Dünenpromenade Boltenhagen: Die aktuelle Pleiten, Pech und Pannen-Liste

Wenn es nicht so traurig und so teuer wäre, dann könnten einige Gemeindevertreter in Boltenhagen wohl über die Liste schmunzeln, die ihnen Gerhard Rappen, Sonderbeauftragter für die Dünenpromenade, jetzt vorgelegt hat. Doch das Lachen ist den Kommunalpolitikern angesichts der Fülle und der Ausmaße der Probleme längst vergangen. In der Liste sind die größten Planungsfehler aufgeführt. In der kommenden Woche sollen Gerhard Rappen, Bürgermeister Raphael Wardecki und die für Förderprogramme zuständige Mitarbeiterin des Klützer Amtes, Kathrin Dietrich, im Schweriner Wirtschaftsministerium vorsprechen, um auszuloten, welche zusätzlichen Fördermittel Boltenhagen erhalten könnte. Denn die Kosten steigen, um die Pleiten und Pannen auszugleichen. Apropos Pannen: Weil der zwei Drittel der letzten Holzlieferung Ausschuss gewesen sei, würden die Arbeiten seit der letzten Wochen ruhen, teilte Gerhard Rappen mit. Hier die weiteren Punkte: Verlegung der DLRG-Hütten von der Land- auf die Seeseite: Weil die Planungen für die Standorte der DLRG-Häuser ohne Zustimmung der Gemeinde von der See- auf die Landseite verändert wurden und es keine Baugenehmigung dafür gibt, müssen die Plattformen, die bereits errichtet worden sind, wieder abgerissen werden. Das muss das Stalu allerdings genehmigen. Erst wenn das geschehen sei, könne der Bauantrag für die Gebäude auf der Seeseite gestellt werden. Kosten für den Abriss und den Neubau: Unklar. Fest steht, dass die Planungen, die die Gemeindevertretung in Sachen Dünenpromenade beschlossen hat, in etlichen Punkten verändert worden ist. Die Frage, auf die es bis heute keine klare Antwort gibt, ist: Wer hat das getan? Laut Gerhard Rappen gibt es eine Gesprächsnotiz über ein Treffen in Schwerin, an dem neben Vertretern des Wirtschaftsministerium, der Planer, Mitarbeiter des Stalu und Boltenhagens damalige Kurdirektorin, Claudia Hörl, teilgenommen haben soll. Das Treffen fand am 8. Januar statt. Dort soll, so der aktuelle Kenntnisstand das Stalu einige Änderungen angeregt haben. In welcher Form und welchem Umfang Claudia Hörl und der bis heute zuständige Planer ohne Zustimmung der Gemeinde gravierende Änderungen vorgenommen haben, wird Teil der juristischen Auseinandersetzung zwischen den Parteien sein. Die Gemeindevertretung hat jetzt beschlossen, dass Amt und Bürgermeister zusätzliche Schadensersatzforderungen in Höhe von mindestens 250 000 Euro geltend machen sollen. Ob nur gegen Claudia Hörl oder auch gegen das Planungsbüro ist derzeit noch unklar. Der Prozess um die fristlose Entlassung der Kurdirektorin im Frühjahr 2020 findet in der kommenden Woche vor dem Arbeitsgericht statt. Anhebung des Seebrückenvorplatzes auf Promenadenniveau: Wie auch immer das passieren konnte, auf jeden Fall ist die Dünenpromenade in Höhe der Seebrücke knapp 40 Zentimeter höher als der Vorplatz der Seebrücke, an den die Promenade anschließen soll. Es gibt zwei Möglichkeiten: So soll beim Stalu beantragt werden, die Promenade auf die ursprünglich von der Gemeinde vorgesehene Höhe der Seebrücke abzusenken. Sollte das Amt dem Umbau nicht zustimmen, müsste der 300 Quadratmeter große Vorplatz umgebaut und angepasst werden, die behindertengerechten Rampen ebenfalls: Kosten für den Umbau: Mindestens 50 000 Euro, eher deutlich mehr. Trinkwasserver- und Abwassentsorgung: Wie sich herausstellte, fehlten in der Planung für die Gebäude entlang der Seebrücke die Versorgung mit Wasser ebenso wie die Abwasserentsorgung. Nagelneue DRLG-Häuser ohne Waschmöglichkeiten? Duschen am Strand? Alles nicht vorgesehen. Raphael Wardecki: „Unter den heutigen Gesichtspunkten vor allem im Hinblick auf Hygiene können wir den Rettungsschwimmern keine Unterkünfte anbieten, in denen es kein Wasser gibt.“ Nun soll die mögliche Förderung ausgelotet werden. Kosten für die Herstellung und Verlegung der Leitungen: Rund 800 000 Euro. Behindertengerechte Zugänge: Boltenhagens Gemeindevertreter hatten bei der Planung für die rund zwei Kilometer lange Dünenpromenade das Thema Barrierefreiheit durchaus auf dem Schirm. 15 behindertengerechte Zugänge, so beschlossen die Fraktionen, sollten es insgesamt sein. Sieben sind nach der bis heute undurchsichtigen Änderung der Planung übrig geblieben, ein achter Zugang könnte an der ehemaligen Lesehalle entstehen, wenn es denn zusätzliche Mittel dafür gibt. Kosten: Unklar. Stolperfallen Treppengitter: Wie ein schlechter Witz mutet die Diskussion an, die Gerhard Rappen mit dem Planungsbüro in Sachen Maschenweite der Treppenaufgänge führte. Hintergrund ist, dass aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Treppen, die zur Promenade führen, nicht mit Holzbohlen verkleidet sind, sondern mit Kunststoffgittern ausgefüllt werden sollen. Die haben eine Maschenweite von 31 mal 31 Millimetern. Damit der Strandsand, den die Leute an den Schuhen hätten, dort hindurchfallen möge, so die Überlegung der Planer. Das erschien Gerhard Rappen doch etwas viel, also fragte er Fachleute, was sie davon hielten. Nicht sehr viel, wie sich herausstellte. Denn die großen Löcher auf den Trittflächen der Treppen (Die Rampen sind übrigens mit einer Maschenweite von 10 mal 10 Millimetern eingeplant) sind nicht nur gefährlich für die Damenwelt und ihre Absätze sondern auch für Kinder, ältere Leute und Tiere. Wie Gerhard Rappen informierte, habe die Baufirma die Gitterroste bereits angeliefert bekommen – per Schiff aus China. Wer nun die Änderung auf eine kleinere Maschenweite oder eine Holzbeplankung bezahlen soll, ist unklar. Die Gemeindevertreter jedenfalls lehnen die großen Maschen ab. Kosten: Unklar. Ostseesand darf nun doch eingebaut werden: Klingt seltsam, war aber so: Das Stalu hatte der Gemeinde untersagt, den gesiebten Strandsand, den der Bauhof bei der Aufnahme des Seegrases mit aufnimmt, auf der Dünenpromenade einzubauen. Der Sand ist notwendig, um eine einheitlich Höhe zu erreichen. Jedenfalls durfte die Gemeinde den eigenen Sand nicht nutzen, stattdessen musste Material zugekauft werden. Wie Gerhard Rappen jetzt informierte, habe der Bauhof den Sand erneut gereinigt, sprich noch einmal gesiebt. „Das Stalu teilt mit, dass der Einbau jetzt möglich sei, rät aber davon ab, weil immer noch Reste von Seegras darin enthalten seien. Ich denke, wir können damit leben, wenn der Sand auf der Düne nach See riechen sollten“, so Rappen. Kosten: Keine. 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