Immer noch kein Pächter für den „Weinberg“

Die Suche nach einem Pächter für das Restaurant „Zum Weinberg“ Hinter dem Rathaus ufert zu einer Endlosgeschichte aus. Mitte April 2014 wurde die Einweihung gefeiert. 3,6 Millionen Euro sind in das geschichtsträchtige Gebäudeensemble geflossen. Es gab Interessenten, einen Aprilscherz über den Einzug von McDonald‘s, Gästeführungen mit großem Besucherandrang, zum Jahresende eine kurzzeitige Nutzung. Was es nicht gibt, ist ein Pächter. Und es ist auch keiner in Sicht. Das geht aus einem Schreiben des Bürgermeisters hervor. In der Sitzung der Bürgerschaft am letzten Donnerstag hatte Gerd Zielenkiewitz (Für-Wismar-Fraktion) das zweiseitige Schreiben angesprochen und Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) aufgefordert: „Schenken Sie uns reinen Wein ein!“ Mit „uns“ meinte Zielenkiewitz die Öffentlichkeit, denn das Schreiben ist an die Fraktionen gegangen. Der Bürgermeister erklärte, bewusst zunächst nur die Bürgerschaft über den internen Bericht unterrichtet zu haben, zu gegebener Zeit wolle er die Öffentlichkeit informieren. Inzwischen macht das Schreiben die Runde. Verfasser ist die Abteilung Liegenschaften der Stadt. Aufgeführt werden sämtliche Bemühungen seitens der Verwaltung, die Fehlschläge und die Pläne für die Zukunft. Die klingen nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. 2013 und 2014 gab es zwei ergebnislose Interessenbekundungsverfahren der Stadt. Mitte 2014 wurde ein Rostocker Immobilienbüro mit der Vermarktung beauftragt. Ohne Ergebnis. Tätig war auch die Abteilung Liegenschaften. Zwischen August und November 2014 habe es zehn Kontaktaufnahmen gegeben. Mit sieben Interessenten wurde der „Weinberg“ besichtigt. Vier ernsthafte Bewerber kristallisierten sich heraus, einer sagte im November ab. Ein Geschäftsmann wurde favorisiert, doch diesem sind die Investitionskosten zu hoch — Absage. Ein weiterer Interessent hat ein innovatives Konzept mit verschiedenen Ertragsquellen und vielversprechendem Erlebniskonzept vorgelegt. Allerdings könne er erst Ostern 2017 loslegen. Nun geht also alles von vorne los. Die Abteilung Liegenschaften hat Kontakt mit Fachmaklern und Gastronomen aufgenommen. Die Ergebnisse sind ernüchternd ausgefallen. Ein auf Gastronomie spezialisiertes Immobilienbüro aus München hat eine Absage erteilt. Eine Maklergruppe aus Berlin kommt immerhin zu einem Verhandlungsgespräch nach Wismar. Der Betreiber, der erst Ostern 2017 loslegen will, soll nochmals kontaktiert werden. Das interne Schreiben endet mit dem hilflos anmutenden Satz: „Seitens der Fachbereiche der Hansestadt werden außerdem weitere Vermarktungsmöglichkeiten geprüft mit dem Ziel, den Weinberg schnellstmöglich einer Nutzung zuzuführen.“ Das Haus Das Gebäude, 1355 errichtet, wurde um 1575 im Renaissancestil gestaltet und nachweislich seit 1648 als Weinhandlung genutzt. Besonders sehenswert ist die Diele des „Weinberges“ mit seiner bemalten Balkendecke (1648). Ab 1822 übernahm Familie Michaelis die Weinhandlung, Lilly Michaelis vermachte 1941 das Grundstück mit allen Gebäuden der Stadt Wismar, mit der Bedingung, die Diele öffentlich zu zeigen. Im Januar 1954 übernahm der VEB „Wismaria“ dieses Haus. 1973 wurde die Gaststätte von der damaligen Handelsorganisation (HO) eingerichtet. Am 16. April 2014 ist das Haus nach einem Sanierungsaufwand von 3,6 Millionen Euro übergeben worden. Ein Pächter wird bis heute gesucht. Heiko Hoffmann

Wismar - Immer noch kein Pächter für den „Weinberg“