Jobabbau bei Schottel in Wismar: Mitarbeiter sind beunruhigt

Nach der Ankündigung, dass 30 Stellen bei Schottel in Wismar zeitnah wegfallen werden, beginnen in den kommenden Tagen die Gespräche mit den Mitarbeitern. Die sind nach Auskunft des Betriebsrates beunruhigt und unsicher. Denn noch weiß niemand, wer vom Personalabbau betroffen sein wird. Ziel von Betriebsrat und Geschäftsleitung ist es, möglichst viele Freiwillige zu finden, die gehen wollen – entweder in den Vorruhestand, mit einer Abfindung oder in eine andere berufliche Weiterbildung. Dann müssten nicht 30 Kündigungen ausgesprochen werden. Das dürfte aber schwierig werden, denn im vergangenen Jahr ist die Belegschaft trotz sechsmonatiger Kurzarbeit dem Unternehmen treu geblieben. „Die meisten wollen nicht weg“, berichtet der Vorsitzende des Betriebsrats. Niederlassungsleiter Michael Potts ist dennoch zuversichtlich: „Weil wir gute Bedingungen ausgehandelt haben“, erklärt er. Belegschaft hält wie eine Familie zusammen: Auch für ihn sei es eine persönlich schwere Zeit: Die Belegschaft habe immer wie eine Familie zusammengehalten. „Wir sind in den vergangenen Jahren auf einer Erfolgswelle geschwommen und haben alles zusammen gewuppt“, betont Potts. Doch nun sieht die Auftragslage nicht mehr so gut aus. Besonders die Niederlassung Wismar, die sich auf die Entwicklung und Montage von Antrieben für Handels- und Spezialschiffe ausgerichtet hat, spürt die Handelsdifferenzen zwischen den USA und China. Die Zahl der Schiffsneubauten sinkt. Hinzu kommt der Einbruch in der Offshore-Industrie (die Gewinnung von Öl und Gas auf hoher See). Weniger Schiffe bedeuten weniger Schiffsantriebe – das macht sich in den Auftragsbüchern von Schottel bemerkbar. 2017 sind in Wismar noch 135 Schiffsantriebe gefertigt worden, 2019 nur 65. Das Servicecenter Nord hat viele Aufträge: Insgesamt gehören zum Wismarer Standort 180 Mitarbeiter. 40 kümmern sich für das Servicecenter Nord um Reparaturen, Service und Schadensfälle. Diese Sparte hat sich gut entwickelt und steht auf gesunden wirtschaftlichen Füßen. Sie macht alte Anlagen (Steuerungen und Antriebe) effizienter und umweltfreundlicher – das nutzen viele Reedereien für ihre Schiffe. Für dieses Jahr rechnet Michael Potts auch beim Bau neuer Anlagen mit einer leichten Erholung im Vergleich zu 2019. Darüber hinaus wird weiter investiert, um den Standort wettbewerbsfähiger zu machen. Neben der 400 000 Euro teuren neuen Krananlage, die im Spätsommer installiert werden soll, werden zwei weitere Arbeitsfelder erprobt: Zum einen, ob große Wellen aus Edelstahl bearbeitet werden können. Die wünschen sich vor allem Yachten-Besitzer und die Marine. Zum anderen wird untersucht, ob sich eine Beschichtungs- und Konservierungsanlage für Unterwasserschiffsantriebe lohnen würde. Die Schottel-Gruppe mit Hauptsitz in Spay am Rhein ist ein Hersteller von Antrieben und Steuerungen für Schiffe und Offshore-Anwendungen. Gegründet wurde das Unternehmen 1921. Die maritime Sparte hat weltweit 938 Mitarbeiter. Dazu zählt auch der Standort Wismar. Dort arbeiten zurzeit 140 Mitarbeiter plus weitere 40 im Servicecenter Nord. Im Servicecenter werden die 30 Stellen nicht abgebaut. Damit man auch beim Personal zukunftsfähig bleibe, möchte er junge Leistungsträger halten. Das lässt sich allerdings nur umsetzen, wenn sich Freiwillige finden, die das Unternehmen verlassen möchten. Denn Betriebsjahre, Kinder und Unterhaltskosten werden im Sozialplan berücksichtigt. „Wir haben aber gute Angebote, die wir jetzt der Belegschaft zusammen mit dem Betriebsrat in kleinen Gruppen vorstellen werden“, kündigt Potts an. Auch der Betriebsratsvorsitzende spricht von einem guten Verhandlungsergebnis. Zu dem gehört auch, dass das Unternehmen eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis Ende 2021 gibt. Mehr Infos: Einigung bei Schottel in Wismar: So viele Stellen fallen weg Jobabbau bei Schottel in Wismar: Mitarbeiter wehren sich Trotz Stellenabbau: Schottel investiert 400 000 Euro in Wismarer Werk Kerstin Schröder Von Kerstin Schröder