Keine Ware mehr: Auch Grevesmühlener Tafel muss schließen

Eine schlechte Nachricht mehr in diesen Tagen – auch die Grevesmühlener Tafel muss aufgrund der Corona-Krise schließen. Ab kommenden Montag (23. März) ist die Geschäftsstelle in der Wismarschen Straße in Grevesmühlen geschlossen – auf unbestimmte Zeit. Und auch die Ausgabestellen in Schönberg und in Klütz, die normalerweise alle 14 Tage angefahren werden, fallen weg. Vereinsvorsitzender Jürgen Schulte und sein Stellvertreter Christian Ahlbeck sind betrübt. „Wir sprechen hier von 280 Menschen, die wir normalerweise mit für sie dringend notwendigen Lebensmitteln versorgen. Und niemand weiß, wie lange das so gehen wird. “, sagt Schulte. Eigentlich ist die Grevesmühlener Tafel täglich von Montag bis Freitag in der Zeit von 10.30 Uhr bis 12 Uhr geöffnet. Immer mehr Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern schließen. Auch die Wismarer Tafel wurde in dieser Woche geschlossen, ebenso Tafeln in Grimmen und Greifswald. Die Rostocker Tafel ist noch offen, beklagt aber deutlich weniger Lebensmittel als zuvor. Panik verhindert Solidarität: Der Fluss der Waren Richtung Tafel kam bereits vor Wochen ins Stocken, berichtet Ahlbeck. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem immer mehr Leute begannen, Hamstereinkäufe in den Supermärkten in Grevesmühlen und Umgebung zu tätigen. Von der in diesen Tagen viel beschworenen Solidarität ist, wenn Angst regiert, nicht viel zu bemerken. Dass es dann die, die zu den Bedürftigen in der Gesellschaft gehören, oft am härtesten trifft, ist eine Binsenweisheit, die sich bisher in fast allen Krisen immer wieder bestätigt hat. Eine Weile konnten sich die Tafelmitarbeiter noch mit Reserven behelfen, die sie vorrätig hatten und an ihre Klienten ausgaben, – Dosen und Gläser. Doch die sind inzwischen alle aufgebraucht. Und was aus den Märkten derzeit kommt, ist so wenig, dass jeder Bedürftige vielleicht noch zwei, drei Teile in seinem Korb hätte, erklärt Schulte. „Da rechnet sich dann irgendwann auch Aufwand und Nutzen nicht mehr.“ Schweren Herzens habe sich der Vorstand deshalb am Freitag entschlossen, die Tafel in Grevesmühlen zu schließen. Ein Zettel hängt an der Geschäftsstelle in Grevesmühlen aus und auch in Schönberg und Klütz. Ehrenamtler haben Angst vor Ansteckung: Was mit der Miete für die Räumlichkeiten in der Wismarschen Straße passiert, ist eine Frage, die die Tafel nun mit der Stadt klären will. „Wir hoffen auf Unterstützung.“, sagt Schulte. Letztlich, sagt Schulte, ging es aber an diesem Punkt auch um die Frage des Schutzes der Mitarbeiter. „Selbst wenn wir noch ausreichend Waren gehabt hätten, es wurde langsam auch für uns brenzlig.“, erzählt der Vereinsvorsitzende. „Immerhin zählen die meisten unserer Mitarbeiten vom Alter her zur Risikogruppe und machen das hier ehrenamtlich. Wir hatten zwar Desinfektionsmittel, aber keine Masken.“ Und auch wenn sie den Abstand zu den Bedürftigen eingehalten hätten und nach jeder Ausgabe den Tisch desinfizierten, die Angst, sich anzustecken, hätte bei den Mitarbeitern der Tafel schon immer mehr mitgeschwungen. Sollte sich die Situation wieder ändern, die Supermärkte wieder ausreichend Waren haben, die sie abgeben, werde die Tafel aber sofort wieder öffnen, verspricht Schulte. „Wir geben dann sofort mit Aushängen und über die Ostsee-Zeitung Bescheid.“ Auch andere Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern gingen bereits aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise in die Knie: Angst vor Corona – kein Essen mehr von der Greifswalder Tafel Rostocker Tafel beklagt weniger Lebensmittelspenden wegen Corona Zum Schutz der Mitarbeiter – Wismarer Tafel schließt Grimmener Tafel öffnet vorerst zum letzten Mal ihre Türen Von Annett Meinke

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