Die Krise schien die Kleingärtner zu spalten: Nordwestmecklenburgs größte Kleingartenkolonie fürchtete vor zehn Jahren um ihr Bestehen und Vereinsmitglieder sowie Vorstand verstanden sich zudem ganz offensichtlich nicht mehr. Der Vorsitzende der Kleingartenanlage „Am Questiner Weg“, Toralf Tepelmann kündigte seinen Rücktritt an.
Die von der Stadt verordnete Gartenpachterhöhung und die Debatte um den Abwasser-Streit hätten den Kleingartenverein in eine Krise gestürzt, sagte Tepelmann. Inzwischen gebe es „Verständigungsprobleme“ und „Anfeindungen“ zwischen ihm und den Vereinsmitgliedern. Auch hätte es von Gartenfreunden scharfe Kritik am Vorstand sowie die Drohung gegeben, den Verein aufzulösen.
Pacht wurde drastisch erhöht
Mit der Ruhe bei den Laubenpiepern war es längst vorbei: Für Ärger hätte bereits die Pachterhöhung gesorgt. „Unsere Mitglieder müssen nun das Doppelte an Pacht zahlen“, sagte Tepelmann. Für einige Kleingärtner seien die Grundstücke dadurch nicht mehr tragbar. Doch damit nicht genug. Tepelmann ist sich sicher, dass die gesamte Kolonie mit einer teuren Abwasserentsorgung nachgerüstet werden muss. Schuld daran sei eine Allgemeinverfügung des Landkreises vom Juni 2010. Kompromisse, die Umweltminister Till Backhaus (SPD) jüngst zugesichert hatte, seien für die Kleingärtner der Kreisstadt völlig irrelevant.
„Wir müssten tun, was die Landrätin will. Und genau das verstehen viele Gartenfreunde nicht, dass die Gesetze durchgereicht werden“, ärgerte sich Tepelmann. Seinen Informationen zufolge, werden die Kleingärtner nicht um eine gesetzeskonforme Abwasserlösung herumkommen. „Weil jeder, der einen Wasseranschluss besitzt, laut Verfügung auch Abwasser produziert“, sagt Tepelmann.
80 000 Kleingärtner in MV vom Abwasserstreit betroffen
80 000 Kleingartenbesitzer in ganz Mecklenburg-Vorpommern waren vom Abwasserstreit betroffen. Nach einer EU-Richtlinie zum Grundwasserschutz sollten die Laubenpieper bis Ende 2013 eine gesetzeskonforme Abwasserlösung vorweisen, hieß es erst.
Umweltminister Till Backhaus sicherte den Gartenfreunden im Land darauf Verhandlungen zu. Nach scharfer Kritik, müsse das Abwasser in Gartenlauben, die nur mit Waschbecken und Spüle ausgestattet sind, nicht weiter gesammelt oder geklärt werden. Eine Abwasserentsorgung solle demnach nur dann zur Pflicht werden, wenn Duschen oder Spültoiletten vorhanden sind.
In Grevesmühlen werde diese Regelung aber nicht greifen, behauptet der Vorsitzende des Kleingartenvereins „Am Questiner Weg“, Toralf Tepelmann, und berief sich dabei auf eine Allgemeinverfügung des Landkreises.
Von Jürgen Lenz