Grevesmühlen: Liederkreis tritt nach 60 Jahren nicht mehr auf

Ein Stück Grevesmühlener Kultur geht zu Ende. Den Liederkreis Grevesmühlen, der im November 1960 als Lehrerchor gegründet wurde, gibt es nicht mehr. Wie die Leiterin des Chores, Barbara Kossakowski (84), erklärte, hätte im Mai ein Abschlusskonzert stattfinden sollen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Veranstaltung nicht stattfinden. Ihr Mann hatte 1960 die Leitung des Chores übernommen, nach seinem Tod führte die Lehrerin für Sport und Musik, die viele Jahre an der heutigen Wasserturmschule tätig war, die Arbeit erfolgreich weiter. Der Chor, zu dem 30 bis 40 Mitglieder gehörten, war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. In den 1970er Jahren wurden sogar Sinfoniekonzerte in Grevesmühlen organisiert. Auch wenn es den Chor des Liederkreises nicht mehr gibt, der Musik bleibt die 84-Jährige weiterhin treu. Wenn auch in kleinem Rahmen. Als Lehrerchor 1960 ins Leben gerufen: Gegründet worden war der Liederkreis im Jahr 1960 als Lehrerchor. Vor allem Pädagogen aus Grevesmühlen sowie Klütz und Boltenhagen sangen dort. Es dauerte nicht lange, bis sich das Ensemble einen Namen gemacht hatte. Auftritte in der Region sorgten dafür, dass der Lehrerchor zu den bekanntesten Chören gehörte. Und Beziehungen ins Ausland knüpfte. Neben der Freundschaft zu Musikern in Finnland ist vor allem die Partnerschaft zum Chor in Nagymaros in Ungarn eine Folge der unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit. Entstanden war die Beziehung in die ehemals deutschen Gebiete an der Donau im Jahr 1944, als der Vater von Barbara Kossakowski dort als Zahlmeister im Einsatz war. 1965 meldeten sich die Mitglieder des Chores aus der Kleinstadt in Grevesmühlen, im Sommer 1967 waren die Musiker aus Ungarn in Grevesmühlen zu Gast, wenige Wochen später fuhr der Lehrerchor zum Gegenbesuch nach Nagymaros. Mittlerweile verbindet beide Städte eine Partnerschaft. Beziehungen nach Finnland und Ungarn: Über Jahrzehnte hinweg prägte der Lehrerchor, der sich nach der Wende in Liederkreis Grevesmühlen umbenannte, das kulturelle Leben in der Stadt und der Region. Doch inzwischen sind viele Mitglieder ausgeschieden. „Es ist anstrengend, sowohl die Proben als auch anderthalb Stunden ein Konzert zu bestreiten, das können wir einfach nicht mehr“, sagt die Chorleiterin. Damit endet das Kapitel. Die ganze Geschichte des Chores hat Barbara Kossakowski im Grevesmühlener Heimatheft aufgeschrieben, der erste Teil erschien in der Mai-Ausgabe, der nächste Teil erscheint demnächst. Von Michael Prochnow