Landkreis wappnet sich für afrikanische Schweinepest

Die Angst davor, dass die afrikanische Schweinepest auch den Landkreis Nordwestmecklenburg erreicht, ist da – und bleibt auch in der Kreisverwaltung nicht unausgesprochen. Panikmache ist fehl am Platz. Nichtsdestotrotz ist ein Szenario durchgespielt worden, wie es in Polen und der Tschechischen Republik als unmittelbare Nachbarn Deutschlands an der Tagesordnung ist: Im Klützer Winkel ist ein infiziertes Wildschwein aufgefunden worden. Mit diesem fiktiven Beispiel sind am Sonnabend die Mitglieder des Kreisjagdverbandes auf ihrer Delegiertenkonferenz in der Malzfabrik Grevesmühlen konfrontiert worden. Was tun? Augen verschließen? Es nicht für wahr haben wollen? Das ist sicherlich der falsche Weg und könnte eine Epidemie wie eben in Polen auslösen – für den Menschen ungefährlich, aber für die Schweinewelt tödlich und für Landwirte existenzbedrohend. Umso wichtiger, dass Jäger und Bauern (nicht nur in dem speziellen Fall) eng zusammenarbeiten. Zunächst würde um das tote Tier, an dem die afrikanische Schweinepest nachgewiesen wurde, eine Zone im Radius von drei bis fünf Kilometer gezogen, in der im ersten Schritt weitere tote Wildschweine ge- und untersucht werden, erläutert Dr. Philipp Aldinger, Leiter der Veterinär-und Lebensmittelüberwachungsamtes des Landkreises Nordwestmecklenburg. Der weitere Umkreis im Radius von 15 Kilometern gelte als gefährdetes Gebiet, das ebenfalls unter die Lupe genommen werden würde. Im zweiten Schritt würde die Population der Wildschweine ausgedünnt werden, in der fünf-Kilometer-Zone nahezu gegen Null. Keine leichte Aufgabe, denn beim Jagen besteht die Gefahr, dass eventuell infizierte Tiere in das bisher nur gefährdete Gebiet gedrängt werden. „In Tschechien sind Zäune errichtet worden, sodass sich die Tiere und damit die Seuche nicht weiter verbreiten“, erklärt Dr. Philipp Aldinger. Übertragen wird die hoch ansteckende und anzeigepflichtige Viruserkrankung von Tier zu Tier über Blut oder indirekt durch den Kontakt virusbehafteter Kleidung des Jägers oder durch Speiseabfälle, die die Schweine zu sich nehmen. Die Tiere, auch Hausschweine können betroffen sein, sterben zu 90 Prozent innerhalb von zehn Tagen. Jäger sind mittlerweile auch schon von der Landesregierung angehalten, Schwarzwild so effektiv und umfassend wie möglich zu bejagen, um die Population nachhaltig zu reduzieren. Denn kommt es zu einem beschriebenen Szenario, dürften die Äcker im betroffenen Gebiet nicht mehr beerntet werden – ein Todesurteil für viele Landwirtschaftsbetriebe. 1068 Mitglieder zählt der Kreisjagdverband Mecklenburg-Vorpommern – aufgeteilt in 21 Hegeringe. An Rotwild wurden im vergangenen Jagdjahr 159 Stücke gestreckt, an Damwild 203, an Muffelwild 130, an Schwarzwild 7155 – 1086 mehr als im Jagdjahr zuvor – und an Rehwild 6050 (ein Anstieg um 760 Stück). Waschbären wurden 219 erlegt, Füchse 2006, Flugwild 1016. Die Zahlen lassen zwar vermuten, dass Jäger als Personen angesehen werden, die nur mit der Waffe im Wald herumlaufen und wild schießen. Doch das dem nicht so ist, bittet der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes, Renee Pollak, auch an die Bevölkerung heranzutragen – auch durch intensive Öffentlichkeitsarbeit. Denn nicht zuletzt seien es die Jäger, die mit ihrer Arbeit unter anderem Wildschäden verhindern und im Fall des fiktiven Szenarios Seuchen aktiv eindämmen. Jana Franke

Grevesmühlen - Landkreis wappnet sich für afrikanische Schweinepest