Die Kreisverwaltung in Grevesmühlen hat am Freitag eine offizielle Warnung vor einem Wolf herausgegeben, der sich offenbar zwischen Herrnburg und Lübeck aufhält. Das Tier hatte Anfang April zwei Frauen umkreist, die im Wald bei Herrnburg mit ihren Hunden spazieren gegangen waren, und der sich der Gruppe bis auf wenige Meter genähert hatte.
Auch aus Lübecks Stadtteil Eichholz, der nur wenige hundert Meter von Herrnburg entfernt beginnt, kamen entsprechende Meldungen über die Sichtung eines Wolfs. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus selbst hatte den Vorfall aus der Nähe von Herrnburg in einem Gespräch mit der OZ öffentlich gemacht und bereits einen Tag nach dem Vorfall betont, dass die Sache eingehend untersucht würde. Denn das Verhalten des Tieres sei nicht artgerecht. Daher kam damals auch die Vermutung auf, dass es sich möglicherweise auch nicht um einen Wolf, sondern um einen Mischling handeln könnte.
Behörde bestätigt Existenz eines Wolfs
Die OZ ist auch bei WhatsApp
Doch diese Vermutung ist jetzt vom Tisch. Wie Mathias Diederich, Stellvertretender Landrat von Nordwestmecklenburg, auf Nachfrage der Redaktion bestätigte, handele es sich zweifelsfrei um einen Wolf. „Das ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der betroffenen Naturschutzbehörden in den vergangenen Wochen“, so Diederich. Denn neben Nordwestmecklenburg sind auch die Hansestadt Lübeck sowie der Kreis Herzogtum Lauenburg von dem Fall betroffen. Denn noch weiß niemand, wo genau sich der Wolf aufhält, beziehungsweise wie weit sein Gebiet reicht. Denn die Tiere halten sich selten nur in einem Waldgebiet auf.
Ministerium: Abschuss wird geprüft
Backhaus betonte Anfang April, dass auch der Abschuss des offensichtlich jungen Tieres geprüft werde. Denn der Wolf sei bei dem Vorfall nahe Herrnburg nicht aggressiv gewesen, habe sich aber auch nicht vertreiben lassen und ein hartnäckiges Interesse an den mitgeführten Hunden gezeigt. „Die zuständigen Naturschutzbehörden ordnen dieses Verhalten als auffällig ein und prüfen derzeit die Möglichkeit von Maßnahmen zur Vergrämung des Wolfes“, heißt es dazu in der Mitteilung des Landkreises Nordwestmecklenburg.
Kein Futter im Wald zurücklassen
Die Behörde warnt insbesondere Hundebesitzer, dass sie ihre Tiere an der Leine führen sollen bei Spaziergängen im Wald. Und: „Damit sich der Wolf in keinem Fall weiter an den Menschen gewöhnt, darf insbesondere keine Fütterung erfolgen. Dies gilt auch für eine indirekte Fütterung durch liegengelassene Speisereste oder sogenannte Hundeleckerlies.“
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Sollte sich das gesichtete Tier von sich aus annähern, sollten die Spaziergänger es durch Lärm vertreiben und sich aus dem betreffenden Gebiet zurückziehen. „Entsprechende Beobachtungen sollten sofort der Polizei, der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises oder der Wolfshotline des Landes gemeldet werden. Die Behörden bittet auch darum, Fotos oder Videos aus solchen Beobachtungen zu übergeben.
Jäger beobachtet nicht scheuen Wolf bei Ratzeburg
Erst vor wenigen Tagen hatte Jäger Fabian Henning in Duvensee westlich von Ratzeburg einen Wolf von einem Hochsitz aus beobachtet und fotografiert. Henning berichtete davon, dass das Tier entspannt und keinesfalls scheu gewirkt habe und im Abstand von wenigen Metern an ihm vorbei gelaufen sei. Ähnlich wie es die beiden Frauen Anfang April aus Herrnburg berichtet haben. Beide Orte liegen nur knapp 20 Kilometer auseinander. Es könnte sich demnach um dasselbe Tier handeln.
Michael Prochnow