Grevesmühlens Kulturnacht: So hat das Konzept am Freitagabend funktioniert

Und es funktioniert doch: Trotz strenger Auflagen und unmittelbar vor Beginn des zweiten Lockdowns feierte die Stadt Grevesmühlen ihre Kulturnacht. Mit Abstand und ohne zahlreiche Aktionen, die in den vergangenen Jahren dazugehörten, und trotzdem mit unerwartet vielen Besuchern in der Innenstadt. Die schauten sich in den Läden um, bewunderten die 150 beleuchteten Pinguine auf dem Markt und erlebten dort eine Mischung aus Musik, die Ostseewelle-Moderator Alex Stuth einspielte, und der Liveübertragung direkt aus dem Rathaussaal auf eine große Leinwand an der Stadtbibliothek. Denn was normalerweise auf mehreren Bühnen in der Stadt dargeboten worden wäre, gab es nun drei Stunden live aus dem Rathaus. Musik und Comedy aus dem Rathaussaal: Moderator Sven Schiffner führte durch das Programm, zu dem neben mitreißender Musik von Gleis 4, Matze & Andi, der Musical Crew und Kathrin Rienow auch Comedy und Interviews gehörten. Unter dem Link von Grevesmühlen TV, die mit Unterstützung von Experten das Event auf ihrem Youtube-Kanal übertrugen, gab es tolle Unterhaltung aus Grevesmühlen mit Grevesmühlenern für die Menschen der Stadt. Zahlreiche Besucher in den Geschäften: Wenn auch mit weniger Besuchern als in den Jahren zuvor, so war Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler doch erleichtert, als am Freitag der Startschuss für die Veranstaltung fiel. „Voraussichtlich die letzte für die nächsten Wochen, deshalb bin ich wirklich froh und auch stolz, dass wir das auf die Beine gestellt haben. Wir haben gezeigt, was in der Zeit, in der wir uns gerade befinden, möglich ist.“ Einfach war das angesichts der Auflagen nicht. Und beim Blick in die beiden Einkaufsstraßen wurde deutlich, dass es mit den Abständen nicht immer ganz genau genommen wurde. Sehr zum Ärger einiger Grevesmühlener. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Leute sich mehr an die Regeln halten“, sagte Astrid Grienow, die mit ihrem Mann durch die Läden bummelte. „In den Geschäften klappt es sehr gut, dort achten die Leute auf die Regeln.“ Aber auf der Straße habe sie beobachtet, dass einigen die Corona-Regeln scheinbar völlig egal seien. Einzelhändler mit unterschiedlicher Einschätzung: Die Einzelhändler zeigten sich zufrieden mit der Resonanz der Kunden. Mehr noch: „Das hätten wir nicht erwartet“, sagte Danny Zepuntke, der unter anderem Sport- und Freizeitkleidung verkauft. „Bei den ganzen Problemen im Moment haben die Leute wahrscheinlich noch einmal den Abend genutzt. Wir sind auf jeden Fall zufrieden“, so der Unternehmer. Nicht ganz so positiv sieht Dirk Budack in seinem Modegeschäft die Bilanz des Freitagabends. „Ja, es waren erstaunlich viele Leute unterwegs, aber die Kauflust hält sich in Grenzen“, lautet sein Fazit. „Unser Problem ist, dass in diesem Jahr viele Veranstaltungen ausgefallen sind. Wir leben vor allem davon, dass sich die Leute Hemden und Anzüge kaufen für Geburtstage und andere Feiern. Aber das ist in diesem Jahr alles nicht möglich, und das spüren wir.“ Den Abschluss des Abends bildete ein Höhenfeuerwerk, das von außerhalb der Stadt abgefeuert wurde, damit möglichst viele Grevesmühlener es von Zuhause aus sehen konnten. Zahlreiche Familien beobachteten das Schauspiel um 21 Uhr vom Ploggenseering aus. Einige Grevesmühlener waren extra auf den Iserberg gefahren, um von dort das Feuerwerk zu bewundern. Was allerdings durch die tief hängenden Wolken verhindert wurde. Verbesserungsbedarf sieht Stadtvertreter Horst Deininger trotz der erfolgreichen Kulturnacht in der Aufteilung der Aktionen. „Die Wismarsche Straße hätte besser eingebunden werden können“, sagte er. Vor allem die Akustik auf dem Markt war ein Problem, da sich die Musik und der Ton der Übertragung aus dem Rathaus überschnitten. Von Michael Prochnow