Frisch sanierte Gewölbe in Sankt Nikolai

Gerüste außen, Gerüste innen: Sankt Nikolai ist eine Großbaustelle. Zehn Gewölbe, denen Feuchtigkeit und Salz zugesetzt haben, werden in diesem Jahr saniert. Die Kosten liegen nach Auskunft von Pastor Roger Thomas je nach Aufwand zwischen 100000 und 160000 Euro pro Gewölbe. Das Geld zahlt die Hansestadt als Eigentümerin des Gebäudes. Aber auch die Kirchengemeinde trägt ein Scherflein dazu bei: Sie bittet jeden Besucher um eine Spende von zwei Euro und reicht den Erlös an die Stadt weiter. „Das werden etwa 25 bis 30 Prozent der Baukosten“, sagt Roger Thomas. Zwischen der Stadt und der Kirchengemeinde bestehe eine gute Kooperation. Der Pastor schaut auf den Sanierungsplan für die Gewölbe. Die Abschnitte sind in vier Farben markiert: Rosa, Grün, Blau und Gelb. „Wir liegen gut in der Zeit“, sagt der 54-Jährige. Bis auf ein Gewölbe im Querschiff ist das südliche Seitenschiff so gut wie fertig. „Es war mir wichtig, dass wir zu Saisonbeginn möglichst keine Gerüste mehr haben, die einen Rundgang durch die Kirche stören“, sagt Roger Thomas. In dieser Woche hat der Abbau begonnen. Doch gilt für Sankt Nikolai: auf der einen Seite ab- heißt auf der anderen Seite aufgebaut. Die Handwerker ziehen vom südlichen Seitenschiff ins nördliche Querhaus, zu vier sanierungsbedürftigen Gewölbefeldern. „Aber dort wird das Gerüst die Besucher kaum stören“, ist der Pastor zuversichtlich. Roger Thomas schaut erneut auf den Plan mit den ursprünglichen Zeitfenstern: „Er ist so nicht mehr gültig, denn letztlich haben wir nach Dringlichkeit saniert und nicht der Reihe nach.“ Zum Beispiel wurde das Gewölbe im südlichen Querhaus vorgezogen. Roger Thomas erklärt: „Dort steht der Georgenaltar. Während der Arbeiten konnte er aus Sicherheitsgründen nicht gezeigt werden.“ Der geschnitzte Hochaltar aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts zählt aber zu den wertvollsten Stücken in Sankt Nikolai und sollte zu Saisonbeginn unbedingt wieder sichtbar sein. „Seit einigen Tagen kann er nun wieder besichtigt werden“, sagt der Pastor erfreut. Außer den Arbeiten an den Gewölben stand im ersten Halbjahr die Neugestaltung der Kinderkapelle auf dem Plan. Die ist bereits abgeschlossen. „Und unsere zweite große Baustelle, das Südportal, ist auch fast fertig“, erzählt Roger Thomas. 2012 waren dort einige der historischen glasierten Ziegel ausgebrochen und Untersuchungen hatten ergeben, dass schnell gehandelt werden musste. Roger Thomas verspricht: „Pünktlich zum Pöttermarkt im Juli werden die Gerüste verschwunden sein. Die Sonne im Giebel strahlt schon wieder richtig gülden.“ Aus der Baugeschichte 1381 bis 1487 dauerte der Bau von Sankt Nikolai. Die Kirche der Seefahrer und Fischer gilt als Meisterwerk der Spätgotik in Nordeuropa. Seit 2002 steht das Gotteshaus als Teil der Wismarer Altstadt auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Als einzige der drei Großkirchen der Hansestadt (die anderen sind St. Marien und St. Georgen) überstand St. Nikolai den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Das Gebäude ist eine dreischiffige Basilika mit Einsatzkapellen, Chorumgang und Kapellenkranz. Die Abmessungen sind: 85 Meter Länge und 58 Meter Breite. Das Mittelschiff ist 37 Meter hoch und 10,5 Meter breit, die Seitenschiffe 18,5 Meter hoch und 5,5 Meter breit. Einige Ausstattungsstücke in der Nikolaikirche, zum Beispiel Altäre, stammen aus der Marien- und der Georgenkirche. Auch die bronzene Tauffünte stand ursprünglich in St. Marien. Sylvia Kartheuser

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