Konzert im Hof: Pflegedienst Moll überrascht Patienten in Grevesmühlen

Gute Idee in wirren Zeiten: Nachdem in ganz Europa inzwischen Konzerte von den Balkonen oder online stattfinden, hat Thomas Moll eine ähnliche Aktion in Grevesmühlen geplant. Und zwar für die Bewohner der Pflegeeinrichtung im Diamant-Wohnpark. 57 Männer und Frauen leben allein in Wohnungen, die speziell für die Pflegebedürftigen eingerichtet worden sind. „Einige von ihnen haben seit Tagen keinen Besuch mehr bekommen, wir wollten uns etwas einfallen lassen, um den Tag ein bisschen bunter zu machen“, sagt Thomas Moll, Inhaber des gleichnamigen Pflegedienstes, der auch die Einrichtungen im Diamantpark betreibt. „Und was in anderen Ländern und Städten möglich ist, das kriegen wir auch hin.“ Und natürlich sei das Konzert öffentlich, je mehr Menschen kämen, umso besser sei das für die Bewohner. Stattfinden wird es am Donnerstag, 26. März, um 13 Uhr im Hof der Anlage. Ein Akkordeonspieler wird dort auftreten und für die Menschen spielen. Risiken für Pflegekräfte sind gestiegen: Und für die Mitarbeiter. Denn die schuften in diesen Tagen wie viele andere Berufsgruppen auch, die mit Pflege und medizinischen Dienstleistungen zu tun haben. 120 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind bei Thomas Moll beschäftigt. Hauswirtschaft und Pflege sind die beiden großen Aufgaben, die sein Unternehmen anbietet neben anderen Dienstleistern, wie dem DRK Kreisverband und dem Pflegedienst Volk. „Die Arbeit für unsere Leute ist in diesen Tagen nicht nur mehr geworden, sie ist auch sehr viel risikoreicher“, erklärt Thomas Moll. „Wir haben unsere Pflegekräfte zum Beispiel in drei Gruppen eingeteilt. Es gibt zwei Schichten, die rausfahren, aber nicht miteinander in Berührung kommen. Dann haben wir noch eine kleine Reserve, falls jemand ausfällt.“ Ziel sei es, den Kontakt der Mitarbeiter untereinander zu minimieren. Der Kontakt mit den Patienten allerdings lässt sich nicht vermeiden. „Aber unsere Leute gehen nur noch mit Mundschutz und Handschuhen in die Wohnungen. Das Thema Hygiene war schon immer wichtig, jetzt hat es noch einmal eine ganz neue Bedeutung erhalten.“ Und zusätzliche Aufgabenfelder. „Wenn es um Menschen geht, die nicht nur pflegerische Hilfe brauchen, dann gehen wir auch mal einkaufen. Das gehört in dieser Zeit einfach dazu.“ Das mache den Alltag für die überwiegend weiblichen Kräfte nicht eben einfacher. Zumal auch im sozialen Bereich die Menschen Abstriche machen müssen. „Ich kann das nicht überprüfen, aber im Rahmen der ganzen Belehrungen habe ich auch an unsere Leute appelliert, ihre sozialen Kontakte, soweit es geht, zurückzuschrauben.“ Bis zu 500 Hausbesuche pro Tag: Dass die Auftragslage deutlich mehr geworden sei, hänge laut Thomas Moll auch damit zusammen, dass die Krankenhäuser angehalten sind, die Patienten nach Hause zu schicken, um die Betten für die akuten Notfälle freizuhalten. Das sorgt zwangsläufig dafür, dass die Arbeit der mobilen Pflegedienste steigt. 400 bis 500 Hausbesuche sind es allein im Unternehmen von Thomas Moll. Dass derzeit die Anerkennung für Pflege- und Medizinkräfte in der Öffentlichkeit um einiges größer geworden ist, das sei zwar schön. „Aber grundsätzlich ändert das nichts an der allgemeinen Situation, was Bezahlung und Ausbildung betrifft.“ Er hofft darauf, dass die aktuelle Krise etwas bewirke. „Eines hat sich übrigens schon getan. Ich hatte in den vergangenen Tagen einen Anruf aus dem Rathaus in Grevesmühlen, ob man dort etwas für mich tun könne.“ Früher sei er es gewesen, der bei den Behörden anklopfen musste. „Dass man jetzt auf uns zugeht, das tut schon gut.“ Lesen Sie dazu auch: Hilfe in Corona-Krise: Immobilienservice aus Dassow verschenkt Toilettenpapier Lautsprecherdurchsagen gegen Urlauber in Nordwestmecklenburg Liveticker zur Coronavirus-Lage in MV: Hilfsaktionen gestartet Von Michael Prochnow