Doku über Bothmers Rettung eröffnet 9. Filmfest in Wismar

Drei Tage Filme gucken in Wismar: Am 3. Juli öffnet sich der Vorhang für das 9. Filmfest. Es präsentiert die neuesten, vom Land geförderten Produktionen der Profis für Kino und Fernsehen sowie die ersten Projekte von jungen Talenten. „Besondere Filme aus, über und für Mecklenburg-Vorpommern haben wir wieder ausgewählt“, sagt Festivalleiterin Sabine Matthiesen, zugleich Geschäftsführerin des Filmbüros MV an der Bürgermeister-Haupt-Straße und Leiterin der Kulturellen Filmförderung MV. „Mit der Weltpremiere eines brandneuen Dokumentarfilms über Schloss Bothmer in Klütz werden wir das Fest am Freitagabend feierlich eröffnen.“ „Rettung in letzter Minute — Schloss Bothmer und seine wechselvolle Geschichte“ heißt die 60-minütige Doku von Claudia und Günter Wallbrecht, gefördert von der Kulturellen Filmförderung MV. Die beiden Fernsehautoren haben sieben Jahre lang die Sanierungsarbeiten der größten barocken Schlossanlage Mecklenburg-Vorpommerns mit der Kamera begleitet, lassen die Familie von Bothmer zu Wort kommen sowie Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit dem Schloss und seiner Geschichte verbunden sind. „Die Regisseure werden den Film persönlich vorstellen“, kündigt Sabine Matthiesen an. Auch Protagonisten sind eingeladen. Beispielsweise Gärtner Wolfgang Kaletta, dem es zu verdanken ist, dass die Feston-Allee noch heute wächst und gedeiht. Erwartet wird laut Festivalleitung auch Volkmar Graf von Bothmer (Jahrgang 1938). „Vorher dürfen sich die Besucher auf eine Kurzfilmperle freuen“, teilt die Filmfestchefin mit. „Der Fährmann und seine Frau“ ist eine vom Land geförderte Dokumentation über ein ungleiches Paar. Es lebt im Südwesten Mecklenburgs am Ufer der Elde, über die der Fährmann in seinem kleinen Boot seit 70 Jahren Passanten hinüberbringt. Das Paar hält zusammen wie Pech und Schwefel. Zur Wismar-Premiere wird das Filmteam der 27 Minuten langen Doku dabei sein. Bereits am Vormittag stehen die jüngsten Filmemacher mit ihren Projekten im Rampenlicht. Das Kinderfilmfest „Nautilus“ zeigt ihre Beiträge auf der großen Leinwand. Von 28 Filmen, die Vier- bis Zwölfjährige aus allen Teilen des Landes einreichten, hat die Jury mithilfe der Kindermediengruppe „Filmspatzen“ 18 Beiträge ausgewählt. Ab 10 Uhr ist ein buntes Programm zu sehen, unter anderem mit einem lustigen Trickfilm, ideenreichen Kurzfilmen, einer Reportage und einem Schüler-Imagefilm. „Die Kinder setzen sich in ihren Produktionen mit vielen Alltagsproblemen und deren Lösungen auseinander, Themen, die uns alle beschäftigen, wenn auch auf unterschiedliche Weise“, sagt Sabine Matthiesen. Die filmischen Kunstwerke sind unter anderem in medienpädagogischen Projekten an Schulen oder Kindertagesstätten entstanden. Das Kinderfilmfest steht unter der Schirmherrschaft von Landrätin Kerstin Weiss (SPD). Das Programm 3. Juli, 19.30 Uhr: Feierliche Eröffnung mit dem Kurzfilm „Der Fährmann und seine Frau“, anschließend der Hauptfilm „Rettung in letzter Minute — Schloss Bothmer und seine wechselvolle Geschichte“ 4. Juli von 10.30 bis 14.30 Uhr: Der Nachwuchs in MV präsentiert seine Beiträge — Filmprogramm der Medienwerkstätten und Offenen Kanäle, ab 12 Uhr des Netzwerks Animationsfilm und Typofilme 2015 der Hochschule Wismar zum Thema Film, ab 13.30 Uhr Nachwuchs spezial 16 Uhr: Wismar-Premiere des Spielfilms „Lichtes Meer“, anschließend Kurzfilme 18 Uhr: „Spuren der Arbeit“, Dokus über zwei der größten DDR-Betriebe in MV, die heute stark verfallen sind: „Bierbrauen im Getränkekombinat Schwerin“ und VEB Gießerei und Maschinenbau „Max Matern“, Eisengießerei Torgelow, anschließend die Doku „Wem gehört der Osten?“ 20.30 Uhr: Dokufilm „Poeten des Tanzes — Die Sacharoffs“ 5. Juli, 10 Uhr: Doku „Die verbotene Halbinsel Wustrow“ 14 Uhr: Wismar-Premiere „Verliebt, verlobt, verloren“. Die Wismarer Protagonisten Ruth Runge und Thomas Hillmann werden zur Vorführung anwesend sein. Geplant ist, den Film im Anschluss ein zweites Mal zu zeigen. Eintritt für 6 Euro wird nur für Filme erhoben, die einen Verleih haben. Karten gibt‘s im Filmbüro MV, Bürgermeister-Haupt-Straße 51-53, Reservierung unter ☎ 03841/618100, Flyer unter www.filmfest-wismar.de DREI FRAGEN AN... 1Nach acht Jahren Filmfest im Oktober findet es erstmals Anfang Juli statt. Warum? Es gibt im Oktober schon viele andere Filmfestivals im Land. Da haben wir nach einem anderen Termin gesucht. Und dachten uns: Ein Sommerfestival mit langen Abenden, viel frischer Luft, mit Lagerfeuer und frühen Sonnenaufgängen, Geschichtenzauber an der Feuerschale im Filmgarten . . . Das wird schön! 2Was ist außerdem das Besondere am diesjährigen Filmfest? Unser Land feiert 25 Jahre Wiedervereinigung. Aus diesem Anlass werden wir in unserem Garten mit dem vorhandenen Obstbaumbestand weitere 25 Obstbäume pflanzen, ebenfalls wunderbare alte, robuste Sorten. Wir suchen dafür Baumpaten, 17 haben sich schon gemeldet. 3Welcher Film — neben Bothmers Rettung und vom Fährmann — ist Ihr spezieller Tipp? „Verliebt, verlobt, verloren“. Er behandelt ein DDR-Kapitel, von dem viele nichts wissen: Nordkoreanische Studenten wurden zur Ausbildung in die DDR geschickt. Einige verliebten sich in deutsche Frauen und gründeten Familien. Sie wurden zurückbeordert und mussten sie zurücklassen. Wie brutal! Jeder Kontakt war verboten. Der Film ist sehr berührend. Ich habe jetzt noch Schüttelfrost. Erzählt wird auch das Schicksal von Ruth Runge aus Wismar und ihrem Sohn Thomas. Auch er hat seinen Vater in Nordkorea gesucht. Wegen des großen Interesses werden wir den Film zweimal zeigen. Interview: Haike Werfel Haike Werfel

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