Grevesmühlen bleibt Mittelzentrum

Der Kreisstadtstatus ist Geschichte, die Kreisverwaltung hat ihren Sitz nach Wismar verlegt, wo gerade ein neues Verwaltungsgebäude entsteht. Das Amtsgericht ist seit einigen Tagen nur noch Außenstelle, die Rentenversicherung hat ihre Zweigstelle am Markt schon vor Jahren geschlossen. Die großen Bildungsträger ÜAZ und Bildungszentrum Nordost haben sich fast vollends zurückgezogen — die aktuelle Bilanz für Grevesmühlen ist alles andere als rosig. Der Imageverlust ist die eine Seite, eine andere ist der Status, den Grevesmühlen als sogenanntes Mittelzentrum hat. An diesen Status, der durch die Landesregierung vergeben wird, sind zahlreiche Dinge gebunden, wie beispielsweise die Zuweisung von Fördermitteln, Ansiedlungen von Gewerbe und die Genehmigung von Einzelhandelsverkaufsflächen. „Natürlich tut das weh, dass wir den Status als Kreisstadt verloren haben, dass die Malzfabrik nicht mehr der Hauptsitz der Kreisverwaltung und das Amtsgericht nur noch Außenstelle ist“, sagt Grevesmühlens Bürgermeister Jürgen Ditz. „Aber was den Status als Mittelzentrum angeht, bin ich optimistisch, dass sich daran in den nächsten Jahren nichts ändern wird.“ Das bestätigt auch das zuständige Energieministerium in Schwerin, das derzeit am neuen Landesentwicklungsprogramm arbeitet. Darin sind die aktuellen Mittel- und Oberzentren aufgeführt, die für die nächsten zehn Jahre Bestand haben werden. Grevesmühlen wird darin als Mittelzentrum genannt. 2005 wurde das Programm das letzte Mal aufgelegt, damals verloren etwa ein Drittel der Städte in MV ihren Status, Grevesmühlen blieb als Mittelzentrum mit der landesweit geringsten Einwohnerzahl aber in der Tabelle. „Inzwischen haben wir einige andere Kommunen überholt“, so Jürgen Ditz. „Und wir arbeiten daran, dass unsere Einwohnerzahl stabil bleibt und vielleicht auch wieder steigt.“ Dafür sollen zwei neue Wohngebiete (Klützer Straße und Sägewerk) erschlossen werden. Der Gewerbepark Nordwest neben dem Klärwerk wächst auch stetig weiter. Laut Bürgermeister Ditz besteht derzeit keine Gefahr, dass Grevesmühlen das Rennen um Einwohner und Gewerbe verlieren könnte. „Wir haben hier alle Bildungseinrichtungen vom Gymnasium bis zur Kinderkrippe, ein gut funktionierendes Krankenhaus — solange wir für deren Erhalt sorgen, müssen wir uns keine Gedanken machen.“ Dass die Landesregierung die Kommunen nach ihrer Bedeutung einstuft, hat einen einfachen Grund. Durch die Einteilung lässt sich die Entwicklung des Landes forcieren, was beispielsweise die Ansiedlung von Industriebetrieben betrifft oder den Ausbau von medizinischen Einrichtungen bis hin zur Förderung von Schulen. Die Kriterien eines Mittelzentrums sind nach Angaben des Ministerium im Landesraumentwicklungsprogramm festgehalten. Dort heißt es: „10000 Einwohner in der Gemeinde und 30000 Einwohner im Mittelbereich. Darüber hinaus sollen 4000 Beschäftige oder 2000 Einpendler vorhanden sein.“ Und diese Kriterien erfüllt Grevesmühlen. Um das Landesentwicklungsprogramm geht es am kommenden Montag auf der Sitzung des Hauptausschusses in Grevesmühlen ab 16.30 Uhr im Rathaus. Michael Prochnow

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