„Die Leute sind nett“

Sie ist gebürtige Tschechin und kam einst der Liebe wegen nach Schönberg. Heute möchte Milena Ollmann, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, nicht mehr weg aus der Kleinstadt in Mecklenburg. Sie sagt: „Mir gefällt es gut, die Leute sind nett.“ Die 45-jährige Mutter einer Tochter fühlt sich rundum wohl. Ein Grund dafür: ihr Job. Der macht ihr sehr viel Spaß. Im Februar 1998 hatte Milena Ollmann bei der „Häuslichen Krankenpflege Rudi Volk“ angefangen. Seitdem betreut sie mit mehr als 40 Kolleginnen ältere Patienten in Grevesmühlen, Dassow, Schönberg, Rehna, Kalkhorst und den umliegenden Dörfern. Ihr Chef, Rudi Volk, sagt, sie sei unverzichtbar. „Milena ist ein Glücksfall für uns“, lobt der Schönberger. „Sie ist sehr beliebt bei den Patienten, macht super Arbeit. Sie ist intelligent, fleißig, sportlich und eine ganz tolle Kollegin.“ Rudi Volk erinnert sich noch gut an die Anfänge vor 20 Jahren. Er erzählt: „Da Milena keine Arbeit gefunden hatte, fragte mich Uwe Blaumann, ob ich jemanden einstellen könnte.“ Für den Unternehmer kein Problem. Er war damals sowieso auf der Suche nach Verstärkung. Für die gebürtige Tschechin war es allerdings zunächst eine große Umstellung. „Die ersten Arbeitstage waren schlimm“, sagt Milena Ollmann heute und lacht. „Häusliche Krankenpflege war eigentlich etwas ganz anderes als das, was ich eigentlich machen wollte“, erzählt die gelernte Physiotherapeutin. Doch die ehemalige Profiradsportlerin, die zweimal den Giro d´Italia mitfuhr, 1991 an den Straßen-Weltmeisterschaften in Stuttgart teilnahm und auch auf der Bahn bestens zurecht kam, biss sich durch, zeigte großes Engagement, lernte schnell. Heute möchte sie ihre Arbeit mit den älteren Menschen nicht mehr missen. „Die Kommunikation mit den Patienten macht Spaß, die Weisheit einiger ist wirklich beeindruckend“, sagt die 45-Jährige. Trotz der oft knappen Zeit habe sie immer ein offenes Ohr, lobt Rudi Volk. Zahlreiche Patienten wollen mit Milena Ollmann über ihr Leben reden, über die schönen Zeiten, die bei vielen schon sehr lange zurückliegen, an die sie sich aber besonders gerne erinnern. „Die Dankbarkeit der Leute gibt einem viel zurück“, sagt Milena Ollmann. Das Schwierigste an ihrem Beruf sei nicht die körperliche, sondern die psychische Belastung, betont die Schönbergerin. „Wenn man weiß, dass die netten Leute Schmerzen haben und dass sie nicht mehr lange zu leben haben, das ist nicht einfach. Bei vielen Leuten sind wir Teil der Familie.“ Um emotional Abstand zu gewinnen, läuft Milena Ollmann viel. „Ich brauche das, um meinen Kopf frei zu bekommen“, erklärt sie. Schon vor 20 Jahren hatte sie sich vorgenommen, einen Marathon zu laufen, es aber nie umgesetzt. Doch dann überwand Milena Ollmann den inneren Schweinehund, lief vor zwei Jahren in Lübeck ihren ersten Marathon. Ihr nächstes großes Ziel: Die Teilnahme am Marathon in ihrer tschechischen Heimatstadt Prag. Steffen Oldörp

Schönberg - „Die Leute sind nett“