Diese Fahrradwerkstatt macht Schule

An den Haken, an denen einst Turnbeutel baumelten, hängen jetzt Fahrradschläuche. Die passenden Mäntel dazu stehen an die Wände gelehnt und in einer roten Plastikbox liegt ein zerlegtes BMX-Rad. Es riecht nach Schmieröl. Die ehemalige Sport-Umkleidekabine im Keller der Regionalen Schule in Wahrsow Schule ist zu einem Arbeitsplatz geworden. Fahrradwerkstatt heißt der Kursus, der hier wöchentlich angeboten wird. Und die Kinder haben gut zu tun: Die Fahrradsaison hat nach dem langen Winter endlich wieder begonnen. Fabian Holle schaut sich einen der Reifen ganz kritisch an. „Hier hakt er“, sagt der Elfjährige und deutet auf eine Stelle des Rads, das in einem Zentrierständer eingespannt ist. „Dann musst du mit dem Speichenschlüssel an diesen Speichen drehen — und dann läuft es wieder. Aber nur eine halbe Drehung“, erklärt Thomas Körner (47). Der Lehrer und Hobby-Fahrradbauer leitet das Projekt seit vier Jahren. Nach dem Prinzip „Learning by doing“ bildet er seine Schüler in dem Nachmittagskurs zu Nachwuchs-Schraubern aus. Aufträge kommen von Mitschülern, Lehrern oder Menschen aus dem Dorf. Die Reparatur ist kostenlos, nur für Ersatzteile muss bezahlt werden. Körner sagt: „Wir sind keine Fachwerkstatt, dass muss allen bewusst sein. Bei uns können Fehler passieren.“ Sie passieren aber selten. Gerade jetzt im Frühling sind die „Mitarbeiter“ der Fahrradwerkstatt besonders geschätzt. „Bei den meisten sollen wir jetzt die Bremsen einstellen oder die Lichtanlage prüfen“, sagt Fünftklässler Fabian. „Oder auf LED- Lampen umrüsten. Das machen wir öfter — das ist nicht so knifflig“, sagt er. Die neuen Lampen würden nicht so leicht kaputt gehen, deswegen wünschten sich viele einen Umbau. Und Radfahren ohne Licht sei viel zu gefährlich, sagt Fabian. Sicherheit steht nämlich ganz oben an der Schule: Räder der Schüler werden von Lehrern regelmäßig kontrolliert — für die Kinder, bei deren Rädern das Licht oder die Bremse defekt ist, gibt es einen Mangelzettel. Beheben lassen können sie den Schaden in der Kellerwerkstatt der Schule. Für die Kinder, die hier das Nachmittagsangebot nutzen, ist es laut Thomas Körner auch gleichzeitig eine wöchentliche Berufsorientierung. „Die Schüler merken, ob das Handwerk etwas für sie sein könnte“, sagt er. Neben Werkzeugkunde würden die Schüler lernen, Strategien zu entwickeln, Probleme zu lösen und ein hohes Maß an Ausdauer lernen — zum Beispiel bei einer defekten Lichtanlage. „Das ist das Fieseste“, stöhnt Nick Vollrath (13). „Erst alle Kabel rausziehen und dann wieder einbauen“, sagt der Sechstklässler und verzieht dabei das Gesicht. Von dem Talent der Kinder profitieren aber nicht nur die Mitschüler, sondern auch die Familie zu Hause. „Vor allem weil wir die Räder zum Reparieren nicht mehr extra nach Lübeck bringen müssen“, ergänzt Timo Brandt (15). Eine Werkstatt in der Gemeinde Lüdersdorf gibt es nicht. Eine ganz unbeliebte Aufgabe gibt es aber auch in der Schulwerkstatt: Reifen aufpumpen. Gegen eine elektrische Pumpe wehrt Lehrer Körner sich: „Jeder sollte in der Lage sein, mit einer Handpumpe einen Reifen aufzupumpen.“ „Das würde uns aber eine Menge Zeit sparen“, wirft Fabian ein. Zu einem Kompromiss hat Körner sich aber schon hinreißen lassen: Von dem Trinkgeld, wird bald zumindest eine Standpumpe angeschafft. So starten Radler sicher in den Frühling Müssen Fahrradfahrer immer auf dem Radweg fahren? Sie müssen auf dem Radweg bleiben, wenn er durch ein blaues Radwegschild gekennzeichnet ist. Achtung: Auch für Radler gilt grundsätzlich das Rechtsfahrgebot. Falsche Straßenbenutzung ist laut Statistischem Bundesamt die häufigste Ursache für Zweiradunfälle. Wann ist das Fahren auf dem Gehweg oder der Straße erlaubt? Sofern kein gekennzeichneter Radweg vorhanden ist, müssen Radfahrer die Fahrbahn benutzen. Wichtig: Kinder bis zum achten Lebensjahr müssen grundsätzlich auf dem Gehweg fahren. Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr können zwischen Gehweg und Fahrbahn wählen. Dürfen Radler während der Fahrt mit dem Handy telefonieren? Das Telefonieren während der Fahrt ist verboten. Bußgeld: 25 Euro. Ist es Pflicht, einen Helm zu tragen? Für Radfahrer ist das Tragen eines Sicherheitshelms nicht vorgeschrieben. Aber: Durch das Tragen eines Helms können viele schwerwiegende Kopfverletzungen verhindert werden. Wer kommt bei Schäden auf? Wenn ein Radfahrer einem anderen Menschen durch Fahrlässigkeit einen Schaden zufügt, so ist der Radler gesetzlich verpflichtet, einen Schadensersatz zu leisten. Jan Wulf

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