Junge Talente brillieren im Park

Das wieder zugängliche Schloss Bothmer machen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sogleich zu ihrem Hochsitz der Kammermusik. „Bothmer Musik“ nennt sich das neue Format: An drei Tagen gibt es jeweils vier Konzerte im neu eingerichteten, modernen Konzertsaal des östlichen Kavaliershauses, drei davon „Wandelkonzerte“ mit großzügigen Abständen, in denen man durch Schloss und Park wandeln, einer offenen Probe oder kleinen Parkkonzerten mit Musikergespräch lauschen kann. Musiziert wird von der „Jungen Elite“, dem internationalen Spitzennachwuchs, Kammermusik in wechselnden Besetzungen, nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht leicht, sondern ernsthaft und dennoch unterhaltend. Im Eröffnungskonzert am Mittwochnachmittag präsentierte sich der originelle litauische Akkordeon-Virtuose Martynas (25) mit Bach, Variationen über eine Paganini-Caprice und den selbst komponierten „Sirens of Vilnius“ — und dann empfing er für sein vorjähriges Konzert den Publikumspreis 2014 der Festspiele MV, dotiert mit 5.000 Euro und dem Abonnement zur Wiedereinladung. Danach wandelten die Gäste gemächlich zu einem Cello- und dann zu einem Hornkonzert. Als Abschluss des ersten Tages: ein großer, bunter Kammermusikabend mit 17 Musikern aus renommierten Förderpools, zumeist Mitte 20, viele von ihnen Akademisten der Münchner Rundfunk-Sinfoniker oder der Staatskapelle Berlin, ausgezeichnete Instrumentalisten, erfahren im glückhaften Zusammenspiel. Sie boten extra Einstudiertes, lackfrisch und glänzend: Ausschnitte aus bewährt Klassischem, aber nicht oft zu Hörendem, den ersten und zweiten Satz aus Mozarts Bläserquartett mit Klavier KV 452, den langsamen Satz aus dem Streichquartett Nr. 1 (1898) des Dänen Carl Nielsen, den leidenschaftlich musizierten Kopfsatz aus dem Klavierquartett op. 25 von Brahms. Die kostbaren Raritäten des Programms dagegen wurden vollständig geboten: ein keckes Duo für Flöte und Cello (1950) des Brasilianers Heitor Villa-Lobos, ein Trio für Klavier, Klarinette und Fagott (1832) des Russen Glinka und als Solitär das Streichoktett op. 20 des jungen Mendelssohn, für das man die acht vorzüglichen und wohl abgestimmten Streicher, die man dazu braucht, wohl nur bei solchen Gelegenheiten zusammenbringt. Heinz-Jürgen Staszak

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