärt Hundt. „Dann muss ich den Schaden melden und an der Stelle klassifizieren. Das richtet sich unter anderem nach der Entfernung zu Wohnhäusern.“ Wird ein Gasaustritt nah an einem Haus gemessen, muss sofort gehandelt werden. „Ist es eine Stelle mitten auf einem Feld, kann es auch ein paar Tage dauern, bis die Handwerker anrücken, die Stelle aufbuddeln und die Leitung flicken“, sagt Erich Hundt. Er hofft, dass es in den nächsten Tagen nicht allzu warm wird. Denn er ist immer zu Fuß unterwegs — zehn bis zwölf Stunden am Tag — und schon gestern brannte ihm die Sonne auf den Kopf. Auch auf Regen kann Erich Hundt momentan verzichten. „Die Nässe versiegelt die Oberfläche, dann muss man etwas abwarten“, sagt der Gasspürer. Nach Klütz und seinen Ortsteilen stehen als nächstes Boltenhagen und Tarnewitz, Rolofshagen, aber auch Schönberg und Grevesmühlen auf seinem Plan — in Grevesmühlen allerdings im Auftrag der Stadtwerke. Im Dienst der Sicherheit Gasspüren ist kein Ausbildungsberuf. Gasspürer wie Erich Hundt haben einen technischen Beruf gelernt und sich dann mit Lehrgängen und Prüfungen weiterqualifiziert. Ihr Zertifikat muss alle vier Jahre durch eine Prüfung aufgefrischt werden. 600 bis 800 Kilometer läuft ein Gasspürer etwa im Jahr. Bei Regen, Frost und Schnee kann er keine Gaslecks aufspüren. In Nordwestmecklenburg werden jetzt 47 Orte überprüft. Malte Behnk

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