Friedhof in Herrnburg: Erinnerungen an Mord und Flugzeugabsturz

Auf einer Steinplatte das Bild eines Engels, der eine Taube in Händen hält und auf einer Wolke sitzt, daneben ein Name und zwei Daten: Ewald Ernst Nogens, geboren 24. April 1921, gestorben 9. November 1924. Das Denkmal erinnert an einen Jungen, der in Palingen aufwuchs und Opfer eines Mordes wurde. Es ist eine von vielen Besonderheiten des Friedhofs in Herrnburg. Er erzählt von außergewöhnlichen Ereignissen in der Gegend und vom Wandel der Begräbniskultur in unserer Zeit. An keinem anderen Tag im Jahr besuchen ihn so viele Menschen wie am Ewigkeitssonntag, der diesmal auf den 22. November fällt. Um den Gedenkstein für Ewald Ernst Nogens einzuweihen, trafen sich am 24. April 2019 Vertreter der Kirchengemeinde Herrnburg und der politischen Gemeinde Lüdersdorf. Der Herrnburger Heimathistoriker Rainer Volkmar erzählte von den Lebensumständen des kleinen Palingers und von einem Justizskandal. Der Fall sorgte in den 20er-Jahren deutschlandweit für Aufsehen und Empörung. Justizskandal: Unschuldiger Landarbeiter hingerichtet: Der polnische Landarbeiter Josef Jakubowski wurde des Mordes bezichtigt und schuldig gesprochen. Einen fairen Prozess bekam er nicht. Das Landgericht Neustrelitz verurteilte Josef Jakubowski am 26. März 1925 zum Tode. Ein Scharfrichter tötete ihn am 15. Februar 1926 mit einem Beil. Zwei Jahre später schob ein Herrnburger Polizist neue Ermittlungen an. Schließlich gestanden Mitglieder der Familie Nogens. Sie hatten ein Mordkomplott geschmiedet und Jakubowski die Schuld in die Schuhe geschoben. Seit dem 28. Juni 1959 erinnert in Palingen ein Denkmal an das „Opfer der Klassenjustiz und des Rassenhasses.“ Den Gedenkstein für Ewald Nogens auf dem Friedhof in Herrnburg stiftete Matthias Rohmann aus dem niedersächsischen Bockenem. Wenige Meter entfernt steht ein anderes Denkmal. Es erinnert an acht Menschen, die am 24. Januar 1949 bei einem Flugzeugabsturz unweit von Schattin ums Leben kamen. Die Maschine der Royal Air Force mit Ziel Lübeck-Blankensee war Teil der Berliner Luftbrücke. Die Stiftung „Luftwaffendank“ und die Gemeinde Lüdersdorf setzten den Gedenkstein auf dem Friedhof. Der Schattiner Künstler Dietrich Klein gestaltete ihn. 20 Männer starben in Lazarettzug: Ein weiteres Denkmal auf dem Friedhof in Herrnburg ist Männern gewidmet, die 1945 in Herrnburg ums Leben kamen. Ein Lazarettzug saß auf dem Bahnhof fest. 20 Menschen erlagen innerhalb weniger Tage ihren Verletzungen und Krankheiten. Ebenfalls in der Zeit des Zweiten Weltkriegs verstarb Paul Kähler. Für den Palinger und einige Verwandte wurde auf dem Friedhof in Herrnburg ein Grabstein gesetzt, der zum Beruf des Müllermeisters passt: ein Mühlstein. Lesen Sie auch: Pastorinnen aus Grevesmühlen und Herrnburg über Corona-Angst Gemeinde Lüdersdorf: Neue Wohngebiete entstehen Gemeinde Lüdersdorf: Fährt der Lübecker Bus bald bis Wahrsow? Über den Autor Von Jürgen Lenz