Feuerwehrstreik in Rostock: Fronten bleiben verhärtet

Die Fronten zwischen den Freiwilligen Feuerwehren in Rostock und der Stadtverwaltung bleiben verhärtet. Beide Seiten konnten gestern bei einem Krisengespräch keine Einigung finden. Am Montagabend hatten sich auf einen Schlag 180 Feuerwehrleute abgemeldet — vier Wehren sind dadurch nicht mehr einsatzbereit. Grund für den Ausstand ist der Protest gegen eine Polizei-Razzia in mehreren Feuerwehrgebäuden Ende vergangener Woche. Die Rostocker Kameraden erhalten unterdessen viel Zuspruch. „Die Situation ist die gleiche“, sagte Stadtwehrführer Steffen Grafe gestern nach dem Krisengespräch. Mehr möchte er nicht sagen und verweist auf eine gemeinsame Pressemitteilung. Davon weiß Stadtsprecher Ulrich Kunze allerdings nichts: „Wir haben die gegenseitige Sichtweise diskutiert und Wege aufgezeigt, wie die Probleme gemeinsam gelöst werden können.“ Am Freitag hatten Ermittler — offenbar ohne Durchsuchungsbeschluss — Computer aus Feuerwachen sichergestellt. Anlass war eine Anzeige der Stadt wegen des Verdachts auf Datenmissbrauch: Jemand soll mit illegaler Software Aufträge der Leitstelle abgegriffen haben. Die Polizei-Razzia trifft im Land auf Unverständnis. „Natürlich muss die Stadt bei einem Datenleck handeln — aber die Art und Weise war unverhältnismäßig“, kritisiert der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Heino Kalkschies. Die Polizei hätte die Sache ruhig und besonnen statt mit Blaulicht durchziehen sollen. „Die Feuerwehren genießen einen sehr guten Ruf, aber durch solche Aktionen wird das Gesamtbild beschädigt“, betont der Landes-Chef. Für vollkommen überzogen hält auch der Wehrführer der freiwilligen Feuerwehr Greifswald, Detlef Mielke, die Vorgehensweise der Polizei. „Den Fall hätte man im Vorfeld über die Wehrleitung klären können.“ Er verstehe, dass die Kameraden geknickt seien. „Schließlich sind das alles Ehrenamtler!“ Und die haben schon genug Probleme. In MV gibt es derzeit rund 1030 Freiwillige Feuerwehren, in denen 28 000 Einsatzkräfte ihren Dienst leisten. Kalkschies: Da es nur sechs Berufswehren gibt, wird das Brandschutzsystem im Land wesentlich vom Ehrenamt getragen. Neben einem Mangel an Nachwuchs bekommen Gemeinden zunehmend Schwierigkeiten, die Feuerwehren mit Schutzkleidung oder moderner Technik auszustatten. „Brandschutz ist eine Pflichtaufgabe — es muss dafür gesorgt werden, dass diese auch erfüllt werden kann“, betont Kalkschies. Als Folge der Probleme müssen in MV immer wieder Feuerwehren aufgelöst werden. Etwa Anfang 2013 in Krummin auf der Insel Usedom, wo keine Wehrführung mehr zur Verfügung stand. Oder im Juni 2010 in Reinshagen (Landkreis Rostock), nachdem dort das Gerätehaus nicht mehr zu halten war. Die Razzia in Rostock ruft jetzt die Landespolitik auf den Plan. Die Schweriner Grünen-Fraktion fordert im Innenausschuss eine Aufklärung der Vorgänge. Es gebe Anhaltspunkte, dass das Vorgehen der Ermittlungsbehörden unverhältnismäßig sei. Seite 2 Anja Levien und Axel Meyer

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