Fürs Fahrrad den Job geschmissen

Volker Jakobs schwingt sich ab Mittwoch wieder auf sein Fahrrad, um Gästen und Einheimischen den Klützer Winkel zu zeigen. Seine geführten Radtouren unternimmt der studierte Landwirt aus Neuenhagen bereits seit 2011 während der Urlaubersaison. Dafür hat er vor vier Jahren sogar seine Festanstellung bei der Stadt Dassow gekündigt. „Viele halten einen für verrückt, wenn man eine Stelle im öffentlichen Dienst kündigt“, erzählt der 44-Jährige, der als Angestellter für Kultur tätig war. „Aber ich wollte auch mal was anderes machen.“ Auf der Suche nach einer Alternative, habe es sich angeboten, „was mit Urlaubern“ auszuprobieren. Radtouren, Kremserfahrten, Stadtrundgänge — das ist sein Metier. In kleinerem Rahmen habe er sich schon während seiner Dassower Angestelltenzeit darin versucht. „Es kam kam gut an, deshalb habe ich mir überlegt, dass ich es weiter ausbauen will und meine Stelle sausen lasse“, erklärt Jakobs. Den Biohof in Neuenhagen, den vor allem seine Frau Ina Genzer und deren Bruder betreiben und auf dem er mithilft, habe er ja nicht einfach sausen lassen können. „Für mich ist das wie eine halbe Stelle“, sagt er. Ursprünglich stammt er aus der Lutherstadt Wittenberg. Den Hof in Neuenhagen habe er schon während seines Studiums durch Praktika kennengelernt. 2000 zog er in den Klützer Winkel. „Ich wollte mir was Eigenes kaufen und habe erst einmal auf dem Hof gewohnt. Es hat sich dann ergeben, dass ich mir gar nichts mehr suchen musste“, blickt er lächelnd zurück. Inzwischen hat die Familie vier Kinder, das Jüngste wird im August vier Jahre alt. „Nach der Geburt 2009 habe ich drei Jahre Elternzeit genommen und die Zeit genutzt, das hier aufzubauen“, er zeigt auf den Flyer mit seinen Tourenangeboten und Kontaktdaten, die er derzeit in den Urlauberhochburgen verteilt. „Ich wollte ausprobieren, ob es halbwegs läuft“, mit der Möglichkeit einer Rückkehr in seine Stelle. „Das war die eigentliche, schwere Entscheidung. Ich hatte zwar gemerkt, dass mir Radtouren Spaß machen, aber ich habe eben nicht mehr das Einkommen wie im öffentlichen Dienst. Aber mir war vorher klar, dass es mir nicht gelingen würde, dieses Einkommen zu erwirtschaften.“ Der Rest seiner Familie sei nicht begeistert von seiner Entscheidung gewesen. „Wenn man sowas anfängt, muss man es in mehreren Jahren aufbauen. Ich habe noch nicht den Umsatz, den ich anstrebe. Das dauert länger“, weiß Jakobs, der sich in der Region auch als Hobbyhistoriker einen Namen gemacht hat. „Die Kirchspiele in Dassow, Kalkhorst und Elmenhorst — da kenne ich mich am besten aus“, sagt er von sich. Drei bis fünf Stunden dauern seine geführten Radtouren. Doch er beruhigt: Die reine Radfahrzeit sei wesentlich kürzer, auch Untrainierte könnten teilnehmen, zumal er viele Stopps an erkundenswerten Stätten einlege. Ein Fahrrad muss jeder selbst mitbringen. Radtouren und Wanderungen Ab dem 19. Juni bis zum 4. September bietet Volker Jakobs jeden Mittwoch eine Radtour ab Boltenhagen an. Los geht es um 11 Uhr auf der Festwiese hinter dem Kurhaus Boltenhagen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Kosten liegen bei elf Euro pro Person, mit Kurkarte zehn Euro. Kinder bis 14 Jahren zahlen sechs (mit Kurkarte fünf) Euro. Nach Absprache sind geführte Radtouren und Wanderungen unterschiedlicher Länge an anderen Wochentagen außer sonntags möglich, auch von anderen Startpunkten aus. Voraussetzung ist hier, dass eine Gruppe von mindestens fünf Personen zusammenkommt. Interessenten können sich bei Volker Jakobs, Dassower Straße 13, in Neuenhagen, ☎ 03 88 27/8 86 70, melden. In gemächlichem Tempo erkunden die Teilnehmer auf Radwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen Natur und Kulturgeschichte und steigen dabei oft vom Rad. Auch Pausen gibt es. Ulrike Oehlers

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