Kunst offen: Nordwestmecklenburgs Kreative trotzen der Corona-Krise

Die Wände der unteren Räumlichkeiten in der Rehnaer Straße 2 in Grevesmühlen könnten bestimmt viele Geschichten erzählen. Von Kunden, die dort einst Lebensmittel des täglichen Bedarfs einkauften, und von Mietern, die nach dem Ende der HO-Verkaufsstelle dort wohnten. Auch Dorit Markwart kaufte als Kind vor Ort Milch und Brot ein, erinnert sie sich. Jahre später hat die Künstlerin aus Neu Degtow, die in Wotenitz aufwuchs, nun in der unteren Etage ihr Atelier eingerichtet, das sie in Erinnerung an die guten alten Zeiten liebevoll „Das HaÖchen“ nennt. Das öffnet am Pfingstwochenende zu „Kunst offen“ am Samstag, Sonntag und Montag jeweils von 11 bis 18 Uhr seine Türen – selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Regeln. Mit dem eigenen Atelier hat sich Dorit Markwart einen großen Traum erfüllt. Zuletzt funktionierte sie im Eigenheim ein Kinderzimmer zur kreativen Stube um. Da sie vor allem gern mit der Kipptechnik Leinwände gestaltet, waren in Neu Degtow Grenzen gesetzt. „Es ist den Bildern anzusehen, wenn ich nicht freizügig kippen kann und den Lauf der Farbe stoppen muss aus Angst, den Fußboden zu verschmutzen“, schildert sie. Ihr Ziel ist es zudem, bald vor Ort auch Malkurse anzubieten. Musik wird es zu Pfingsten auch geben. Hobbysänger Marc Waack wird eigene und Abba-Lieder präsentieren. Alle Interessierten sind eingeladen, in dem etwa 50 Quadratmeter großen Raum vorbeizuschauen – wenn auch in Corona-Zeiten unter Einhaltung der Abstandsregeln. Vielerorts in MV laden Künstler in ihre Ateliers ein: Kunst offen: Nordwestmecklenburgs Kreative trotzen der Corona-Krise Wismarer Till Lindemann-Maler öffnet Atelier sowie 59 andere Künstler aus NWM Diese Ateliers nehmen in der Region Bad Doberan teil „Kunst offen“: Knapp 90 Künstler in und um Rostock öffnen Ateliers Diese 18 Ateliers und Galerien öffnen zu Pfingsten rund um Fischland-Darß-Zingst Diese Künstler rund um Grimmen machen mit Von Kranich-Erotik bis Wolfsnachwuchs – das ist los zu Pfingsten in der Region Stralsund Diese Künstler von den Inseln Rügen und Hiddensee sind dabei Startschuss für „Kunst offen“ am Sonnabend: Künstler in Greifswald und dem Umland öffnen ihre Ateliers Pfingsten auf Usedom: Künstler öffnen zu „Kunst:Offen“ ihre Ateliers Corona stellt Künstler vor Herausforderungen: Die Pandemie stellt nicht nur Dorit Markwart vor Herausforderungen – vor allem, wenn die Arbeitsstätte nicht groß ist. Mit 60 Teilnehmern öffnen deutlich weniger Künstler ihre Ateliers, Werkstätten, Privathäuser und Galerien in Nordwestmecklenburg. Das sind gerade einmal die Hälfte von denen, die sich im Januar für die Aktion „Kunst offen“ angemeldet hatten. Lange Zeit war nicht klar, ob die beliebte Veranstaltung durch Corona überhaupt stattfinden kann. Grevesmühlen: Renate Schürmeyer, „Das Eck“, Am Bahnhof 4; Hannelore Krull (stellt im Kreisagrarmuseum Dorf Mecklenburg aus); Reinhard Schakau, Schweriner Straße 24; Dorit Markwart, Rehnaer Straße 2 Dassow: Juliane Held, Hermann-Litzendorf-Straße 5 Dönkendorf: Monika von Westernhagen, Am Hof 3 Elmenhorst: Sabine Jahn, Dorfstraße 65 Gantenbeck: Erik Rüffler, Kurze Straße 1 Gostorf: Barbara Hoffmann, Kuhberg 2 Grevenstein: Roland Zech, Feldmark 5 Groß Schwansee: Martina Buchholz, Seeweg 9a Groß Walmstorf: Sabine Baetke, Am Schmiedeholz 26 Hof Mummendorf: Brigitte Manzke, Alte Schulstraße 4a Hof Reppenhagen: Georg Heilmann, Dorfstraße 2 Kalkhorst: Messermanufaktur Facto, Am Park 1; Peter K. Endres, Friedensstraße 45 Kirch Mummendorf: Heiner Drews, Am Kirchsteig 1 Klütz: Cathrin Freuschle, Lübecker Straße 3; Louisa-Helga Scheunert, Lübecker Straße 3; Janne Brandt, Predigerstraße 14; Ana Sojor, Am Markt 3 Mallentin: Sven Eggers, Grevesmühlener Straße 8 Plüschow: Ulf-Peter Schwarz, Plüschower Dorfstraße 22 Schattin: Claus Görtz, Hauptstraße 5 Schönberg: Heinrich Tenbreul, Ratzeburger Straße 6 Warnow: Carolin Reimers, Ziegeleiweg 2; Kerstin Schnell, Dorfstraße 18 Wüstenmark: Birgit Moll, Landstraße 9 Catrin Freuschle aus Klütz freut es, dass es durch die Lockerung der Corona-Regeln nun doch die Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren, Bei ihr gibt es nicht nur Kunst, Handwerk und Design. Es wird auch heiter in der Alten Molkerei. Mit Kabarettistin Romy Hildebrandt ist von Samstag bis Montag ein ganz besonderer Gast vor Ort. Sie präsentiert mit ihrem „Romy Hildebrandt Quartett“ das Programm „Damenwahl“. In den Klützer Kunsträumen sinnieren vier Damen über leichtfüßige Lebenskunst. Sie singen und plaudern aus dem Balkonkästchen über Gesundheit, Garten und Globales und betrachten heiter ironisch „Besseresser“, „Selbstoptimierungswahnwitz“ und so manch „vernunftfreien Raum“. Da ist Romy, die über feste Öffnungszeiten im Internet nachdenkt. Und Mathilde, die beherzt in der „Kochfeldforschung“ unterwegs ist. Marie lässt auch mal, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten, etwas anbrennen, und Ottilie stellt sich mutig dem Älterwerden und plädiert für virtuelle Grabpflege. Die Aufführungen beginnen am Samstag und Sonntag um 17.30 Uhr und am Montag um 11 Uhr. Im Nachbarschaftstreff „Das Eck“ am Busbahnhof in Grevesmühlen werden an Pfingsten in einer kleinen Ausstellung Bilder, Masken, Skulpturen, die während des letzten Jahres entstanden sind, ausgestellt. Auch das Ausmalbuch „Grevesmühlen in bunt“ wird der Öffentlichkeit zu dieser Gelegenheit präsentiert, ebenso die Zeichnungen aus dem „Corona-Tagebuch des Ecks“, das seit Mitte März auf der Internetseite www.das-eck-grevesmuehlen.de zu sehen ist und täglich erweitert wird. Geöffnet ist „Das Eck“ am Pfingstsamstag, Pfingstsonntag und Pfingstmontag in der Zeit von 13 bis 18 Uhr. Sonderausstellung im Kreisagrarmuseum: Hannelore Krull aus Grevesmühlen weicht in diesem Jahr ins Kreisagrarmuseum Dorf Mecklenburg aus. Schon zum zehnten Mal nimmt sie an „Kunst offen“ teil. Ihre Bilder sind in diesem Jahr in einer Sonderausstellung im Museum zu sehen. Hannelore Krull malt seit mehr als 20 Jahren, insbesondere Ölbilder auf Leinwand. Es werden aber auch Acrylbilder zu sehen sein. Ehemann Peter Krull ist inzwischen kein aktiver Maler mehr, organisiert aber die Ausstellungen und ist der wichtige Partner im Hintergrund, der sich an den Bildern seiner Frau erfreut. Zum ersten Mal bei „Kunst offen“ dabei ist Brigitte Manzke aus Hof Mummendorf. Lange freut sie sich darauf und befürchtete, dass ihr Corona zur Premiere einen Strich durch die Rechnung macht. Ihr großes Grundstück garantiert Sicherheitsabstände, sodass die Rentnerin nun alle finalen Vorbereitungen für Pfingsten treffen kann. Zu sehen sein wird Getöpfertes – von Gartendeko wie Tiere und Rosenkugeln über Maritimes bis hin zu Tassen – und Gestricktes. „Ich habe mit 62 Jahren noch das Strümpfestricken gelernt“, erzählt sie lächelnd. Eine Anleitung schaute sie sich bei YouTube ab. Die Türen ihres Ateliers „Brima“ öffnet Brigitte Manzke von Samstag bis Montag jeweils von 10 bis 18 Uhr. Lesen Sie auch: Von der Ukraine nach Mecklenburg: Das ist Herrnburgs erster Kantor Aus gutem Grund: Evelyn Günther kam nach 18 Jahren zurück nach Grundshagen Kunst offen statt Shutdown: Kreative in Schattin laden ein Boltenhagens Dünenpromenade wächst immer weiter Von Jana Franke